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- AZ 12/2006
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Kommentar
Unser Dilemma
Seit es den Apothekerberuf gibt, kämpft der Apotheker mit einem Dilemma: Ist er Kaufmann, ist er Heilberuf? Oder: Wie verbindet er den Heil- mit dem Kaufmannsberuf so, dass er in beiden Gebieten glaubwürdig bleibt? Anders als der Arzt, der für seine ärztliche Heilkunst, für sein Wissen honoriert wird, erhält der Apotheker in erster Linie Geld für eine Ware, die er verkauft. Das war früher so und hat sich bis heute im Wesentlichen nicht geändert. Das, was früher als ars pharmaceutica bezeichnet wurde, ist mit der industriellen pharmazeutischen Produktion von Arzneimitteln in den Hintergrund getreten.
Dieses Dilemma zwischen Heilberuf und Kaufmann tritt in Zeiten knapper Kassen besonders deutlich hervor. Wie schaffen wir den Spagat zwischen Ethik und Monetik, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren? So, dass wir angemessen davon leben können, dass wir das Unternehmen Apotheke mit vielen Arbeitsplätzen sichern, wirtschaftlich arbeiten, nicht zum Krämer werden und gleichzeitig pharmazeutisches Wissen in Form von Beratung und Information ins Gesundheitswesen einbringen?
Mit jedem Spargesetz verschärft sich dieses Dilemma: Einerseits fordert die Politik mehr Wettbewerb auf Apothekenebene. Gesundheitspolitiker rufen dazu auf, die Möglichkeiten der freien Preisbildung im OTC-Markt zu nutzen und den Patienten günstige Arzneimittel anzubieten. Gleichzeitig limitiert man Wettbewerbsinstrumente wie Rabatte. Und je stärker sich unser Ertrag durch gesetzliche Eingriffe verringert, umso mehr müssen wir nach wirtschaftlichen Möglichkeiten suchen, den für den Apothekenbetrieb notwendigen Ertrag zu erwirtschaften.
Andererseits: Wenn Apotheker dies tun, wenn sie von marktwirtschaftlichen Instrumenten Gebrauch machen, ihre Ladenflächen optimieren, Werbung treiben, rationalisieren, dann kommen sie sehr schnell in den Ruf, nur der Kaufmann zu sein, der Distributeur, dessen Arbeit letztlich eine Maschine billiger erledigen kann. Die heilberufliche Tätigkeit geht in der öffentlichen Wahrnehmung dadurch leicht verloren. Wie kommt man aus diesem Dilemma raus?
Die Kunst wird in Zukunft noch mehr darin liegen, beides in Einklang zu bringen. Der Apotheker als wissenschaftlicher Eremit wird - langfristig gesehen - ebenso wenig überleben wie der Apotheker als Drogeriemarkt-Manager, der nur noch seine Regalfläche und die Sonderangebote optimiert. Das Erfolgsrezept wäre: sich als Pharmazeut zu profilieren (über pharmazeutisches Wissen, Beratung und Information) und gleichzeitig zu fragen, was ihm das ökonomisch bringt. Die pharmazeutische Weiterentwicklung muss ökonomisch bewertet werden, mit "l'art pour l'art" kommen wir nicht weiter. Wie wir dies konkret vorantreiben - darüber sollten wir intensiv und sofort diskutieren.
Peter Ditzel
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