Kommentar

Fassungslos

Die ersten Kommentare in der Presse zum Arbeitsentwurf der Gesundheitsreform, die "GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz" (GKV-WSG) heißen wird, verdeutlichen, wo es mit dem deutschen Gesundheitswesen in Zukunft lang geht: ab in eine grellrote Staatsmedizin. Wenn man dann noch die Bestrebungen zur Reform – besser: zur staatsmedizinischen Ausrichtung – der privaten Krankenversicherungen betrachtet, dann weiß man: der Entwurf trägt nur die Handschrift von Ulla Schmidt. Schwarze Spuren von CDU/CSU sind kaum zu erkennen (ist die CDU-Kanzlerin zur Marionette der SPD geworden?). Der FDP-Politiker Daniel Bahr bringt es auf den Punkt: Es ist der "Weg in ein staatliches und zentralistisches Gesundheitswesen". Die Vorhaben im Bereich der Krankenkassen können nur noch Kopfschütteln auslösen.

Fassungslos wird man, wenn man die Vorhaben betrachtet, die uns Apotheker treffen. Wie im Eckpunktepapier angedeutet, werden die Apotheken gezwungen, Einsparungen von 500 Mio. Euro für die Kassen zu erzielen – entweder im Rahmen der Aut-idem-Regelung durch bevorzugte Abgabe von Generika, bei denen Rabatte zugunsten der Krankenkassen ausgehandelt wurden, oder – falls dies nicht funktionieren sollte – durch eine Anpassung des Zwangsrabatts von zwei Euro ab 2009. Um durchschnittlich 23.000 Euro pro Apotheke werden wir demnach auf jeden Fall geschröpft.

Die Apotheke erhält die Möglichkeit, auf die Rezeptzuzahlung und Eigenanteile der Versicherten zu verzichten. In Anbetracht des Wettbewerbs mit ausländischen Versand–apotheken, die dies heute bereits tun, bedeutet dies im Klartext, dass eine Apotheke kaum noch die Zuzahlungen von ihren Kunden verlangen können wird, also: weitere Verluste.

Da die Arzneipreisverordnung für verschreibungspflichtige Arzneimittel auf eine Höchstpreisverordnung umgestellt wird, werden die Kassen mit den Apotheken weitere Preisnachlässe aushandeln wollen. Kassen soll es dabei erlaubt sein, Versicherte und Vertragsärzte über preisgünstige Bezugsquellen für Arzneimittel zu informieren. Ferner will die Regierung durch die Möglichkeit zum Auseinzeln sparen, die Verblisterung wird offiziell zugelassen und erleichtert. Auch die Abgabe zurückgebrachter und erneut abgegebener Arzneimittel soll ermöglicht und Krankenhausapotheken in die ambulante Versorgung mit einbezogen werden. Die Folgen für die Apotheke lassen sich im Einzelnen derzeit kaum abschätzen.

Wettbewerb bis zum Exitus – nur die Krankenkassen selbst werden von der Regierung vom Wettbewerb ausgenommen und immer mehr vereinheitlicht. Da bleibt nur die Hoffnung, dass dieses Arbeitspapier noch kräftig geändert wird.

Peter Ditzel

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