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- AZ 46/2006
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Privatpatienten bevorzugt: AOK-eigenes Institut stellt Vorteile für PKV-Versich
Die Studie zeigt zudem, dass längere Wartezeiten auch im subjektiven Empfinden der Patienten ein Problem darstellen. 33,5 Prozent der GKV-Versicherten mit akuten Beschwerden empfanden die Wartezeit auf ihren letzten Arzttermin als zu lang – bei Privatversicherten traf dies nur auf 14,7 Prozent zu. Vor allem in Ostdeutschland ist die Ungleichbehandlung ausgeprägt: Hier klagten fast 40 Prozent der GKV-Versicherten mit akuten Beschwerden über zu lange Wartezeiten, aber nur jeder siebte Privatversicherte (13,3 Prozent).
Generell nehmen die Wartezeiten ab, je größer der Ort ist. Dies ist laut WIdO auf die höhere Arztdichte in Ballungsgebieten zurückzuführen. Doch auch hiervon profitieren offenbar in erster Linie die PKV-Versicherten. So mussten selbst in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern 20,8 Prozent der GKV-Patienten mit akuten Beschwerden länger als zwei Wochen auf einen Behandlungstermin warten, aber nur noch 2,5 Prozent der PKV-Patienten.
Barmer will Initiative starten
Der Vorstandsvorsitzende der Barmer Ersatzkasse, Johannes Vöcking, kündigte unterdessen eine Initiative gegen die Ungleichbehandlung an: "Ein Arzt, der gesetzlich Versicherte diskriminiert, kann nicht das gleiche Honorar erwarten wie ein Arzt, der alle gleich behandelt und bei dem niemand warten muss." Denkbar ist für Vöcking, eine Bonus/Malus-Regelung einzuführen. Danach könnten Ärzte, die Kassenpatienten rasch einen Termin anbieten, Honorarzuschläge erwarten, während auf Praxen mit langen Wartezeiten Abschläge zukämen.
Auch bei der AOK Rheinland/Hamburg denkt man über Maßnahmen nach. Kassen-Chef Wilfried Jacobs sprach sich dafür aus, die Kassenzulassung zeitlich zu befristen und nur dann zu verlängern, wenn gesetzlich Versicherte bei diesem Arzt zügig Termine bekommen.
Lauterbach ruft zum Ärzte-Boykott auf
Unterstützung erhalten die Kassen vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Er rief zum Boykott von Ärzten auf, wenn diese Privatpatienten bevorzugt behandeln. "Die gesetzlichen Kassen sollten mit solchen Ärzten zumindest keine Einzelverträge etwa über Integrierte Versorgung abschließen", forderte Lauterbach. Ärzte, die sich an Zwei-Klassen-Medizin beteiligen, müssten wirtschaftlich abgestraft werden. Dabei sei es wichtig, dass alle gesetzlichen Kassen in diesen Fragen an einem Strang ziehen, sagte der SPD-Abgeordnete.
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