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- AZ 51/2006
- Liebes Christkind
Glosse
Liebes Christkind,
bin noch so erkältet von den vier Protest-Events gegen die Reform: Hab sie alle mitgemacht! Auch die Sandkasten-Demo in München. Jetzt kannst nur noch Du helfen! Wenn ich heute Abend, wenige Tage vor dem Weihnachtsfest, in meinem Apothekenkämmerchen sitze und Dir mein kleines Wunschzettelchen schreibe, dann steht das an erster Stelle: Schick den Berliner Politikern Erleuchtung!
Nein, ich will nicht meckern, meine zweite Filiale, die ich mir in diesem Jahr geleistet habe, lässt sich ordentlich an. Gute Mitarbeiter und samstags keine PTA allein – das hab ich Dir versprochen. Und für alle gibt's 20 Prozent über Tarif, das musst Du anerkennen.
Ich frage mich nur: Wie konntest Du zulassen, dass dieser Josef aus dem Saarland dem Holland-Ralf erlaubt hat, seine grün-weiße Klitsche (beim Wort Apotheke streikt mein Füller) in Saarbrü–cken zu eröffnen? Hast Du erkannt, was das für uns Apothekerleins bedeutet?
Vielleicht sogar das Aus! Das wär' der Auftakt für Ketten und mehr in Deutschland, wenn Du weißt was ich meine. (Verzeih, aber seitdem hasse ich Lichterketten am Christbaum.) Zurzeit ist dieser Laden zwar geschlossen, doch wer weiß, was da euromanischen Richtern so alles einfällt... also, tu was!
Und mach was, aber bitte ganz ganz schnell, gegen all die niederen Begierden der Menschen, die immer nur das Billigste und Günstigste haben wollen. Sie glauben, Geiz sei g... (verzeih dieses Wort, das ich Dir nicht zumuten wollte). Ist es nicht verwerflich, wenn sich nun einige meiner Kollegen anschicken, diese Begierden zu erfüllen? Sie nennen ihre Offizinen einfach apo-easy-discount-take oder so und verramschen unseren Arzneischatz mit 30 Prozent Rabatt (dagegen sind ja die parmavies – oder wie die heißen noch besser). Die Politiker lachen sich ins Fäustchen, wie wir uns die Köpfe einhauen und freuen sich, wenn wir bald 5000 weniger sind. Fast wäre noch Magdalene über Rabatte gestolpert.
Wie soll ich dagegen halten? Noch mehr Dienstleistungen am Kunden geht fast nicht mehr. Soll ich vielleicht Rezeptsammel-Briefkästen bei allen umliegenden Tankstellen aufhängen? Was dm kann, kann ich schon lange!
Bevor ich meinen Resveratrol-Glühwein schlürfe und einen leckeren Zimtstern (cumarinfrei) aus dem Blister drücke (war endlich ein sinnvoller Einsatz meiner Blistermaschine), mein letzter Wunsch an Dich: Flieg in der Jägerstraße bei der introvertierten Öffentlichkeitsarbeit vorbei. Wirf ein paar Wunderkerzen ab – vielleicht hilft's ja für Geistesblitze und (an)nettere Kontakte 2007 mit den Medien.
Dein Apothekerlein Peter
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