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Ernährung aktuell
Heilfasten: Herausforderung für Körper, Geist und Seele
DAZ:
Welchen Menschen empfehlen Sie eine Fastenkur?
v. Mengershausen:
Man muss nicht krank sein, um zu fasten. In den Leitlinien der Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung unterscheidet man heute das "therapeutische Fasten" bei vorliegenden Erkrankungen sowie das "präventive Fasten", bei dem krank machendes Übergewicht abgebaut und die Ernährung umgestellt werden soll. Und zuletzt das so genannte "Fasten für Gesunde" , wobei die beiden letzteren sich oft überschneiden.
DAZ:
Wer profitiert vom therapeutischen Fasten?
v. Mengershausen:
Therapeutisches Fasten kann zum Beispiel beim metabolischen Syndrom (der Kombination von Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoff-wechselstörung und Typ-II-Diabetes) eine deutliche Stoffwechselverbesserung mit nachfolgend vermindertem Medikamentenverbrauch bewirken. Auch Patienten mit rheumatischen Erkrankungen, Allergien, Migräne und Infektanfälligkeit können von einer Fastenperiode profitieren. Am wichtigsten ist jedoch der Wille und die positive Einstellung zum Fasten. Es macht keinen Sinn, jemanden überreden zu wollen, der nicht zum Fasten bereit ist.
DAZ:
Wer darf auf keinen Fall fasten?
v. Mengershausen:
Bei medizinischen Kontraindikationen darf auf keinen Fall gefastet werden. Das sind eine fortgeschrittene Einschränkung der Leber-, Nieren- oder Herzfunktion, fortgeschrittene Krebserkrankungen, Essstörungen, akute psychiatrische Erkrankungen oder eine nicht mit Medikamenten zu beherrschende Schilddrüsenüberfunktion. Während Schwangerschaft und Stillzeit darf ebenfalls nicht gefastet werden.
DAZ:
Wer sollte nur unter ärztlicher Kontrolle fasten?
v. Mengershausen:
Bei folgenden Erkrankungen sollte nur mit einer sorgfältigen medizinischen Überwachung gefastet werden: Typ-I-Diabetes, häufige Gichtanfälle, Herzrhythmusstörungen, fortgeschrittene koronare Herzerkrankung und Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre. Auch Patienten, die viele verschiedene Medikamente einnehmen, sollten engmaschig überwacht werden.
DAZ:
Wann empfiehlt sich eine stationäre Kur in einer Fastenklinik?
v. Mengershausen:
Beim "therapeutischen Fasten" empfiehlt es sich, vor allem ein erstes Fasten in einer Fastenklinik durchzuführen. Auch bei den oben angeführten Erkrankungen, die engmaschig überwacht werden sollten, ist ein stationärer Aufenthalt zu empfehlen. Wer in solchen Fällen in der Nähe einen niedergelassenen erfahrenen Fastenarzt hat, der die Fastenzeit betreut, kann auch ambulant fasten.
Generell ist es so, dass man in einer Fastenklinik oder Sanatorium die Möglichkeit hat, ein umfassenderes Begleitprogramm wahrzunehmen. Massagen, anregende Kneippanwendungen, Bewegungsprogramme, Ernährungsberatung und vor allem auch Entspannungsbehandlungen bereichern das Fasten im ganzheitlichen Sinn. Auch ist es wichtig, während der Fastenzeit nicht vom Alltagstrott belastet zu werden. In den Büchern steht, man solle zum Fasten "in die Wüste gehen" – im übertragenen Sinne bedeutet das, dass man sich an einen schönen abgelegenen Ort zurückziehen sollte.
DAZ:
Was sollte man beachten, wenn man zu Hause fastet?
v. Mengershausen:
Wer zum ersten Mal fasten möchte, sollte das nie ohne Begleitung machen. Es gibt niedergelassene Ärzte, die Fastengruppen leiten oder ausgebildete Fastenleiter, die eine Fastenerfahrung zum Beispiel über die Volkshochschule anbieten. Vor dem Fasten sollten einige Laboruntersuchungen erfolgen und auch ein Beratungsgespräch. Der Austausch in einer Fastengruppe ist ein wichtiger Bestandteil während des Fastens.
Erfahrene Faster können dann selbstverständlich auch zu Hause fasten – wichtig wäre allerdings, sich eine ruhige, stressfreie Zeit auszusuchen. Die Seele muss in dieser Zeit besonders genährt werden, beispielsweise mit Entspannung, schönen Büchern oder Musik. Der zweite wichtige Punkt ist, dass man unbedingt Zeit braucht, um sich während des Fastens ausgiebig bewegen zu können. Wer sich bewegt, fastet leichter.
DAZ:
Ist Fasten zur Gewichtsreduktion geeignet?
v. Mengershausen:
Jein! Wer nur schnell ein paar Kilo loswerden möchte um dann aber wieder genauso weiter zu essen wie zuvor, für den ist Fasten nicht der richtige Weg. Fasten ist viel mehr als nur die bloße Gewichtsabnahme. Sie haben die Möglichkeit, nach dem Fasten das Essen sozusagen neu zu lernen. Es entsteht eine neue Bewusstheit und Wertschätzung der Nahrung. Viele Menschen essen im Alltag zu unbewusst, zu schnell, zu unregelmäßig. Nach dem Fasten entsteht wieder ein neuer wichtiger Rhythmus. Hier ist allerdings der Wille und die Bereitschaft des Einzelnen gefragt, diese Chance auch wahrzunehmen. In unserem Hause bekommen wir oft positives Feedback, dass diese Ernährungsumstellung vielen auch wirklich gelungen ist – verbunden mit einem ganz anderen Körpergefühl und einer unvergleichlich besseren Lebensqualität. DAZ: Frau Dr. von Mengershausen, wir danken Ihnen für das Gespräch!
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