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TGN1412-Test hat dauerhafte Folgen
Der von der Würzburger Firma TeGenero entwickelte monoklonale Antikörper TGN1412 sollte eigentlich der Behandlung von chronisch lymphatischer Leukämie sowie von Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose und rheumatischer Arthritis dienen. In einem ersten klinischen Versuch wurde TGN1412 im März dieses Jahres am Northwick-Park-Krankenhaus in London sechs gesunden freiwilligen männlichen Probanden verabreicht. Für sie alle endete der Test aufgrund eines multiplen Organversagens auf der Intensivstation. Wie inzwischen bekannt ist, konnte ein tödlicher Versuchsausgang glücklicherweise abgewendet werden – allerdings scheint zumindest einer der Probanden lebenslang unter den Folgen des Versuchs zu leiden haben.
Laut Auskunft der Ärzte werde er Teile seiner Finger und Zehen verlieren, teilte der 20-jährige Studienteilnehmer Ryan Wilson der britischen Zeitung "News of the World" mit. Er habe Herz-, Nieren- und Leberversagen sowie eine Lungenentzündung und eine Blutvergiftung erlitten. Als er nach fast drei Wochen Bewusstlosigkeit auf der Intensivstation aufgewacht sei, habe er gesehen, dass seine Hände und Füße sich schwarz verfärbt hätten. Noch sei unklar, welche der betroffenen Glieder amputiert werden müssen und welche heilen, sagte Wilson. Möglicherweise müsse er noch ein halbes Jahr im Krankenhaus bleiben. Die anderen fünf Probanden konnten dagegen Anfang April aus der Klinik entlassen werden.
Wie es zu dem katastrophalen Ausgang des klinischen Versuchs kommen konnte, ist noch unklar. Der Fall wird von der britischen Arzneimittel-Zulassungbehörde MHRA untersucht. TeGenero hat laut Focus online zwischenzeitlich eingeräumt, dass im Tierversuch bei Affen eine Lymphknotenschwellung aufgetreten sei. Die den Probanden verabreichte Dosis soll jedoch 500 Mal niedriger gewesen sein. Weitere klinische Test mit TGN1412 werden nicht durchgeführt.
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