Prisma

Hirnforschung: Autisten können nicht abschalten

Wer sich ausruht und seinen Gedanken freien Lauf lässt, blickt oft nach innen und beurteilt dabei die vertraute Umgebung im Zusammenspiel mit der eigenen Person. Bei Autisten sind diese Tagträume nicht möglich. Die Gelegenheit zur Selbstreflexion wird offenbar durch die starke Konzentration auf äußere Einflüsse blockiert.

Wissenschaftler der Universität von Kalifornien vermuten in der fehlenden "Innenansicht" des Gehirns die Ursache für den sozialen und emotionalen Rückzug bei autistischen Personen. Autismus ist durch starke Selbstbezogenheit und Störungen im zwischenmenschlichen Verhalten gekennzeichnet. Oft fällt schon im Kleinkindalter die mangelnde Kontaktaufnahme zu engen Bezugspersonen auf.

In einer Studie verglichen Forscher die Gehirnaktivitäten autistischer Personen mit denen gesunder Probanden. Die während einiger Konzentrationsübungen und in den Ruhephasen gemessenen Daten zeigen, dass die typischen Hirnregionen der Selbstreflexion bei den autistischen Teilnehmern kaum beansprucht wurden. So genannte Netzwerke, die normalerweise in Entspannungsphasen für die Verarbeitung von Erlebnissen sorgen, bleiben bei Autisten inaktiv. Bei gesunden Menschen wird das Netzwerk erst dann abgeschaltet, wenn anspruchsvolle geistige Aufgaben die volle Konzentration erfordern.

Ob die Dysfunktion von gesammelten Eindrücken und deren Aufarbeitung bei autistischen Personen für deren emotionale Störungen verantwortlich ist, sollen weitere Untersuchungen klären. war

Quelle: PNAS, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1073/pnas.0600674103

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