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- DAZ 24/2006
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Arzneimittel und Therapie
Multiple Sklerose: Gute Beratung für bessere Verträglichkeit
Nur bei etwa 15 bis 20% der MS-Patienten verläuft die Erkrankung primär progredient, das heißt sie verschlechtert sich von Beginn an schleichend. Bei 80 bis 85% nimmt sie dagegen zunächst einen schubförmigen Verlauf. Um die Zahl und Schwere der Schübe zu verringern, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten und damit letztendlich die Lebensqualität zu erhöhen, wird Patienten mit dieser Verlaufsform eine immunmodulatorische Basistherapie empfohlen. Ihre Wirkung beruht auf einer Unterdrückung der T-Zell-vermittelten Immunreaktion, die bei der multiplen Sklerose für die fortschreitende Zerstörung verschiedener Strukturen im ZNS verantwortlich gemacht wird.
Die Wirksamkeit des für diese Indikation zugelassenen Interferon beta-1a wurde durch aktuelle Studienergebnisse erneut bekräftigt.
Therapie möglichst frühzeitig beginnen
Bereits die PRISMS(Prevention of Relapses and Disability by Interferon beta-1a Subcutaneously in Multiple Sclerosis)-Studie aus dem Jahre 1998 hatte gezeigt, dass subkutan appliziertes Interferon beta-1a bei Patienten (n = 560) mit schubförmig remittierender Erkrankung die Häufigkeit und Schwere der Schübe verringert, die Entwicklung neuer Läsionen vermindert und durch die Verzögerung der Krankheitsprogression um über zwei Jahre einen klinischen Nutzen bringt. Die inzwischen vorliegenden Langzeit-Daten über einen Beobachtungszeitraum von acht Jahren konnten die anhaltende Wirksamkeit dieser Therapie bestätigen. Dabei zeigte sich auch, dass eine hohe Dosierung (dreimal 44 µg pro Woche) bessere Resultate bringt als eine niedrigere (dreimal 22 µg pro Woche). Die Patienten profitierten vor allem bei frühzeitigem Therapiebeginn.
In der randomisierten, kontrollierten multizentrischen Vergleichsstudie Evidence (Evidence for Interferon Dose response European-North American Comparative Trial) mit 495 Patienten mit schubförmig remittierender multipler Sklerose wurden zwei Therapieregime mit Interferon beta-1a miteinander verglichen: die dreimal wöchentliche subkutane Gabe (3 x 44 µg Rebif® ) mit der einmal wöchentlichen intramuskulären Applikation (20 µg Avonex® ). Dabei zeigte sich unter der hochfrequenten und höherdosierten s.c.-Gabe eine signifikant höhere Wirksamkeit.
Richtige Injektionstechnik für gute Verträglichkeit
Die Verträglichkeit von Interferon beta-1a wurde in den bisherigen klinischen Studien als gut eingestuft. Zu den am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen gehören grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen oder Schüttelfrost und Reaktionen an der Injektionsstelle. Letztere äußern sich zum Beispiel in Form von Hautrötungen und Schwellungen, Schmerzen und gelegentlich auch Nekrosen. Durch Vorsichtsmaßnahmen, auf die auch bei der Beratung von MS-Patienten in der Apotheke hingewiesen werden sollte, lassen sich diese minimieren. Seit kurzem steht darüber hinaus ein neues Applikationssystem (Autoinjector RebijectTM II) für eine besonders schonende Injektion zur Verfügung.
Zur Prävention der grippeähnlichen Symptome werden 1 g Paracetamol oder 800 mg Ibuprofen verordnet. Es wird außerdem empfohlen, die Injektion vor dem Schlafengehen durchzuführen, um mögliche Nebenwirkungen größtenteils "verschlafen" zu können.
Seit April 2006 bietet der Hersteller (Serono GmbH) zur Erleichterung des Einstiegs in die Therapie eine Rebif®-Starterpackung an, mit der das Medikament beginnend mit 8,8 µg über dreimal 22 µg auf die Zieldosis von dreimal 44 µg aufdosiert werden kann.
- in Deutschland zugelassene Wirkstoffe:
- Interferon beta-1a (Avonex® , Rebif®)
- Interferon beta-1b (Betaferon®)
- Glatirameracetat (Copaxone® )
- Azathioprin (z. B. Imurek® i.v.)
- nicht zugelassen:
- Immunglobuline i.v. (z. B. Venimmun N® )
- Injektionslösung zimmerwarm unter aseptischen Bedingungen applizieren
- Injektionsstelle bei jeder Dosis wechseln
- nach der Applikation Injektionsstelle kühlen
- bei Auftreten von Hautreaktionen: Umschläge mit Schwarztee, Auftragen von Lotio alba
oder
Optiderm® Creme/Lotion, ggf. schwaches Corticoid topisch (z. B. Hydrocortison)
- im Bereich der Injektionsstellen keine Seife oder Duschgel anwenden, Kleidung mit glatter Oberfläche bevorzugen
- den Arzt konsultieren, falls an der Injektionsstelle Läsionen bemerkt werden, die mit Schwellung oder Flüssigkeitsabsonderung einhergehen
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