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Jedes falsche Rezept ist eines zuviel
Sind es nun 7000? Oder doch mehr? Und ist die Menge zu vernachlässigen oder nicht? Die Rede ist von arzneimittelbezogenen Problemen, die sich täglich in deutschen Apotheken auf Rezept wiederfinden.
Die Bundesapothekerkammer hat im vergangenen Jahr eine Untersuchung durchführen lassen, bei der Apotheken gebeten wurden, eine Woche lang arzneimittelbezogene Probleme festzuhalten. Bei der Auswertung ergaben sich in 1146 Apotheken insgesamt 10.427 Vorfälle, die von unterschiedlicher Brisanz waren. Angefangen von unvollständig oder falsch ausgefüllten Rezepten bis hin zu unerkannten Doppelverordnungen, falschen Dosierungen oder unbeachteten Wechselwirkungen. Rechnet man die Zahlen hoch auf die Gesamtzahl der Apotheken, ergibt sich bei 3 Millionen geschätzten Kundenkontakten pro Tag die Anzahl von rund 28.000 arzneimittelbezogenen Problemen, die täglich in den Apotheken erkannt und gelöst werden.
Natürlich kann man diese letzte Zahl anzweifeln. Die Ärzte haben es sogleich getan: "Plumpe Stimmungsmache" wurde den Apothekern vorgeworfen; nicht alles, was die Apotheker als Fehler bezeichnen, seien echte Fehler, Wechselwirkungen träten ja nicht zwangsläufig bei jedem Patienten auf, und und und. Schließlich betrage die Fehlerquote ja nur 0,4% aller täglich verordneten Rezep–te (Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, laut Frankfurter Rundschau vom 7. Juni); frei nach dem Motto: "Wo gehobelt wird, da fallen Späne".
Mag ja sein, dass 0,4% eher ziemlich wenig ist. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um falsch verpackte Schokolade, sondern hinter jedem Rezept steht ein erkrankter Mensch. Da mag man sich um falsche Namen oder Daten streiten, jeder Patient, der aufgrund eines unkorrekt ausgestellten Rezeptes zu Schaden kommt (und sei es auch nur eine verlängerte Krankheit aufgrund einer zu niedrig verordneten Dosierung), ist einer zuviel. Gut, wenn in der Apotheke solche Fehler auffallen und behoben werden können.
Aber es geht nicht darum, dass jetzt die Ärzte an den Pranger gestellt werden und die Heilberufe sich gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben. Es geht darum, zum Wohle der Patienten zusammen zu arbeiten, miteinander zu reden und Wege zu suchen, die Anzahl der falsch ausgestellten Rezepte möglichst gering zu halten. Dazu zählt auch, das gegenseitige Misstrauen zwischen beiden Heilberufen, das immer noch spürbar ist, endlich abzubauen.
Die Apotheke ist ein unverzichtbarer Partner in der Riege der Leistungserbringer und die letzte Schnittstelle zwischen Patient und Arzneimittel, was mit dieser Untersuchung eindrucksvoll bewiesen worden ist.
Abwiegeln durch die Ärzte ist nicht hilfreich, genau so wenig hilfreich ist aber auch eine verzerrte Darstellung in der Presse, die mit plakativen Schlagzeilen Stimmung zu machen versucht (obwohl endlich mal nichts von der vermeintlichen "Goldgrube Apotheke" zu finden war, sondern die pharmazeutische Kompetenz der Apotheken im Vordergrund stand). Immerhin.
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