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Apothekerkammer Hamburg: Kampfpreise gefährden Qualitätsstandards
Dabei machte die Kammer die Parallele zum Gammelfleischskandal deutlich. Die Agrarminister hätten sich auf ihrer Herbstkonferenz gegen das Verramschen landwirtschaftlicher Produkte ausgesprochen, weil sich die hohen deutschen Qualitätsstandards nur mit angemessenen Preisen einhalten ließen. Doch bei der Gesundheitsreform fehle diese Einsicht. Kammerpräsident Rainer Töbing erklärte, wer die Arzneimittelversorgung ausschließlich ökonomischen Interessen unterstelle und dabei sinnvolle Schutzzäune einreiße, riskiere in verantwortungsloser Weise das Wohlergehen der Patienten und Verbraucher. Für Dumpingpreise gebe es keine Rechtfertigung, sie würden die Versorgung verschlechtern. "Discount bedeutet Masse – und kein fachliches Abwägen", meinte Töbing. Die Weichen würden jetzt gestellt, ein späteres Umstellen von Masse auf Klasse werde nicht mehr möglich sein.
Die Erklärung der Kammer zielt ausdrücklich auf die geplante Gesundheitsreform. Der Preiswettbewerb bei nicht-verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wird nicht erwähnt. Doch drängt sich besonders in Hamburg der Gedanke auch an andere Produkte aus der Apotheke auf, weil in der Hansestadt Anfang September ein Preiskampf bei rezeptfreien Arzneimitteln ausgebrochen ist, der ein großes Medienecho gefunden hat (s.DAZ Nr. 38/2006, S. 32). Die Argumentation gegen Preiswettbewerb bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ließe sich inhaltlich durchaus auf einen ruinösen Preiskampf bei anderen Produkten aus der Apotheke übertragen. Bereits am 19. September hatte das "Hamburger Abendblatt" unter der Überschrift "Wir machen uns unser Geschäft selbst kaputt" über mehrere Hamburger Apotheker berichtet, die den Preiskampf bei apothekenpflichtigen Arzneimitteln als geschäftsschädigend bezeichnet hatten. So gehe der Mittelstand kaputt.
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