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Wolf: Genau der richtige Zeitpunkt für die Demo (DAZ-Interview)

(diz). Jetzt wird doch noch demonstriert Ų für eine bessere Gesundheitsreform. In einer gemeinsamen Aktion haben sich nun Kammern und Verbände entschlossen, ihrem Unmut über das Gesetzesvorhaben der Bundsregierung in vier Demos auf der Straße Luft zu machen. Veranstalter der Demos sind die Landesorganisationen gemeinsam mit der Apothekengewerkschaft Adexa, federführend sind die Kammern und Verbände Sachsen, Bayern, Nordrhein und Hamburg. Die ABDA unterstützt die Landesorganisationen mit Aktionsmaterialien, Entwürfen etc., ist selbst aber nicht der Veranstalter. Wir sprachen mit ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf über die geplanten Demos.

d:

Jetzt wird also doch noch richtig demonstriert, Herr Wolf. ABDA und Adexa rufen gemeinsam auf zur Demo. Das Gesetz soll bereits am 25. Oktober vom Kabinett verabschiedet werden und dann umgehend Bundesrat und Bundestag durchlaufen. Hand aufs Herz, Herr Wolf, kommen die Mittwoch-Demos nicht ein wenig zu spät? Glauben Sie, dass wir damit noch etwas bewirken können?

Wolf:

Ja, das ist genau der richtige Zeitpunkt, denn jetzt erst liegt der Gesetzentwurf, der Referentenentwurf, bei den Abgeordneten auf dem Tisch und erst jetzt können sie offiziell den Gesetzestext lesen. Wir merken in den Gesprächen mit den Abgeordneten, dass die Meinungsbildung bei ihnen, angestoßen durch Gespräche mit uns, fruchtet. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die Demos gekommen.

d:

Rückblickend: Die Trockenübung fürs Demonstrieren hinter geschlossenen Türen fand in München auf der Expopharm statt. Was hat das seinerzeit gebracht? Hätte man sich diese Ausgaben nicht besser sparen können? Oder anders gefragt: Würden Sie das heute wieder so machen?

Wolf:

Ja, das musste sein. Wir mussten in München während der Expopharm einfach die Tatsache nutzen, dass so viele Apotheker an einer Stelle zusammen waren. Es war gewünscht. Es war ja auch keine Demo hinter verschlossenen Türen, sondern es war eine Demo in einem sehr großen Saal, und das ist schon ein Unterschied. Stellen Sie sich mal vor, während der Zeit des Oktoberfests, in der die Touristen in München überwiegen, wären wir auf den Marienplatz gegangen und die japanischen Urlauber hätten die weiß bekittelten Apotheker majorisiert. Ich glaube, das wäre nicht so gut gekommen. Unser Problem ist, dass die Demo im Saal nicht so in der Presse angekommen ist, wie wir uns das eigentlich gewünscht hatten. Aber schauen Sie sich die Demos der Ärzte an, der Hausärzte: Da waren auch einige tausend nicht im geschlossenen Saal, und trotzdem hat es niemand gemerkt, dass die demonstriert haben.

d:

Sie rufen gemeinsam mit der Apothekengewerkschaft Adexa zur Demo auf. Was ist der Hintergrund dieser gemeinsamen Aktion?

Wolf:

Diese gemeinsame Aktion ist völlig logisch, denn dieses Gesetz will den Apothekern mehr als ein Viertel der Betriebsmittel entziehen. Von diesen Betriebsmitteln werden u. a. 140.000 Mitarbeiter bezahlt. Und wenn Betriebsmittel entzogen werden, kann man in den einzelnen Betrieben nur bei den variablen Kosten reagieren wie Miete, Raumkosten, Energiekosten – aber da sind Senkungen schwer möglich. Hier sind also in erheblichem Umfang Arbeitsplätze gefährdet, vor allem Arbeitsplätze für Frauen. Das sieht Adexa genauso wie wir und deswegen gibt es den einmaligen Schulterschluss, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam für dieselbe Sache auf die Straße gehen.

d:

Welche Ziele, welche Inhalte wollen Sie auf den Demonstrationen vorrangig kommunizieren? Was ist die Kernbotschaft?

Wolf:

Erstens: drohender Verlust von Arbeitsplätzen vor Ort, zweitens Verschlechterung der umfassenden und flächendeckenden Versorgung und drittens: Der Heilberuf muss beim Apotheker im Vordergrund bleiben.

d:

Wie ist der Ablauf der Demos geplant? Wer wird dort auf den Bühnen sprechen? Werden Sie dabei sein?

Wolf:

Das wird zurzeit mit den Mitgliedsorganisationen beraten. Die Informationen werden dann über die Verbände an die Apotheken weitergegeben. Nach der aktuellen Beschlusslage werden Vertreter der Mitgliedsorganisationen, also von Kammern und Verbänden sprechen, außerdem ein Vertreter bzw. eine Vertreterin der Apothekengewerkschaft Adexa. Ich selbst werde auch bei allen Demonstrationsterminen dabei sein und sprechen.

d:

Was glauben Sie, wie viele Leute werden Sie mobilisieren können, die an den Demos teilnehmen? Auf wie viele hoffen Sie?

Wolf:

Nehmen wir beispielsweise Düsseldorf – die Stadt hat ein großes Einzugsgebiet –, da dürften schon 5000 Leute zusammenkommen. Und wer nicht kommt, der darf dann später auch nicht mehr meckern.

d:

Warum geht man nicht nach Berlin zum Demonstrieren, warum in die Bundesländer?

Wolf:

Wir hatten auch die Idee, in Berlin zu demonstrieren. Aber in einer langen demokratischen Diskussion mit allen Präsidenten und Vorsitzenden sind wir zu dem Entschluss gekommen, die Demonstrationen auf vier Städte zu verteilen. Man hält es einfach für die Dramaturgie besser, wenn man an vier aufeinander folgenden Wochen in verschiedenen Ländern demonstriert. Außerdem sind diese Städte für die Teilnehmer einfacher zu erreichen.

d:

Herr Wolf, vielen Dank für das Gespräch.

Jetzt wird doch noch demonstriert. Apo–thekerkammern und -verbände haben sich –entschlossen, ihrem Unmut über die geplante Gesundheitsreform auf der Straße Luft zu machen. Die ABDA wird hierbei –unterstützend tätig. Wir sprachen mit ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf über die geplante Demo.

Die Demonstration

Hier die aktualisierten Termine für die vier geplanten Demonstrationen gegen die Gesundheitsreform:

  • 1. November 2006, 10.30 Uhr in Leipzig, Sammelstelle Ostseite Hauptbahnhof, Protestmarsch zum Nicolaikirchhof, dort dann etwa gegen 11.00 Uhr Protestkundgebung
  • 8. November 2006, 11.00 Uhr in München, Odeonsplatz
  • 15. November 2006, 12.00 Uhr in Düsseldorf, Burgplatz in der Altstadt
  • 22. November 2006, 11.00 Uhr in Hamburg, Hachmannplatz auf der Nordseite des Hauptbahnhofs

Alle Teilnehmer an den Demonstrationen sollten sich rechtzeitig an den Demonstrationsorten einfinden.

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