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Apothekenkonzept: Erster Medikamenten-Supermarkt eröffnet
Auch die sonstigen Vorgaben der Apothekenbetriebsordnung wurden peinlichst genau eingehalten. Der Inhaber des Medikamenten-Supermarktes "apo.take" Christoph Richter ist selbst Apotheker. Und damit ist die grundlegende Bedingung für die Umsetzung des völlig neuen Apothekenkonzeptes erfüllt. Mit einem Einkaufswagen laufen die Kunden – ganz im Gegensatz zu einem herkömmlichen Supermarkt – nicht herum. Das würde auch dem Selbstbedienungsverbot widersprechen. Die Medikamente stehen vielmehr in einem sichtbaren, aber abgetrennten Bereich bereit, der den Kunden nicht zugänglich ist. Die Ware wird direkt vom qualifizierten pharmazeutischen Personal ausgehändigt.
Dreistufiges Informationskonzept Den Supermarkt-Charakter unterstreicht dagegen die Information im Selbstbedienungsbereich. Hierfür hat Richter eigens Infokarten entwickelt, die in thematisch geordneten Stellwänden einsortiert sind. Die Themengebiete lauten etwa symptombezogen "Schmerzen" und "Erkältung" oder organbezogen "Herz- und Kreislauf". Die Infokarten enthalten kurz und prägnant die wichtigsten Informationen für das einzelne Produkt: Name, Menge, Anwendungsgebiete und Kontraindikationen. Sie sind immer nach dem gleichen Muster übersichtlich gestaltet und leicht verständlich. Zudem bieten sie eindeutige Antworten auf vier häufig gestellte Fragen zur Anwendung: "Autofahren möglich", "Lactosefrei", "Zum Einnehmen" und "Alkoholfrei" – "Ja" oder "Nein". Ganz oben auf der Produktkarte findet der Kunde neben der Packungsabbildung das, was ihn in einem Supermarkt am meisten interessiert, nämlich den Preis und die Ersparnis. Und diese beträgt bei allen Produkten aus dem Sortiment von 200 häufig nachgefragten verschreibungsfreien Medikamenten etwas mehr als 30 Prozent.
Für diejenigen, denen diese Informationen nicht ausreichen, ist im Verkaufsraum ein Leseplatz mit Lupe eingerichtet, an dem sie die Packungsbeilage studieren können. Für weitergehende Fragen steht ihnen, wie in jeder anderen Apotheke auch, ausgebildetes pharmazeutisches Personal zur Verfügung.
Mehr Preistransparenz Von einem eingeschränkten Informationsangebot könne somit keineswegs die Rede sein, betont Richter. Das Gegenteil sei der Fall: "Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht", sagt er und verweist darauf, dass die Kunden nicht weniger Informationen bekommen sondern mehr. Mit seinem Konzept sei schließlich erstmals ein unmittelbarer Preisvergleich in den jeweiligen Indikationsgebieten möglich. Die sonstige Beratung komme nicht zu kurz. Sie orientiere sich vielmehr stärker an den Bedürfnissen des mündigen Kunden.
Schon nach drei Tagen in der Gewinnzone Der Erfolg scheint Richter Recht zu geben. Bereits nach drei Tagen läuft der OTC-Supermarkt, den er aus seiner Präsenzapotheke direkt nebenan ausgegliedert hat, in der Gewinnzone. Das bedeutet: Der Ertrag ist höher als die laufenden Kosten und der betriebswirtschaftliche Break-Even-Punkt damit erreicht. Die Kundenfrequenz erhöhte sich in diesen Tagen um das Vier- bis Fünffache. Und die Präsenzapotheke nebenan profitiert sogar noch von Synergieeffekten.
Von den Kunden erhielt Richter, der übrigens Träger des Apotheker-Marketingpreises 2004 ist, gute Noten. Nach einer Kundenbefragung kamen mehr als 40 Prozent aller Fragebögen zurück. Damit können die 237 Bewertungen laut Richter durchaus als repräsentativ eingeschätzt werden. Auf die Frage "Wie finden Sie unser neuartiges Informationskonzept?" gaben die Kunden die Durchschnittsnote 1,8.
In Augsburg wurde am 9. November 2006 der erste Supermarkt für frei verkäufliche und OTC-Arzneimittel in Deutschland eröffnet. Das gesamte Aktionssortiment an OTC-Produkten wird dort 30 Prozent unter der unverbindlichen Preisempfehlung der Hersteller angeboten. Selbstbedienung findet aber nicht statt. Auch die sonstigen Vorgaben der Apothekenbetriebsordnung wurden peinlichst genau eingehalten.
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