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Arzneimittel und Therapie
Grippevakzine: Impfstoffe aus Zellkulturen
Bei der konventionellen Herstellung von Grippeimpfstoffen erfolgt die Virusvermehrung in Hühnereiern. Pro Impfdosis ist ungefähr ein Ei erforderlich, das heißt, pro Jahr werden in Deutschland mehrere Millionen Eier benötigt. Die Produktion von Impfstoffen auf Eibasis dauert bis zu neun Monate – eine Zeitspanne, die im Fall einer Influenzapandemie oder bei saisonalen Veränderungen der Influenza-Virusstämme zu lange ist. Mithilfe einer neuen Technologie auf Zellkulturbasis (Flu Cell Culture; abgekürzt FCC) können Grippeimpfstoffe in kürzerer Zeit produziert werden.
Innovativer Produktionsprozess Ausgangsmaterial für die Zellkultur-Herstellung ist eine MDCK-33016 (Madin-Darby Canine Kidney)-Zelllinie, die bereits 1958 aus der Niere eines gesunden Hundes gewonnen wurde. Diese Zelllinie wurde für die Produktion von Grippe–impfstoffen optimiert und mit zahlreichen Virenvarianten getestet. Für die Produktion eines Grippeimpfstoffes werden kleine Mengen dieser Zellen ("Saatzellen") aufgetaut und in entsprechenden Fermentern vervielfältigt. Anschließend wird der ausgewählte Virusstamm zugesetzt, der sich in den Zellen vermehrt. Die Wirtszellen sterben im Lauf des Prozesses ab, und die Viren werden in das Medium freigesetzt. In mehreren Schritten erfolgt dann die Reinigung und Separation.
Anschließend wird das Virus chemisch inaktiviert und gespalten, da für die Grippevakzine nur Bruchstücke bestimmter Oberflächenproteine benötigt werden. Da in den saisonalen Grippeimpfstoffen drei Virusstämme enthalten sind, wird der Produktionsprozess dreimal durchgeführt. Von der Zellentnahme bis zur Verpackung des trivalenten Impfstoffes vergehen rund 16 Wochen.
Hohe Immunogenität Immunogenität und Sicherheit des auf Zellkulturbasis gewonnenen Grippeimpfstoffs wurden in verschiedenen klinischen –Studien untersucht. –Eine dieser Studien wurde während der Grippesaison 2004/2005 in –Polen durchgeführt. An der Studie nahmen 2654 Erwachsene teil (1300 Probanden im Alter von 18 bis 60 Jahren, 1354 Probanden, die über 60 Jahre alt waren). Sie wurden randomisiert zwei Gruppen zugeteilt und entweder mit der FCC-Vakzine oder einer konventionell hergestellten Influenza-Subunit-Kontrollvakzine (Agrippal®) geimpft. Die Immunogenität beider Impfstoffe wurde mittels Hämagglutinations-Inhibitionstest untersucht und gemäß den Kriterien des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) bewertet.
Der Zellkultur-Grippeimpfstoff entsprach den CHMP-Anforderungen. Es gab keinen Unterschied zwischen dem konventionell hergestellten Impfstoff und der mittels Zellkultur gewonnenen Vakzine. Beide Impfstoffe waren gleich gut verträglich. Die häufigsten Nebenwirkungen waren lokale und systemische Impfreaktionen, die meist als mild bis moderat eingestuft wurden.
Bestätigung der Bioäquivalenz Eine weitere, randomisierte, verblindete und multizentrische Phase-III-Studie wurde in Litauen mit 1200 gesunden Erwachsenen im Alter von 18 bis 60 Jahren durchgeführt. Die Probanden erhielten eine Dosis der FCC-Vakzine, die aus drei verschiedenen Chargen stammte, oder einen konventionellen Kontrollimpfstoff (Agrippal®). Die Immunogenität wurde wiederum mittels Hämagglutinations-Inhibitionstest untersucht und nach den CHMP-Kriterien bewertet. Zum Nachweis der Bioäquivalenz der einzelnen Impfstoff-Chargen wurden die mittleren geometrischen Titer nach der Impfung bestimmt. Beide Impfstoffe (der Ei-basierte und der FCC-basierte) führten zu denselben Immunantworten, und alle Impfstoffe erfüllten die CHMP-Vorgaben. Alle drei geprüften Chargen der FCC-Vakzine waren bioäquivalent.
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
Die Herstellung ist unabhängig vom Hühnerei. Es besteht eine konsistente Qualität des Impfstoffes. Die Produktion kann "on demand" erfolgen, das heißt im Bedarfsfall kann die Herstellung ohne Vorarbeiten gestartet werden. Auch Patienten mit Hühnereiallergie können geimpft werden. Im Vergleich zur konventionellen Impfstoffproduktion besteht eine kürzere Produktionszeit.
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