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Streik liegt in der Luft

MÜNCHEN (lub). Deutschlands Apotheker greifen zu härteren Maßnahmen, um der Öffentlichkeit die Folgen der geplanten Gesundheitsreform vor Augen zu führen und gegen eine Verschlechterung ihrer Situation zu protestieren. Bis heute läuft deshalb in Bayern die Abstimmung über einen möglichen Streik.

Kammerpräsident Ulrich Krötsch gibt sich kämpferisch: "Ich werde mitstreiken, wenn der Notdienst organisiert wird. Unsere Lage ist derart eng, dass wir streiken müssen. Das hat eine neue Qualität, es brodelt unter den Kollegen in Bayern!" Er unterstützt damit die bis heute, 30. November, laufende Umfrage des Bayerischen Apothekerverbandes, der unter seinen Mitgliedern die Bereitschaft zum Ausstand erkundet. Apotheker Johannes Engel aus Grassau glaubt, dass gestreikt wird: "Wir müssen was tun, am besten an einem Montag, da rennen alle Patienten zum Arzt und dann zu uns, da merken sie es wirklich! Wichtig ist, dass von uns alle mitmachen, außerdem müssten die Patienten mit einbezogen werden, vielleicht mit Unterschriftenaktionen oder so." Heidrun Brugger von der Apotheke St. Pölten in Weilheim: "Bei einem Streik brauchen wir gute Argumente gegenüber der Öffentlichkeit. Die hat immer noch nicht mitbekommen, was wirklich los ist. Wir müssen einen Streik eben sehr gut vorbereiten!" Apotheker Raik Meissner aus Odelzhausen plädiert sogar dafür, die Apotheken deutschlandweit einen halben Tag komplett zu schließen: "Das wäre ein Zeichen, da würde die Politik zusammenzucken! Das müsste zu schaffen sein!" Thomas Pforr, Mocho-Apotheke in München, würde nur mitmachen, wenn die Kollegen solidarisch handeln würden: "Es darf keine Ausnahmen geben, die von einem Streik profitieren wollen!" Marianne Keil aus der Adler- Apotheke im oberbayerischen Zorneding war bei der Demo in München und sagt: "Ein Streik wäre ein starkes Signal, das bei den Menschen auf Verständnis stößt. Unser Chef würde mitmachen, der wirtschaftliche Druck ist so groß, dass bei uns Stundenkürzungen drin sind. Der Streik sollte in der Vorweihnachtszeit stattfinden!" Thomas Benkert aus Mammendorf, Vizepräsident der Kammer, plädiert ebenfalls für härtere Maßnahmen und schlägt vor: "Das Personal halbieren – da merken die Kunden etwas." Und Ursula Bockhorni-Imhoff von der "Ludwigs-Apotheke" in Partenkirchen sagt: "Ja, ich mache mit, und zwar öffne ich nur die Hälfte meiner Offizin, mit 50 Prozent reduziertem Personal. Das gibt Warteschlangen bei der Kundschaft, da spüren die etwas von unseren Problemen, außerdem werden wir sie beim Warten über unsere Lage und die Auswirkungen der Reform informieren!"

Noch bis zum heutigen Donnerstag läuft die Umfrage in Bayern, die Beteiligung ist hoch, erste Stichproben zeigen, dass die Mehrheit offenbar für einen Streik in den Apotheken ist. Möglicherweise findet der Ausstand schon am kommenden Montag statt.

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