Arzneimittel und Therapie

Anthroposophischer Lebensstil: Ergebnisse mit Vorsicht interpretieren

Die Parsifal-Studie ist bislang die größte Studie, die versucht hat zu klären, ob und wie ein anthroposophischer Lebensstil vor allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma oder atopischem Ekzem schützen kann. An dieser in Schweden, Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Österreich durchgeführten Multicenterstudie war auch Prof. Dr. Erika von Mutius vom Dr. von Haunerschen Kinderhospital der Universität München beteiligt. In einem Gespräch mit der DAZ mahnte sie zur Vorsicht bei der Interpretation der Studie.

So seien die Unterschiede in Deutschland deutlich geringer ausgeprägt als in Schweden und in der Schweiz. Das könne damit zusammenhängen, dass die in Deutschland erhobenen Daten von Waldorfschülern stammten, unter denen sich auch viele konventionell aufgewachsene Schüler befänden.

Zudem müsse man bedenken, dass es sich bei dieser Studie um eine retrospektive Querschnittsstudie handelt, die sich auf Angaben der Eltern stützt. Die in der Parsifal-Studie durch den Fragebogen gewonnenen Erkenntnisse ließen sich nicht durch den Nachweis spezifischer IgE-Antikörper, einem objektiven Allergietest, untermauern. Eine Klärung der Fragen zu dem Einfluss des anthroposophischen Lebensstils sei hiervon nicht zu erwarten, das ist nur mit einer prospektiven Untersuchung möglich.

Impfung ohne Alternative

Nach Meinung von Professor von Mutius gibt es bislang keinen Beleg dafür, dass Antibiotika Allergien fördern. Ein Verzicht auf eine notwendige antibiotische Therapie im Säuglings- und Kindesalter lehnt sie strikt ab, auch wenn Einflüsse auf den Reifeprozess des kindlichen Immunsystems nicht auszuschließen sind. Ebenso gibt es keinen Beleg dafür, dass Impfungen das Allergierisiko erhöhen. Immer wieder wird von Impfgegner angeführt, dass eine durchgemachte Masernerkrankung vor Allergien schützen kann. Dass dem so ist, hat, so Professor von Mutius, bislang nur eine prospektive Studie in Afrika zeigen können. Allerdings würde immer die hohe Mortalität von 25% in dieser Untersuchung verschwiegen. Auch wenn bei uns die Mortalität einer Masernerkrankung nicht so hoch anzusetzen ist, gibt es nach Meinung von Professor von Mutius angesichts der Gefährlichkeit der Erkrankung und der nicht abschätzbaren Spätkomplikationen keine Alternative zur Impfung.

Etwas anders schätzt Professor von Mutius die Situation um den Einsatz von Antipyretika ein. Es sei anhand der aus England vorliegenden Daten nicht unwahrscheinlich, dass durch den häufigen Gebrauch von Paracetamol das Asthmarisiko steigt. Die in England hohen Zahlen an Asthma-Erkrankungen im Kindesalter scheinen mit den hohen Verkaufszahlen von Paracetamol zu korrelieren. Zur Zeit wird dieser Frage und der Frage, ob andere Antipyretika wie Ibuprofen günstiger zu bewerten sind, in klinischen Studien nachgegangen.

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