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Arzneimittel und Therapie
Krebsprävention: Weniger Lungenkrebs durch Phytoestrogene?
Phytoestrogene sind sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die an verschiedenen Estrogenrezeptoren binden und gewebespezifisch estrogene oder antiestrogene Effekte auslösen können. Sie liegen in der Pflanze meist in einer inaktiven Form vor und werden im Gastrointestinaltrakt enzymatisch in Substanzen umgewandelt, die eine ähnliche Raumstruktur wie Estradiol besitzen, was ihre Bindung an Estrogenrezeptoren erklärt. Auf zellulärer Ebene sind Phytoestrogene an der Regulation des Zellzyklus beteiligt, so zum Beispiel an der Apoptoseinduktion und der Angiogenesehemmung. Ferner schützen sie aufgrund ihrer antioxidativen Eigenschaften die Zelle vor Oxidationsschäden.
Aufgrund dieser Eigenschaften könnte phytoestrogenhaltige Nahrung zur Krebsprävention beitragen. In der Tat wurde bereits in verschiedenen epidemiologischen Studien eine Korrelation zwischen reichhaltigem Verzehr phytoestrogenhaltiger Nahrungsmittel und einem reduzierten Risiko für bestimmte Krebsarten wie Brust-, Endometrium- und Prostatakrebs nachgewiesen. Nachdem in-vitro- und in-vivo-Studien gezeigt hatten, dass Phytoestrogene auch einen günstigen Einfluss bei der Prävention von Lungenkrebs aufweisen, wurde diese Beobachtung in einer epidemiologischen Untersuchung weiter verfolgt.
Fall-Kontroll-Studie
Für diese Fall-Kontroll-Studie wurden 1674 Lungenkrebspatienten und 1735 gesunde Probanden als Kontrollgruppe ausgewählt und ihre Ernährungsgewohnheiten genauer untersucht. Dabei wurde unter anderem der Konsum unterschiedlicher Phytoestrogene und Phytosterole festgehalten. Unter Berücksichtigung demographischer und soziokultureller Daten sowie spezifischer Risikofaktoren (wie dem Rauchverhalten) wurde die Korrelation zwischen dem Verzehr von Phytoestrogenen und dem Lungenkrebsrisiko ermittelt. Dabei zeigte sich eine Assoziation zwischen vermehrter Phytoestrogenzufuhr und sinkendem Lungenkrebsrisiko. Im Einzelnen konnten folgende Aussagen getroffen werden:
Unterschiedlich ausgeprägter Benefit
Für Studienteilnehmer mit einem hohen Verzehr von Phytosterolen, Isoflavonen, Lignanen und weiteren Phytoestrogenen wurde eine Risikoreduktion für Lungenkrebs von 21% (Phytosterole) bis 46% (alle Phytoestrogene) ermittelt. Dabei zeigten sich auch Geschlechtsspezifische Effekte: Bei Männern führte die vermehrte Zufuhr von Phytosterolen und jeder Gruppe von Phytoestrogenen zu einer Risikoreduktion, z. B. durch hohe Mengen an Phytosterol um 24% und durch hohe Mengen an Isoflavonen um 44%. Bei Frauen konnte nur für eine hohe Gesamtmenge aller mit der Nahrung zugeführten Phytoestrogene ein signifikanter Trend zur Risikoreduktion (34%) ermittelt werden. Der protektive Effekt hoher Phytoestrogenmengen war für generelle Nichtraucher und gegenwärtige Raucher nachweisbar, für ehemalige Raucher war der Benefit weniger stark ausgeprägt.
Für Frauen, die hohe Mengen an Phytoestrogenen zu sich nahmen und gleichzeitig unter einer Hormonersatztherapie standen, konnte eine ausgeprägte Risikoreduktion für Lungenkrebs festgestellt werden. Dies zeigte sich vor allem bei einer hohen Zufuhr der Lignane Enterolacton und Enterodiol und einer gleichzeitigen Hormonersatztherapie, was sich in einer 50%igen Risikoreduktion niederschlug.
- Isoflavone kommen hauptsächlich in den oberirdischen Pflanzenteilen einzelner Pflanzenfamilien (Fabaceen und Leguminosen) vor. Wichtige Isoflavone sind Genistein und Daidzein, die u. a. in Soja und Rotklee enthalten sind.
- Lignane kommen in vielen Pflanzen vor und sind eine Vorstufe des Lignins. Lignanreich sind unter anderem Brokkoli, Vollkornbrot und Ölsaaten. Wichtige Lignane sind Enterolacton und Enterodiol.
- Coumestane mit dem Hauptvertreter Coumesterol werden vor allem in Sojasprossen gefunden.
Phytosterole besitzen ein Sterol-Grundgerüst und weisen antikanzerogene und cholesterinsenkende Wirkungen auf. Von rund 40 bekannten Phytosterolen ist Beta-Sitosterol der quantitativ bedeutsamste Vertreter. Phytosterole sind vor allem in fettreichen Pflanzenteilen wie Samen und Nüssen enthalten.
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