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DAX: Zwischen Geldsegen und Berichtssaison
Steht der amerikanischen Wirtschaft eine handfeste Rezession ins Haus oder gelingt ihr die sanfte Landung? Die Experten bejahen einhellig das soft-landing-Szenario und sind ausnahmslos "bullish" für das neue Börsenjahr gestimmt. Dabei sollen sinkende Zinssätze in den USA für die nötige Liquidität sorgen, ausgabefreudige Konsumenten der Wirtschaft weiterhin den Rücken stärken und die Unternehmensgewinne mit (gebremster) Dynamik weiter nach oben zeigen. Eine Zinssenkung durch die US-Notenbank, so hoffen die Börsianer, gäbe der Börse einen neuen Push, ohne dass die Unternehmensgewinne durch die nachlassende US-Konjunktur nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen würden.
Und was haben die Pessimisten zu bieten? Nun, ein gutes Argument der Bären ist, dass es derzeit so gut wie keine von dieser Gattung gibt. Nur selten zeigten sich die Experten derart geschlossen optimistisch. Aber die Masse hat bekanntlich nie Recht. Daneben können die Pessimisten aber auch schlagkräftige Fakten ins Feld führen. Risiko Nr. 1 sind die Unternehmensergebnisse, die möglicherweise schon mit dem anstehenden 4. Quartal nach unten revidiert werden. Ist dann auch noch der weitere Ausblick eingetrübt, werden die Anleger auf der Geberseite zu finden sein.
Immer gefährlich: Das Öl und der Dollar
Für eine Enttäuschung könnte auch die US-Notenbank sorgen. Die Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung in den USA ist wenig untermauert und FED-Chef Bernanke hat diesbezüglichen Erwartungen auch schon eine klare Absage erteilt. Bei rückläufigen Gewinnerwartungen wird der Ruf nach niedrigeren Zinsen aber immer lauter werden. Ein wirkliches Horrorszenario käme auf, wenn die Unternehmensüberschüsse zurückgingen, während den Notenbankern inflationsbedingt die Hände gebunden bleiben. Und das ist durchaus vorstellbar.
Auch der Dollar bleibt ein Sorgenkind, wenngleich man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass hier einflussreiche Mächte immer noch den Greenback vor dem Schlimmsten bewahren. Und dennoch: Mit knapp 1,33 Dollar sind die Ambitionen des Euro Richtung 1,40 klar erkennbar. Eine solche Entwicklung kann weder die verschuldeten Amerikaner noch die europäischen Exporteure freuen.
Zu lax geht schließlich die Börse mit den politischen Risiken um. Der Iran wird am Parkett mit seinen Drohgebärden absolut nicht ernst genommen. Hoffentlich hat man sich dabei nicht verkalkuliert, denn ein überraschend starker Ölpreisanstieg brächte das ganze Kartenhaus der Optimisten zum Einsturz.
Auf einen Nenner gebracht: Der Optimismus an der Börse ist groß und der Investitionsgrad entsprechend hoch, so dass auch sehr viele Aktien auf den Markt geworfen werden, sollten sich die Fakten mit den Erwartungen als nicht stimmig erweisen. Das neue Börsenjahr wird also interessant, aber gewiss nicht leicht.
Der Januar: Frisches Geld, neue Berichtssaison
Zunächst erfreut sich die Börse frischen Geldes aus fälligen Anlagen. Der um diese Zeit übliche Geldsegen ließ den DAX bis auf 6680 Punkte steigen. Gegen Mitte des Monats beginnt dann die Berichtssaison zum 4. Quartal. Man darf gespannt sein, ob sich die Unternehmen auch in diesem Quartal gegen die gesamtwirt-schaftlichen Molltöne stemmen können. Die Zahl der Enttäuschungen wird wohl zunehmen, während die Indices ganz oben stehen. Keine gute Konstellation. Der DAX könnte in einem ersten Schub durchaus Richtung 6000 bis 6200 Punkte abgewertet werden. Eine Abwärtsbewegung in der Größenordnung von rund 500 Punkten ist nicht ungewöhnlich. Im Anschluss daran ist eine Gegenbewegung zu erwarten, an deren Ausmaß abzulesen sein wird, ob den Bären schon die Puste ausgeht oder noch ein Nachschlag zu befürchten ist. .
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