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- AZ 18/2007
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Celesio übernimmt DocMorris
Oesterle erklärte, der Kauf von DocMorris sei "die logische Konsequenz daraus, dass eine Liberalisierung des deutschen Apothekenmarktes in einem ersten Schritt offenbar juristisch erfolgt". Gewünscht hätte sich Celesio eine politisch-parlamentarische Entscheidung – da diese jedoch nicht zu erwarten sei, habe sich das Unternehmen die stärkste deutsche Apothekenmarke sichern "müssen". Und das nicht nur im eigenen, sondern auch im Interesse der Kunden der deutschen Celesio-Tochter Gehe, also der unabhängigen deutschen Apotheker, betonte Oesterle. Denn hätte Celesio DocMorris nicht gekauft, hätten es andere getan – voraussichtlich apothekenferne Unternehmen mit in- oder ausländischen Interessen. Jüngste Hinweise hätten gezeigt, dass eine solche Entwicklung unmittelbar bevor gestanden hätte, so Oesterle. Doch Celesio wollte DocMorris nicht "ausliefern". Vielmehr will der Konzern, der bereits in sieben europäischen Ländern Apothekenketten betreibt, mit der Übernahme "ein klares Zeichen" gegen Discountanbieter und apothekenferne Interessenten setzen.
Auch wenn es jetzt Aufregung im deutschen Apothekenmarkt geben werde, ist Oesterle optimistisch, "dass diejenigen Apotheker, die die aktuelle Entwicklung nüchtern betrachten, unseren Schritt verstehen". Apotheker, die die "große Chance" für sich und ihre Zusammenarbeit mit Gehe sehen, werden nun gemeinsam mit Celesio für eine gesetzliche geordnete Liberalisierung werben, so Oesterle. Er ist überzeugt, dass Celesio mit der DocMorris-Markenpartnerschaft auch den deutschen Apothekern ein attraktives Angebot macht. Die Übernahme von DocMorris entspreche der Überzeugung seines Unternehmens, Wachstumschancen zu nutzen, sobald dies wirtschaftlich Sinn macht – auch in Deutschland. "Denn Deutschland ist für uns ein wichtiger Markt", so Oesterle.
Däinghaus wird DocMorris auch künftig führen
DocMorris wird als Celesio-Unternehmen rechtlich selbstständig bleiben. Der Hauptsitz in den Niederlanden bleibt ebenso erhalten wie die bisherige Geschäftsführung. Auch künftig werden Ralf Däinghaus, Christoph Jennen und Thomas Schiffer das Unternehmen lenken. DocMorris-Gründer Däinghaus sieht nun die Weichen für eine rasche Expansion gestellt: "Mit Hilfe unserer Investoren haben wir in den vergangenen sieben Jahren ein tragfähiges Geschäftsmodell mit großem Erfolg aufgebaut. Nun brauchen wir für die Zukunft einen strategischen Partner, um weiter in unserem Tempo expandieren zu können", kommentierte er die Übernahme. "Aus der Vielzahl der Interessenten" sei Celesio "die richtige Entscheidung", so Däinghaus. Er kündigte an, dass nun vor allem der Ausbau der Markenpartnerschaften mit Vor-Ort-Apotheken in Deutschland verstärkt vorangetrieben werden solle. Bislang haben 20 Apotheken aus sieben Bundesländern Markenpartnerschaften mit DocMorris geschlossen. In den nächsten drei bis fünf Jahren sollen es 500 Kooperationspartner sein. Interessenten sind offenbar ausreichend vorhanden: 420 Apotheken sollen bereits eine Franchise-Lizenz beantragt haben.
ABDA: Celesio positioniert sich gegen Apotheker
ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf kann Oesterles Argument, der Kauf nutze auch den deutschen Apothekern, nicht nachvollziehen. Aus seiner Sicht hat der Konzern nun die Maske fallen gelassen: "Die Celesio AG positioniert sich offen und aktiv gegen die eigenverantwortete, heilberuflich ausgerichtete Apotheke". Damit stelle sich der Konzern in Widerspruch zu den Zielen der unabhängigen Apotheker, die weiterhin juristisch und politisch dafür eintreten, Patienten frei von den Interessen mächtiger Kapitalgeber zu beraten..
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