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- AZ 23/2007
- Vermögen vermehren
Vermögen vermehren
Sieht man sich die Vernetzungen und Verflechtungen an, die das Großkapital gesponnen hat allein in dem Bereich, der uns Apotheken betreffen könnte, kann es einem gelinde gesagt mulmig in der Bauchgegend werden: Handelshäuser wie Haniel und Celesio mit den Pharmatöchtern Gehe und DocMorris, daneben Giganten wie Metro oder die Familien Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim und irgendwo ganz unten wir mit unseren kleinen inhabergeführten Apotheken. Zieht man in die Betrachtungen dann allein die sichtbaren Beziehungen zur Politik in Betracht (Josef Hecken, Peter Müller, Günther Oettinger, alle CDU), die Einflüsse des Wirtschaftsrats der CDU über den Haniel-Boss Cordes, und die kaum sichtbaren Drähte des Kapitals und einiger nationaler Politiker zur Europäischen Kommission, dann wird es einem mehr als mulmig. Ein Gefühl der Ohnmacht, der Hoffnungslosigkeit breitet sich klammheimlich über einen aus. Haben wir da überhaupt noch eine Chance, den Zug in Richtung Apothekenkette, in Richtung Apotheke als Teil einer Handelskette des Großkapitals aufzuhalten? Wird die Arzneimittelabgabe, die heute noch von individueller Beratung und pharmazeutischer Betreuung lebt, auf die schnöde Distributionsebene heruntergebrochen? Wird "Apotheke" in Zukunft nur noch ein Posten in der Bilanz von Mega-Handelsgiganten sein, bei denen allein der Ertrag, der Shareholder value und die Mehrung des Vermögens von wenigen Familien zählt, die heute schon zu den 50 reichsten Familien Deutschlands gehören?
Und wenn Celesio und DocMorris den Weg zur Kette freigeschaufelt haben, werden wir es auch mit Schlecker, Rossmann und Co. zu tun bekommen. Da werden sich Szenarien auftun, die wir nur erahnen können. Schlecker bereitet schon seine Versandapotheke in den Niederlanden vor. Ist die elektronische Gesundheitskarte mit eRezept eingeführt, wird der Patient an Terminals in Schleckermärkten sein elektronisches Rezept einlösen können. Das Rezept wird augenblicklich an die niederländische Schleckerapotheke geleitet, bearbeitet, eingetütet und schon am nächsten Tag kann es der Kunde in seiner "freundlichen" Schleckerfiliale – ohne Zuzahlung – abholen. Rossmann arbeitet vielleicht mit der DocMorris-Apotheke in den Niederlanden zusammen, die die Bestellung wiederum an eine nahegelegene Gehe-Großhandlung in Deutschland zur Auslieferung weiterleitet. Bei diesem Modell kann der Patient bereits nach wenigen Stunden seine Arzneimittel in der Drogerie abholen – eine Apotheke hat dieser Patient dabei nie betreten und einen Apotheker nie gesehen. Na, wie gefällt dieses Szenario den Apotheken, die heute (noch) Gehe-Kunde oder DocMorris-Apotheker sind?
Peter Ditzel
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