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- AZ 39/2007
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Jeder Vierte vom Verlust der Arbeitskraft betroffen
"Berufsunfähigkeit ist ein häufig unterschätztes Risiko, obwohl gerade beim Ausfall der eigenen Arbeitskraft erhebliche finanzielle Einbußen drohen. Je früher der gezielte Versicherungsschutz über eine Berufsunfähigkeitspolice erfolgt, desto günstiger sind die monatlichen Prämien und der Gesundheitszustand in den jungen Jahren eines Arbeitnehmers ist in der Regel besser", so ein Vorsorgeexperte des Allgemeinen Wirtschaftsdienstes (AWD).
Wer sich beim Verlust der Arbeitskraft allein auf die finanzielle Hilfe von Vater Staat verlässt, hofft vergebens. Besonders die jüngeren Jahrgänge gehen meist leer aus. Grund dafür ist die Reform der staatlichen Rentenversicherung im Jahr 2001. Damals hat die Bundesregierung die Berufsunfähigkeitsrente für alle ab dem Jahr 1961 geborenen Arbeitnehmer durch eine Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit ersetzt. Dabei spielen erlernter oder ausgeübter Beruf, Status sowie Ausbildung keine Rolle mehr.
Den Grad der Erwerbsminderung bestimmt allein die Tatsache, ob Versicherte am Arbeitsmarkt noch Einsatz finden. Und selbst der Höchstsatz der vollen Erwerbsminderungsrente von derzeit 1217 Euro im Monat (bei einem monatlichen Brutto-Arbeitsverdienst von 5250 Euro) ist für zahlreiche Betroffene zu gering, um damit ihren bisherigen Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Deshalb gehört die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) neben Kranken- und Haftpflichtversicherung zu den wichtigsten Absicherungsbausteinen, denn sie zahlt Versicherten bei Berufsunfähigkeit eine Rente. Sie ist quasi als Vollkasko-Schutz für den ausgeübten Beruf gedacht und springt ein, wenn dieser zu mindestens 50 Prozent nicht mehr wie an gesunden Tagen ausgeübt werden kann.
In Deutschland existieren mit knapp 15 Millionen Verträgen relativ wenig BU-Policen. Das liegt einerseits daran, dass nach wie vor zu viele Berufstätige das Risiko der verminderten Erwerbsfähigkeit ignorieren. Andererseits ist für besonders gefährdete Berufsgruppen der Zugang zur BU-Versicherung entweder kaum zugänglich oder aufgrund zu hoher Beiträge fast unerschwinglich.
Als berufsunfähig gilt, wer voraussichtlich auf Dauer nicht mehr in der Lage ist, seinen bisherigen Job auszuüben. Selbst Arbeitnehmer, die nach einer Umschulung keine vergleichbare Arbeit mehr finden, gelten als berufsunfähig. Bei einer Beeinträchtigung des Versicherten von 50 Prozent in Folge eines Unfalls oder einer Krankheit zahlt die Versicherung monatlich einen bestimmten Betrag. Höhe und Zahlungsdauer werden bei Vertragsabschluss festgelegt. Eine Beitragserstattung bei Nichtinanspruchnahme der Leistungen kann auf Wunsch vereinbart werden. BU-Policen sind aber in der Regel reine Risikoversicherungen und haben keine Ansparkomponente.
Beruf und Gesundheit entscheiden Prämienhöhe
Der Preis einer BU-Police hängt von mehreren Faktoren ab: Höhe der vereinbarten Rente, Vertragslaufzeit, Geschlecht und besonders Beruf des Versicherten spielen dabei eine Rolle. Personen, die beim Ausüben ihres Berufes höheren Risiken ausgesetzt sind – wie etwa Handwerker und Arbeiter – zahlen mehr für ihren Schutz als Versicherte mit einem risikoarmen Bürojob. Aber nicht nur die Höhe des Risikos bei der Tätigkeit wirkt sich auf die Beiträge aus. Auch kleinere gesundheitliche Störungen treiben Prämien für Berufsunfähigkeitsschutz häufig nach oben. Ein Heuschnupfen reicht bereits aus, um auf eine Asthmaerkrankung hinzudeuten. Kritisch sind zudem Sportverletzungen, da Versicherer hier häufig befürchten, mit Spätfolgen rechnen zu müssen.
Trotzdem ist eine wahrheitsgemäße Beantwortung der Gesundheitsfragen auf dem Antragsformular wichtig. "Bei bewusstem Verschweigen von Beschwerden kann es im Ernstfall, also bei Beantragung der BU-Rente, zu Problemen kommen oder sogar zur Verweigerung der Rentenzahlung seitens der BU-Versicherung, da diese dann vom Vertrag zurücktreten kann", so der AWD-Vorsorgeexperte..
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