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- AZ 48/2007
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DAX: Macht die Schotten dicht!
Nun ist der DAX, wie in der letzten Woche prognostiziert, bis auf 7500 Punkte zurückgefallen. Aber die Anleger schlagen die Einladung zum Wiedereinstieg aus – und das lässt Schlimmes vermuten. Wären wirklich Überzeugungstäter dies- und jenseits des Atlantiks am Werk, hätte sich der DAX schnell wieder von der 7500-er Marke bzw. der Dow Jones von der 13.000-er Marke nach oben orientieren müssen. Stattdessen bekommen wir nur eine lauwarme Kurserholung zu sehen. Um die Show am laufen zu halten, versuchen die Analysten sogar, die halbtote Telekom wiederzubeleben. Ein Unternehmen, das seinen Anlegern phasenweise 90% Kursverluste bescherte. Das sein Heil im Ausland sucht, weil im Inland die Kunden davongelaufen sind. Nun heißt es: Kaufen, weil der Telekommunikationssektor von den Negativfaktoren Dollar und Ölpreis verschont bleibe. Oder wie es "Die Actien-Börse" ausdrückt: Die Telekom zeige relative Stärke und man werde daher in die Aktie investieren, obwohl man nicht genau wisse, was dahinter stehe. Man müsse aber unterstellen, dass erste Adressen im Markt seien und mehr wüssten. Es geht eben nichts über solide Recherche. Unsere Meinung: Wenn der Markt nach unten dreht, dann ist die Telekom wirklich das letzte, was wir im Depot halten wollten.
Dollarschwäche, haussierende Ölnotierungen, Kreditkrise – das alles zusammen scheint nun doch den Börsen zu viel zu werden. Der starke Euro und die Ölpreise werden vermutlich erst später als Bremsspuren in den Bilanzen auftauchen. Die größte Unsicherheit geht indes ohne Zweifel von der schrumpfenden Liquidität aus, wenn Banken Konsum und Investitionen nicht mehr in dem bisherigen Maße mit Krediten stützen sollten. Dann muss in der Tat die Rechnung neu aufgemacht und die Aktienkurse an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.
2000 Milliarden Dollar. So hoch schätzt die amerikanische Goldman Sachs Group den Rückgang der Kreditvergabe in den USA ein. Nach Einschätzung des Brokerhauses sehen die US-Banken nun im Geldgeschäft lieber zweimal auf die Bonität des Kunden, nachdem die Kreditkrise im Immobiliensektor die Bilanzen der Geldinstitute verhagelt hat. Die Konsequenzen sind klar: Konsumenten erhalten weniger Kredite, Investitionen der Unternehmen fallen geringer aus. Zudem steigen die Zinsen, weil es mit der Citigroup und Merrill Lynch gerade zwei ganz große der Finanzbranche erwischt hat, die jetzt unter der Krise zu leiden haben. Sie sind nun selbst Opfer herabgesetzter Kreditwürdigkeit und müssen am Kapitalmarkt überdurchschnittlich hohe Zinsen bieten, um sich finanzieren zu können. Die Folgen wird der Kunde in Form von schlechteren Bankkonditionen zu spüren bekommen. Goldman Sachs prognostiziert für die USA eine Rezession, zumindest aber eine lange Phase der wirtschaftlichen Stagnation. Diese Aussage stimmt mit der Einschätzung des Nobelpreisträgers und früheren Weltbank-Ökonomen Stiglitz überein, der ebenfalls eine Rezession oder eine längere Abschwungphase vorhersagt. Der Wirtschaft fehlt nun der Durchschnittsamerikaner, der früher sein Haus zu günstigen Konditionen beliehen und damit den Konsum unterstützt hatte. Die Maschine des Weltwirtschaftswachstums wird deshalb spürbar langsamer laufen, so auch die Aussage der Strategen von ABN Amro-Bank. Auch die Wall Street setzt die rosarote Brille ab. Die letzten Optimisten scheinen von Bord gehen zu wollen.
Die Aussichten
Die 7500er Marke im DAX wird als Unterstützung nicht halten. Dafür ist die momentane Kaufbereitschaft der Optimisten zu gering. Man muss jetzt nicht gleich zum Berufspessimisten werden. Die Aufwärtstendenz bleibt wohl intakt, wird aber in Zukunft wesentlich flacher verlaufen. Der DAX nimmt sich eine Auszeit. Unser neues Kursziel liegt nun für den DAX bei ca. 7000 Punkten. DAX am 21. November (12.00 h): 7483 Punkte..
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