Arzneimittel und Therapie

Studie zur Phytotherapie

Cimicifuga bei Wechseljahrsbeschwerden wirkungslos

Nicht wirksamer als Placebo war in einer randomisierten, kontrollierten Studie die weit verbreitete Phytotherapie mit einem Extrakt der Traubensilberkerze Cimicifuga racemosa In einer Vergleichsgruppe linderte die "echte" Hormonersatztherapie wie erwartet die Beschwerden.

Hitzewallungen, plötzlich auftretende Schweißausbrüche, Herzrasen und depressive Verstimmungen: Die typischen Begleiterscheinungen der Wechseljahre machen vielen Frauen während und nach der Menopause das Leben schwer. Ursache ist der hormonelle Umstellungsprozess, der sich mit der Rückbildung der weiblichen Eierstöcke einstellt.

Eine Hormonersatztherapie kann die Beschwerden lindern, ist aber wegen der Risiken (Erhöhung des karzinogenen und/oder kardiovaskulären Risikos?) umstritten.

Seit Veröffentlichung der WHI-Studie (Women’s Health Initiative) hat die Verunsicherung und die Frage nach Alternativen zur Hormonersatztherapie weiter zugenommen, obwohl in der WHI-Studie nicht die kurzfristige Hormonersatztherapie zur Linderung vasomotorischer Wechseljahrsbeschwerden, sondern eine langfristige Therapie mit dem Ziel der Osteoporoseprävention und der Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen, Gegenstand der Untersuchung war.

Die National Institutes of Health (NIH), USA, initiierten eine randomisierte, kontrollierte Studie zum Einsatz von pflanzlichen Präparaten bei Wechseljahrsbeschwerden. 351 Frauen im Alter von 45 bis 55 Jahren nahmen an der Studie teil, die mindestens zwei Episoden von Hitzewallungen pro Tag oder nächtliche Schweißausbrüche hatten. Etwa die Hälfte der Frauen befand sich in der Menopause, die andere Hälfte in der Postmenopause, hatte also keine Menstruation mehr.

In der Studie gab es fünf Gruppen:

  • Therapie mit standardisiertem Extrakt der Traubensilberkerze (160 mg Extrakt pro Tag, n = 80)
  • "Multi-Phyto-Therapie": Therapie mit 200 mg Traubensilberkerzenextrakt plus neun weiteren pflanzlichen Bestandteilen (n = 76)
  • "Multi-Phyto-Therapie" plus Ernährungsberatung, die die vermehrte Zufuhr von Sojaprodukten propagierte (n = 79)
  • Hormonersatztherapie mit 0,625 mg konjugierten equinen Estrogenen plus evtl. Medroxyprogesteron 2,5 mg/Tag (n = 32)
  • Placebo

Traubensilberkerze nicht besser wirksam als Placebo

Gemessen wurden Häufigkeit und die Intensität von Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen zu Beginn der Therapie und nach drei, sechs und zwölf Monaten unter Therapie. In keiner der drei Gruppen mit Phytotherapie wurden die Symptome im Vergleich zur Placebo-Gruppe gebessert. In der Gruppe mit Beratung in Richtung Soja-haltiger Ernährung war das Ergebnis sogar schlechter als in der Placebo-Gruppe.

Hormonersatztherapie wie erwartet wirksam

Erwartungsgemäß kam es bei den Frauen mit Hormonersatztherapie zu einer signifikanten Linderung der klimakterischen Beschwerden. Im Vergleich zu Placebo kamen durchschnittlich etwa vier vasomotorische Symptome pro Tag weniger vor. Unerwünschte Wirkungen, die bei der Hormonersatztherapie signifikant häufiger auftraten, waren Menstruationsbeschwerden und Brustspannen.

Diskussion und Fazit

Traubensilberkerzenextrakte sind in dieser Studie nicht wirksam zur Linderung klimakterischer Beschwerden. Um eine mögliche geringe Verbesserung durch eine solche Phytotherapie zu zeigen, war die Studie allerdings zu klein. Am eingesetzten Extrakt lag es vermutlich nicht. Dieser war vergleichbar mit bekannten Fertigarzneimitteln, die tägliche Dosis an Triterpenen betrug 5 mg.

Die Hormontherapie ist also derzeit die wirksamste Therapie bei vasomotorischen Wechseljahrsbeschwerden, allerdings ist sie nicht frei von Risiken und Nebenwirkungen. Die Indikation sollte daher streng und basierend auf einer gemeinsamen Entscheidung des Therapeuten und der Frau gestellt werden. Außerdem muss die Indikation regelmäßig überprüft werden (siehe Kasten Empfehlungen).

Quelle

Newton, K. M.; et al.: Treatment of vasomotor symptoms of menopause with black cohosh, multibotanicals, suy, hormone therapy, or placebo. A randomized trial. Ann Intern Med 145 , 869–879 (206).

Beitz, R.; et al.: Hormontherapie im Klimakterium – was bleibt? Med Monatsschr Pharm 27 , 238-241 (2004).

Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. für die Anwendung der Hormonersatztherapie unter www.dggg.de

Apothekerin Bettina Martini
In der WHI-Studie (Women’s Health Initiative) sollten 8506 gesunde Frauen 8,5 Jahre lang eine Estrogen-Gestagen-Therapie erhalten. 8102 Frauen bekamen Placebo. Primäre Endpunkte waren die Häufigkeit koronarer Herzerkrankungen und die Brustkrebs-Rate. Nach nur fünf Jahren wurde die Studie vorzeitig beendet, weil es für eine Präventionsstudie zu viele Ereignisse gab. Bei der Hormontherapie kamen 38, mit Placebo 30 Mamma-Karzinome pro 10.000 Frauen vor. Auch das kardiovaskuläre Risiko wurde tendenziell erhöht und nicht, wie erhofft, reduziert.
Empfehlungen zur Anwendung der Hormonersatztherapie
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (www.dggg.de) hat für die Anwendung der Hormonersatztherapie folgende Empfehlungen ausgesprochen:
  • Eine Hormontherapie im Klimakterium und in der Postmenopause soll nur bei bestehender Indikation eingesetzt werden.
  • Eine Nutzen-Risiko-Abwägung und Entscheidung zur Therapie muss gemeinsam mit der ratsuchenden Frau erfolgen. Diese muss regelmäßig überprüft werden.
  • Die Hormontherapie ist die wirksamste medikamentöse Behandlungsform vasomotorischer Symptome. Damit assoziierte klimakterische Symptome können verbessert werden.
  • Die vaginale, orale oder parenterale Gabe von Estrogenen ist zur Therapie und Prophylaxe der Urogenitalatrophie geeignet.
  • Bei nicht-hysterektomierten Frauen muss die systemische Estrogen-Therapie mit einer ausreichend langen Gabe von Gestagenen (mindestens 10 Tage pro Monat) in suffizienter Dosierung kombiniert werden.
  • Hysterektomierte Frauen sollten nur eine Monotherapie mit Estrogenen erhalten.
  • Die Estrogen-Dosis sollte so niedrig wie möglich gewählt werden.
  • Derzeit besteht keine ausreichende Evidenz für die Bevorzugung bestimmter für die Hormontherapie zugelassener Estrogene oder Gestagene bzw. ihrer unterschiedlichen Darreichungsformen.
  • Die Hormontherapie ist zur Prävention der Osteoporose und osteoporosebedingter Frakturen geeignet. Dazu wäre allerdings eine Langzeitanwendung erforderlich, die mit potenziellen Risiken verbunden ist.
  • Die Hormontherapie ist nicht zur Primär- oder Sekundärprävention der koronaren Herzkrankheit und des Schlaganfalls geeignet.
[Stand September 2006]

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