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Fortbildung
Schmerztherapie
Infusionspumpen gegen starken Schmerz
Nach Angaben der Deutschen Schmerzliga leiden mehr als acht Millionen Bundesbürger an chronischen Schmerzen. Falls eine orale oder intravenöse Analgetika-Gabe nicht wirksam genug ist, besteht die Möglichkeit der kontinuierlichen Applikation eines Schmerzmittels über eine externe oder implantierte Infusionspumpe direkt in den Rückenmarkskanal.
Die intrathekale Gabe (Applikation in den Rückenmarkskanal, i. th.) von Schmerzmitteln über eine Pumpe ist dann indiziert, wenn mit oraler oder intravenöser Gabe keine effektive Schmerzlinderung erzielt werden kann und der Schmerz das Leben dominiert. Dies betrifft vor allem Patienten mit degenerativen Wirbelsäulenveränderungen oder nach erfolglosen Wirbelsäulen-Operationen sowie posttraumatische Patienten Die Kriterien für die Indikationsstellung sind sehr streng, und erst nach einer erfolgreich verlaufenen Testphase wird einem Patienten eine Schmerzpumpe dauerhaft eingesetzt.
Die Infusionspumpe mitsamt dem Arzneistoffreservoir wiegt etwa 120 Gramm und wird (z. B. mithilfe eines Gürtels) extern am Bauch befestigt oder dem Patienten implantiert. Über einen Katheter wird das Schmerzmittel direkt in die Rückenmarksflüssigkeit abgegeben; die Flussrate legt der Arzt individuell fest.
Bei implantierten Pumpen wird die Applikation entweder gasgetrieben oder elektronisch gesteuert. Alle zwei bis drei Monate muss die Pumpe neu befüllt werden. Dabei wird eine Injektionsnadel erst durch die Haut und dann durch eine Membran an der Pumpe geführt.
Die kontinuierliche Applikation schließt nicht aus, dass sich der Patient eine zusätzliche Dosis selbst injiziert. Für den Patienten bedeutet dies eine größere Unabhängigkeit und damit einen Gewinn an Lebensqualität.
Effektive Schmerzlinderung möglich
Es hat sich gezeigt, dass die Schmerzkontrolle bei intrathekaler Applikation sehr effektiv ist. Bei onkologischem Schmerz beispielsweise sprechen über 80 Prozent der Patienten auf die Behandlung an, im Allgemeinen rechnet man bei 60 bis 80 Prozent mit einer wirksamen Schmerzreduktion. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass viel geringere Wirkstoffmengen als bei anderen Applikationsarten erforderlich sind, was die Nebenwirkungsrate erheblich reduzieren kann.
Komplikationen treten bei 5 bis 20 Prozent der Patienten mit einer Schmerzpumpe auf. Am häufigsten kommt es zu mechanischen Problemen (z. B. Obstruktion des Katheters). Bei implantierten Pumpen treten häufig lokale Reaktionen (z. B. Granulome an der Eintrittsstelle des Katheters) auf.
Intrathekal applizierbare Wirkstoffe
Zu den Wirkstoffen, die über Pumpen appliziert werden, zählen nicht nur stark wirksame Opioid-Analgetika wie Morphin (als Sulfat), Fentanyl, Sufentanyl oder Buprenorphin, sondern auch (z. B. bei chronischer Spastizität bei multipler Sklerose) zentral wirksame Muskelrelaxanzien wie Baclofen oder Benzodiazepine (z. B. Midazolam). Ein erst kürzlich zugelassener Wirkstoff, der intrathekal angewendet werden kann, ist das nicht-opioide Analgetikum Ziconotid (Prialt®), ein synthetisches Peptid, das nach dem Vorbild eines Toxins der marinen Kegelschnecke Conus magus entwickelt wurde. Ziconotid wirkt über eine Hemmung spannungsabhängiger N-Typ-Calciumkanäle, die für die Übertragung von Schmerzreizen im Rückenmark verantwortlich sind.
Apothekerin Dr. Claudia BruhnQuellenProf. Dr. Jan Zierski: "Schmerztherapie aktuelle – Ports und Pumpen" . Referat auf dem 11. Fortbildungstag der Apothekerkammer Berlin zum Thema "Schmerz" am 11. März 2007 in Berlin.
Fachinformation Prialt® , Eisai GmbH, Frankfurt/Main.
1 Kommentar
Schmerzinfusionspumpe
von Bernd Redlich am 11.01.2020 um 7:09 Uhr
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