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Interpharm Hamburg
Fette und Ernährung
Nicht alles Fett ist automatisch schlecht. Die Ernährungswissenschaftlerin Ulrike Gonder, Wallrabenstein, versuchte in ihrem Vortrag einige populäre Irrtümer der Ernährungsgurus zu widerlegen.
Fett, besonders die gesättigten Fettsäuren und das Nahrungscholesterin fördern die Arteriosklerose und den Herzinfarkt. So lautet ein Dogma, an das sich alle gewöhnt haben. Im Zeitalter der Evidenz-basierten Medizin lohnt sich jedoch ein differenzierterer Blick auf den tatsächlichen wissenschaftlichen Erkenntnisstand. Laut Gonder spricht dieser zum Teil durchaus eine andere Sprache.
So zeigte ein Review, der sich mit den Effekten des Austauschs von gesättigten Fettsäuren gegen Kohlenhydrate oder ungesättigte Fettsäuren auf die Lipoproteinwerte befasste (Katan et al. 1994), dass zwar LDL und Gesamtcholesterin sinken, die Triglyzeride jedoch ansteigen.
Im Hinblick auf den Einfluss von Veränderungen des Nahrungscholesterins auf das Risiko von koronaren Herzerkrankungen wurden in den letzten drei Jahrzehnten mindestens 16 prospektive Studien durchgeführt. Nur drei zeigten eine signifikante, direkte Assoziation.
Der harte Endpunkt koronare Herzerkrankung wurde unter anderem in der Nurses Health Study untersucht. Auch hier ergaben 20 Jahre follow-up keinen Zusammenhang zwischen Fettmenge und Risiko, auch nicht mit gesättigten Fettsäuren.
Eine MetaAnalyse über 14 Studien vergleicht die Effekte von Fett- und Kohlenhydrat-armen Diäten auf die Lipoproteinwerte (Volek et al. 2000). Hiernach schneiden Low-carb-Diäten gut ab, wenn es darum geht, die Trigylceride zu senken.
Nach einer neuen randomisierten klinischen Studie zum Effekt verschiedener Fett- und Kohlenhydrat-haltiger Diäten auf den Fettstoffwechsel (Krauss et al. 2006) ist ein Austausch von Kohlenhydraten durch Eiweiß und Fett bei hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren zur effektiven diätetischen Therapie der Dyslipoproteinämie sinnvoll.
Kohortenstudien zu der Frage, ob gesättigte Fettsäuren das Koronarrisiko erhöhen, zeigten nur in wenigen Fällen einen direkten, in der weitaus überwiegenden Zahl jedoch keinen Zusammenhang.
Auch die gezielte Gabe von Omega-3-Fettsäuren sollte differenziert gesehen werden. Insgesamt sieht Gonder diese in der Primärprophylaxe als günstiger an als in der Sekundärprophylaxe.
Ein Review, der die Effekte verschiedener medikamentöser Eingriffe sowie einer lipidsenkenden Diät auf die Mortalität miteinander vergleicht (Studer et al. 2005) kommt zu dem Ergebnis, dass die Omega-3-Fettsäuren im Hinblick auf die Senkung des kardialen und des Mortalitätsrisikos sehr positiv zu bewerten sind.
Eindeutig negativ ist die Sachlage bezüglich des Einflusses der trans-Fettsäuren auf den Fettstoffwechsel und das Koronarrisiko. Sie sind so weit als möglich zu vermeiden.
Die Ernährungsexpertin zog folgendes Fazit: Die Rolle der Gesamtfettzufuhr sowie der gesättigten Fettsäuren in der Entstehung von Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde lange Zeit überbewertet. Überzeugend ist belegt:
- fettarme Kost senkt LDL und HDL, erhöht jedoch die Triglyzeride,
- gesättigte Fettsäuren erhöhen LDL, die Partikelgröße und HDL, senken aber die Triglyzeride.
Außerdem zeichnet sich ab, dass eine Erhöhung der Zufuhr ungesättigter Fettsäuren (und/oder Protein) zulasten der Kohlenhydrate (vor allem jener mit hohem glykämischem Index) den Lipidstoffwechsel verbessert, teilweise auch den Glucose- und Insulinstoffwechsel.
Last but not least verwies Gonder auf die jüngst von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bekanntgemachte Evidenz-basierte Ernährungsleitlinie zur Bedeutung der Fette in der Prävention ernährungsmitbedingter Krankheiten, in der die neuesten Erkenntnisse übersichtlich zusammengefasst sind: Details unter www.dge.de. hb
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