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Interpharm Hamburg
Neues Schlafmittel Gaboxadol
Gaboxadol ist ein extrasynaptisch angreifender direkter Agonist an GABAA-Rezeptoren, an denen auch Benzodiazepine angreifen und als "Bremskraftverstärker" für das ZNS wirken.
Nach oraler Einnahme flutet Gaboxadol rasch innerhalb von 30 Minuten an. Seine Halbwertszeit beträgt 1,5 bis 2 Stunden.
Gaboxadol wirkt über eine Synchronisation der Schlafzentren. Es verkürzt die Einschlafzeit, erhöht die Schlafdauer und dabei auch den Anteil des erholsamen REM-Schlafs, im Gegensatz zu Benzodiazepinen. Sein Nebenwirkungsprofil ist gut, und ein Hang-over am folgenden Morgen tritt nicht auf.
Ruboxistaurin gegen diabetische Spätschäden
Ruboxistaurin soll Spätschäden bei Typ-2-Diabetikern verhindern. Es verlangsamt den Sehverlust bei der diabetischen Retinopathie. Außerdem reduziert es das Ausmaß der Albuminurie.
Ruboxistaurin hat eine orale Bioverfügbarkeit von 65%.
Die neue Substanz hemmt die Proteinkinase C-beta mit hoher Selektivität. Dieses Enzym spielt bei der zellulären Signaltransduktion eine wichtige Rolle, indem es einen zentralen Schritt katalysiert: die Aktivierung durch die Proteinkinase. Ruboxetin wirkt selektiv auf die Subtypen Beta1 und Beta2 in den Zellen und Geweben, die für die kardiovaskulären Schäden beim Diabetiker verantwortlich sind.
RANKL-Antikörper Denosumab
Denosumab ist ein neuer Antikörper zur Behandlung der Osteoporose, der sich gegen das Protein RANKL (receptor activator of nuclear factor kappa B ligand) richtet. Dieses Protein bindet an den RANK-Rezeptor auf den Vorstufen der Osteoklasten und initiiert durch diese Bindung den raschen Umbau zu reifen Osteoklasten, die den Knochen abbauen. Durch seine Bindung an RANKL hemmt Denosumab die Osteoklasten-Differenzierung. Der neue Antikörper hat eine lange Halbwertszeit und muss nur alle drei bis sechs Monate injiziert werden.
Dabigatran zur Thromboseprophylaxe
Dabigatran (vorgesehener Handelsname Rendix) ist ein weiterer direkter Thrombin-Inhibitor zur Thromboseprophylaxe. Wegen seiner polaren Strukturelemente kann Dabigatran nicht oral eingenommen werden. Deshalb wird es an Etexilat gebunden, das nach der oralen Aufnahme abgespalten wird. Bei einmaliger Anwendung hat Dabigatran-Etexilat eine Halbwertszeit von acht Stunden, bei mehrmaliger Anwendung steigt diese auf 18 Stunden.
Bei der klinischen Prüfung verlängerte Denosumab dosisabhängig die Thromboplastinzeit. Steinhilber bezeichnete Dabigatran in der Thromboseprophylaxe wegen seiner oralen Bioverfügbarkeit als "interessante Alternative zu Heparin".
Bessere Bewegung mit Istradefyllin
Zur Behandlung der Parkinson-Erkrankung wird Istradefyllin entwickelt. Der Adenosin-A2A-Rezeptorantagonist bindet an Rezeptoren im Striatum.
Istradefyllin soll den Problemen entgegentreten, die nach einer sechs- bis zehnjährigen Behandlung der Parkinson-Erkrankung auftreten: Dann verlieren viele Arzneimittel ihre Wirkung, die Dopa-Dosen müssen erhöht werden und die Patienten leiden zunehmend unter Schwankungen ihrer Beweglichkeit. Istradefyllin verkürzt die Off-Zeiten und bessert dadurch motorische Fluktuationen.
Immunsuppressivum Fingolimod bei MS
Mit Fingolimod wird ein neues Immunsuppressivum zur Behandlung der multiplen Sklerose entwickelt. Der potente Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptoragonist wird zur Behandlung der schubförmig-remittierenden Verlaufsform eingesetzt, wo er die Enstehung neuer Entzündungsherde verhindert.
Fingolimod bindet an den S1P1-Rezeptor. Da das S1P1-Signal von Lymphozyten für die Auswanderung aus den Lympknoten und sonstigen lymphatischen Geweben benötigt wird, hindert Fingolimod die Lymphozyten daran, aus den Lymphknoten auszuwandern, so dass die Konzentration autoreaktiver T-Zellen im Blut verringert wird. Dadurch wird die Zerstörung des körpereigenen Nervengewebes in Gehirn und Rückenmark bei der multiplen Sklerose unterdrückt.
Die orale Bioverfügbarkeit von Fingolimod beträgt 38%, die Halbwertszeit ist mit 30 Stunden sehr lang. Fingolimod wird über das Enzym CYP4F abgebaut, relevante Wechselwirkungen sind daher nicht zu befürchten. Bisher traten weder nephro- noch neurotoxische Wirkungen auf, allerdings kam es zu Makuladegeneration sowie zu Nebenwirkungen an Atemwegen und Herz.
Verlängerter Beischlaf mit Dapoxetin
Dapoxetin wurde ursprünglich als Antidepressivum entwickelt, war jedoch in dieser Indikation nicht ausreichend wirksam. Jetzt wird eine Nebenwirkung zur Hauptwirkung gemacht: Dapoxetin verzögert die Ejakulation um ein bis zwei Minuten und soll deshalb zur Behandlung des vorzeitigen Samenergusses eingesetzt werden.
Schubert-Zsilavecz stellte in Frage, ob es sich beim vorzeitigen Samenerguss tatsächlich um eine behandlungsbedürftige Erkrankung handele. Er stufte Dapoxetin eher als "Lifestyle-Medikament" ein, besonders weil es auch mit PDE5-Hemmern kombiniert werden könne.
Der Vorteil von Dapoxetin ist eine kurze Halbwertszeit, die eine bedarfsgerechte Anwendung ermöglicht. Als Nebenwirkungen können Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen und Schwindel auftreten.
Flibanserin für die Lust der Frau
Mit Flibanserin wird ein weiteres Antidepressivum als Libido-Verstärker für Frauen entwickelt. Der 5-HT2A-Antagonist und 5-HT1A-Agonist Flibanserin könne nach Aussage von Schubert-Zsilavecz sehr sinnvoll sein. So leiden viele Frauen unter einem Verlust der Libido, wenn ihnen die Eierstöcke entfernt wurden. Ob der Einsatz von Libido-Verstärkern bei nicht operierten Frauen sinnvoll sei, sei eher fraglich, meinte Schubert-Zsilavecz.
Maraviroc gegen HIV
Maraviroc ist ein neuer Wirkstoff zur Behandlung der HIV-Infektion. Die neue Substanz wirkt als CCR5-Rezeptorantagonist und hemmt dadurch das Eindringen des Virus in die T-Zelle. CCR5 ist als Korezeptor essenziell für die Bindung des Virus an seine Zielzelle und die nachfolgende Fusion des Virus mit der Zelle. Dieser Rezeptor scheint bei der Infektion mit dem HI-Virus eine wichtige Rolle zu spielen. Ist er mutiert, was bei etwa 1% der deutschen Bevölkerung der Fall ist, ist der betreffende Mensch vor einer Infektion geschützt.
Die orale Bioverfügbarbeit von Maraviroc beträgt 23%. Die Substanz wird über das Cytochrom-P450-System verstoffwechselt und hat eine Halbwertszeit von 14 bis 18 Stunden. Es wird in einer Dosierung von zweimal täglich 300 mg eingenommen. Noch ungeklärt ist die Frage der Lebertoxizität. Die Entwicklung von Aplaviroc, einer anderen Substanz mit vergleichbarer Wirkung, wurde aus diesem Grund eingestellt.
Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz
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Über diese und weitere Arzneimittel, die sich in der Entwicklung befinden, können Sie sich in unserer Beilage "Arzneimittel in der Pipeline" weitergehend informieren.
HI-Viren sollen durch Maraviroc am Eindringen in die T-Zellen gehindert werden. Maraviroc wirkt dabei als CCR5-Rezeptorantagonist (die Virionen sind die kleinen Kügelchen auf der Zelloberfläche).
Foto: CDC/C. Goldsmith
Denosumab gegen Osteoporose Denosumab ist ein neuer Antikörper zur Behandlung der Osteoporose, der sich gegen das Protein RANKL (receptor activator of nuclear factor kappa B ligand) richtet. Dieses Protein bindet an den RANK-Rezeptor auf den Vorstufen der Osteoklasten und initiiert durch diese Bindung den raschen Umbau zu reifen Osteoklasten, die den Knochen abbauen. Durch seine Bindung an RANKL hemmt Denosumab die Osteoklasten-Differenzierung.
Foto: BVMed, Berlin
Prof. Dr. Dieter Steinhilber
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