Prisma

Die Natur als Vorbild

Viele Patienten bevorzugen Medikamente mit ausschließlich pflanzlichen Wirkstoffen. Dabei sind auch die chemisch entwickelten Arzneistoffe meist natürlichen Ursprungs, betonen amerikanische Wissenschaftler. Laut Statistik lassen sich mehr als zwei von drei neuen Präparaten auf Naturprodukte zurückführen.

Der Lotusblüteneffekt ist wohl eines der bekanntesten Naturphänomene, das sich die Industrie zu Nutze macht. Ähnliches ist auch bei der Entwicklung neuer Arzneistoffe zu beobachten. Trotz moderner Methoden zur Substanzfindung greift die pharmazeutische Forschung nicht selten auf Altbewährtes aus der Natur zurück, wobei bestimmte Wirkmoleküle von Pflanzen oder Tieren bereits vor Jahrhunderten zur Anwendung kamen. Wie amerikanische Wissenschaftler im "Journal of Natural Products" schreiben, ist nur einer von drei neuen Arzneistoffen vollkommen synthetisch. In ihren statistischen Analysen bewerteten die Forscher ausschließlich innovative Produkte der letzten 25 Jahre, keine Weiterentwicklung bereits bekannter Substanzen. war

Quelle: Newman, D.; Cragg, G.: J. Natural Prod., Online-Vorabpublikation; DOI: 10.1021/np068054v

Hypertonie ist wahrscheinlich Kopfsache

Die Ursache für das Entstehen von hohem Blutdruck könnte eher im Gehirn liegen als von Problemen mit dem Herzen, den Nieren oder den Blutgefäßen ausgelöst werden, meinen britische Wissenschaftler. Sie hoffen, einen neuen Ansatz für die Behandlung der Hypertonie entdeckt zu haben.

Die Forscher von der Universität Bristol haben ein Protein namens JAM-1 isoliert, das weiße Blutkörperchen zu binden und damit den Blutfluss zu behindern scheint. Dadurch kann in der Folge eine Entzündung entstehen und zu einer schlechten Blutversorgung des Gehirns führen. Das Team um Julian Paton geht davon aus, dass dies wiederum zu Ereignissen im Gehirn führt, die den Blutdruck steigen lassen. Versuche mit Ratten haben ergeben, dass JAM-1 mit einem erhöhten Blutdruck in Zusammenhang steht. Die genauen Mechanismen hinter diesem Zusammenhang sind allerdings noch nicht bekannt. Derzeit konzentrieren sich die Forscher auf das menschliche Gehirn, um zu weiteren Ergebnissen zu gelangen. ral

Quelle: Paton, J. et al.: J. Hypertension, Online-Vorabpublikation, DOI: 0.1161/HYPERTENSIONAHA.106.085589

Milch als Betthupferl schützt vor Osteoporose

Eine Tasse warme Milch am Abend hemmt vermutlich den Knochenabbau in der Nacht. Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel in Kiel fanden heraus, dass Frauen nach den Wechseljahren besonders am Abend vom hohen Calciumgehalt der Milch profitieren.

85 Frauen im Alter zwischen 53 und 65 Jahren tranken zwei Wochen lang jeden Abend 175 ml Milch. In dieser Zeit verringerten sich ihre Werte für wichtige Knochenabbauparameter im Urin, etwa für die alkalische Phosphatase. Eine Anreicherung der Milch mit Calcium und funktionellen Inhaltsstoffen wie Fructooligosacchariden hatte keinen zusätzlichen Effekt. "Der abendliche Verzehr von Milch reduziert per se den Knochenturnover bei postmenopausalen Frauen", fasste Dr. Berit Marten die Ergebnisse der Studie auf dem wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Halle zusammen. Ob die Milch mit funktionellen Inhaltsstoffen angereichert ist oder nicht, spiele keine Rolle, vermutet die Forscherin. Zusätzliches Potenzial habe wahrscheinlich nur der abendliche Verzehr. <ral/aid

Quelle: aid-PresseInfo Nr. 15/2007

Depressionen gehen ans Herz

Depressionen sind ein unabhängiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Das Ausmaß der Risikoerhöhung entspricht dem des Zigarettenrauchens, berichtete Dr. Florian Lederbogen vor Kurzem auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim.

Für die Risikoerhöhung, die sowohl das Entstehen einer Herz-Kreislauf-Krankheit als auch deren Verlauf betrifft, gibt es eine Reihe von Ursachen. "Depressionen haben oft einen negativen Einfluss auf Verhaltensweisen, die für die Prognose wichtiger Herzkrankheiten eine zentrale Rolle spielen: Depressive Patienten zeigen eine niedrigere Erfolgsrate bei der Einhaltung wichtiger Therapieprinzipien wie Sport, Ernährung und Medikamenteneinnahme und schaffen es seltener, mit dem Rauchen aufzuhören", sagt Lederbogen. So hatten z. B. in einer großen Studie nach durchschnittlich zehn Jahren 20 Prozent nicht-depressive, aber nur neun Prozent depressive Probanden den Nicotinkonsum gestoppt.

Das kardiale Risiko depressiver Menschen bleibt allerdings auch unabhängig vom Einfluss der "klassischen" Risikofaktoren wie Rauchen, Adipositas und Bewegungsmangel erhöht. "Zusätzlich zu den durch Gesundheitsverhalten beeinflussbaren Faktoren sind biologische Faktoren wirksam, die noch nicht immer eindeutig identifiziert werden konnten", so Lederbogen. Möglicherweise begünstigen Aktivitätssteigerungen der im Gehirn wirksamen stressregulierenden Systeme die Entstehung von viszeralem Fett und einer Insulinresistenz. Für die vermehrte Ausbildung von Hüftfett könnte ein für die Depression charakteristisches Ungleichgewicht verantwortlich sein: das Überwiegen der fettakkumulierenden Hormone Cortisol und Insulin gegenüber den fettmobilisierenden Hormonen Testosteron und Wachstumshormon. Bei Depressiven werden zudem Thrombozyten aktiviert, wodurch das Risiko von Gefäßverstopfungen ansteigt. Es ist noch nicht eindeutig geklärt, welchen Stellenwert diese Zusammenhänge bei der Erhöhung des kardialen Risikos Depressiver einnehmen, meint Lederbogen. Praktisch sei es wichtig, bei Herzkranken gezielt nach Depressionen zu suchen. ral

Quelle: Vortrag auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 12.–14.4.2007, Mannheim

Wein und Bier auch ohne Alkohol gut fürs Herz

Auch alkoholfreies Bier oder Wein haben eine Schutzwirkung auf das Herz-Kreislaufsystem. Sie weisen eine ebenso günstige Wirkung auf Monozyten auf, die zur Entstehung von Atherosklerose und damit zu Herzinfarkt und Schlaganfall beitragen, wie kleine Mengen Rotwein, Bier oder Weingeist.

Das berichteten Dr. Armin Imhof und seine Kollegen vom Universitätsklinikum Ulm vor Kurzem auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim. Einige frühere Untersuchungen hatten den Schluss nahe gelegt, dass die gefäßschützende Wirkung von Wein oder Bier auf den darin enthaltenen Alkohol zurückzuführen sei. Dies wollten die Ulmer Forscher nun genauer wissen und führten eine entsprechende Studie durch. Bei insgesamt 42 Testpersonen untersuchten sie den Einfluss unterschiedlicher Getränke auf die Einwanderung von Monozyten in die Gefäßwände. Konzentrieren sich viele Monozyten in der Gefäßwand, ist das ein frühes Anzeichen für die Entstehung von Arterienverkalkung. Die untersuchten Personen konsumierten drei Wochen lang entweder eine 12,5-prozentige Ethanollösung, Bier, Rotwein oder die alkoholfreien Varianten dieser beiden Getränke oder reines Wasser. In allen Gruppen – mit der Ausnahme der Wasserkonsumenten – ließ sich eine Hemmung des Eindringens von Monozyten in die Gefäßwand feststellen. Sowohl der mäßige Konsum alkoholischer Getränke als auch von alkoholfreiem Bier oder Wein hat also offenbar einen gewissen schützenden Effekt auf das Herz-Kreislaufsystem, folgern die Forscher. ral

Quelle: Vortrag auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 12.-14.4.2007

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