Arzneimittel und Therapie

Frühe Menopause

Estrogene schützen Koronararterien vor Verkalkung

Dass jüngere Frauen möglicherweise doch von einer Hormonersatztherapie profitieren können, bestätigt auch eine weitere Folgeanalyse der Womens Health Initiative. Danach ist die Verkalkung koronarer Arterien bei 50- bis 59-jährigen hysterektomierten Frauen nach mehreren Jahren einer Estrogenmonotherapie geringer als nach Placebo. Ob dadurch langfristig das kardiovaskuläre Risiko reduziert wird, ist nach wie vor umstritten.

Bekanntlich wurde im Juli 2002 der Teil der WHI-Studie abgebrochen, in dem die kombinierte Gabe von Estrogen plus Progestin bei Frauen in den Wechseljahren untersucht worden war. Denn die Rate von Herzinfarkten und Schlaganfällen war nicht wie gehofft gesunken, sondern gestiegen. Im März 2004 wurde auch die Studie vorzeitig beendet, in der hysterektomierte Frauen nur mit Estrogen behandelt worden waren. Grund dafür war ein erhöhtes Schlaganfallrisiko, nicht aber ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Da in der Altersgruppe der 50- bis 59-jährigen Frauen sogar die Herzinfarktrate tendenziell abgenommen hatte, wurden die Daten weiter analysiert und unter anderem die WHI Coronary-Artery Calcification Study angeschlossen. Dazu wurden bei 1064 Frauen im Alter von 50 bis 59 Jahren gut ein Jahr nach Studienabbruch computertomographisch die Kalkablagerungen in den Koronargefäßen erfasst. Die Frauen hatten im Schnitt 7,4 Jahre täglich 0,625 mg konjugierte equine Estrogene eingenommen.

Kalkablagerungen in den Koronararterien gelten als wichtige Marker für die Bildung atherotischer Plaques und damit für ein Fortschreiten einer Koronarsklerose. Sie werden daher zur Prognose von zukünftigen kardiovaskulären Erkrankungen herangezogen. Der Coronary-Artery-Calcium-Score war in der Estrogengruppe mit Werten von 83,1 deutlich niedriger als unter Placebo (123,1). Frauen, die über mehr als sieben Jahre Estrogen eingenommen hatten, hatten im Vergleich zur Placebo-Gruppe ein um 30 bis 40% niedrigeres Risiko für eine messbare Koronararterienverkalkung.

Die Autoren der Studie sind in der Interpretation der Daten jedoch vorsichtig. Obwohl die Ergebnisse die Hypothese stützen, dass Estrogen die Plaquebildung in Koronararterien verzögern könne, habe das Hormon komplexe biologische Wirkungen, die ebenfalls das kardiovaskuläre Risiko beeinflussen können. Zwar könnten jüngere Frauen unter einer Estrogentherapie möglicherweise seltener einen Herzinfarkt erleiden, doch im Einzelfall sei unklar, ob dieser positive Effekt die potentiellen Risiken einer Hormonsubstitution aufwiegen würde. Zur Vorbeugung von kardiovaskulären Risiken sollten Estrogene daher keinesfalls eingesetzt werden. Eine Abkehr von der zur Zeit geltenden Empfehlung, Hormone nur kurzzeitig zur Behandlung von mittelschweren bis schweren Wechseljahresbeschwerden einzusetzen, wird nicht befürwortet.

Quelle

Manson JE, et al.: Estrogen Therapy and Coronary-Artery Calcification. N Engl J Med 2007; 356: 2592-2602.

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Ablagerungen in Koronargefäßen Im Vergleich zu Frauen, die Placebo einnahmen, hatten Frauen, die über mehr als sieben Jahre Estrogene eingenommen hatten, ein niedrigeres Risiko für eine messbare Koronararterienverkalkung.
Foto: Schweizerische Brotinformation SB

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