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Fusion von Sanacorp und CERP Rouen
Ein historischer Schritt
HAMBURG (ks). Die Vertreterversammlung der Apothekergenossenschaft Sanacorp eG hat am 25. Juni in Hamburg für die Fusion ihrer pharmazeutischen Großhandlung mit der französischen Coopérative d‘Exploitation et de Répartition Pharmaceutiques (CERP) Rouen gestimmt. Am selben Tag gab auch die Mitgliederversammlung der CERP in Rouen grünes Licht für den Zusammenschluss. Der Vorstandsvorsitzende der Sanacorp eG, Manfred Renner, sprach von einem "historischen Schritt" für beide Unternehmen.
Lediglich eine Nein-Stimme wurde am vergangenen Samstag auf der Sanacorp-Vertreterversammlung gezählt, als die Fusion der beiden apothekereigenen Pharmagroßhandlungen zur Abstimmung stand. Parallel gab es in Rouen mehr als 99-prozentige Zustimmung für das Projekt. Vor der Abstimmung hatten Renner sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Funke in Hamburg nochmals für den Zusammenschluss geworben. Angesichts der Tatsache, dass unter den Pharmagroßhändlern eine Konzentration stattfinde und sich die großen Mitbewerber der Sanacorp bereits europaweit etabliert haben, wolle auch die Sanacorp ihre Existenzsicherung verstärken, erklärte Renner. Dazu sei eine Europäisierung geboten. Der Genossenschaft komme dabei entgegen, dass man mit der CERP ein ausländisches Unternehmen gefunden habe, das ein "mit uns identisches Grundverständnis" habe, sagte Renner. Beide Unternehmen hätten sich die Erhaltung und Förderung der selbständigen Apotheke auf die Fahne geschrieben. Mit diesem Anspruch will sich Sanacorp nicht zuletzt klar von seiner Konkurrentin Gehe abgrenzen. Denn mit der Übernahme von DocMorris durch die Gehe-Muttergesellschaft Celesio sieht die Genossenschaft die Interessen der selbständigen deutschen Apotheken massiv gefährdet. Zugleich profitiert sie davon, dass viele Apotheker dies genauso sehen und Gehe den Rücken kehren. "Unsere Marktanteile haben sich signifikant erhöht", berichtete Vorstandsmitglied Dr. Herbert Lang, ohne jedoch genauere Zahlen zu nennen.
Das schon lange diskutierte Fusionsprojekt mit der CERP bekam im vergangenen Herbst neuen Auftrieb, nachdem der Sanacorp gerichtlich untersagt wurde, weitere Anteile der Anzag zu übernehmen. Nun steht die paritätische Zusammenführung der beiden Großhandlungen Sanacorp und CERP kurz vor der Vollendung. Renner hob hervor, dass die Fusion ohne Liquiditätsabfluss erreicht werde. Die paritätische Zusammenführung sei möglich, weil sich beide Unternehmen in einem Moment begegneten, da sie sich auf Augenhöhe befinden. Die beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wie auch die für die Unternehmensbewertung eingebundenen Banken hätten bestätigt, dass die Unternehmen in jeder Beziehung vergleichbar und gleichwertig sind. "Das sind ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenführung und positive Geschäftsentwicklung”, erklärte Renner. Er betonte, dass die Sanacorp und CERP weiter wachsen wollen – zum Vorteil beider Unternehmen. So werde sich das Einkaufsvolumen verdoppeln, ebenso werde sich die Beschaffung von Betriebsmitteln und Investitionsgütern günstiger gestalten. Nicht zuletzt werde das Wissen und die Erfahrung im Management zunehmen. "Innovationsgeist und Ideenreichtum werden wachsen" so Renner.
Viele Gemeinsamkeiten
Tatsächlich sind sich Sanacorp und CERP in den wesentlichen Eckdaten sehr ähnlich. Auch der deutsche und der französische Apothekenmarkt haben manche Gemeinsamkeit. So ist etwa die Anzahl der Apotheken nahezu gleich – wenngleich in Frankreich nur 2500 potenzielle Kunden auf eine Apotheke kommen, während es in Deutschland 3840 sind. Der Umsatz mit Rx-Arzneimitteln ist in beiden Ländern ebenso vergleichbar wie der in der Selbstmedikation. Einen deutlichen Unterschied gibt es allerdings in der Menge der abgegebenen Generika. In Deutschland beläuft sich dieser auf 30 Prozent des Gesamtumsatzes, in Frankreich beträgt der Anteil lediglich 6,4 Prozent. Dies sorgt den Vorstandschef jedoch nicht. Er ist zuversichtlich, dass der neue französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy keinen großen Druck auf den Generikamarkt ausüben wird. Eingriffe, wie sie im deutschen Generikamarkt vorgenommen wurden, sieht er nicht kommen – mit Ségolène Royal als Präsidentin hätte dies anders aussehen können. Zudem sei in Frankreich der Preisabstand zwischen Generika und Originalarzneimitteln stets niedrig gehalten worden. Insgesamt stehe man Apotheken in Frankreich positiv gegenüber und wolle sie stärken, sagte Renner. So ist in Frankreich der Versandhandel mit Arzneimitteln nach wie vor verboten. Allerdings ist das Land wegen seiner Regelungen zum Fremd- und Mehrbesitzverbot bereits ins Visier der europäischen Kommission geraten.
Die Vertreter gaben sich mit dieser Antwort zufrieden und hatten auch sonst keine tragenden Einwände gegen die Fusion. In der Aussprache wurden vor allem die Vorzüge des Zusammenschlusses betont. So sprach der Hamburger Kammerpräsident Dr. Jörn Graue von einer "weitsichtigen Entscheidung" auf dem Weg in eine "europäische Genossenschaft". Zwar sei es "keine Hochzeit im Himmel", dafür aber eine "auf Erden – mit starker Bodenhaftung".
Bologna als neuer Unternehmenssitz
Das neue Gemeinschaftsunternehmen der Sanacorp und der CERP Rouen wird seinen Sitz im norditalienischen Bologna haben. Die Holdinggesellschaft konsolidiert die pharmazeutischen Großhandelsaktivitäten der Sanacorp AG und CERP Rouen in Deutschland, Frankreich sowie in Belgien, wo die CERP ebenfalls vier Niederlassungen betreibt. Mit rund 5000 Mitarbeitern, 12.000 Apotheken und einem Umsatzvolumen von rund 5,3 Mrd. Euro wird sie das mit Abstand größte apothekereigene Großhandelsunternehmen in Europa. Die Kontrolle üben die Sanacorp eG und die CERP Rouen über ihre Gremien aus. Aufsichtsrat und Vorstand werden jeweils paritätisch aus Deutschland und Frankreich besetzt.
Die abschließende Entscheidung über die Fusion liegt nun in der Hand der Aktionäre. Diese stimmten in der Hauptversammlung der Sanacorp AG am 27. Juni in München (nach Redaktionsschluss der DAZ) auf Grundlage der Beschlüsse in Hamburg und Rouen ab.
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