Prisma

Bewegungsmangel macht Muskeln "fett"

Wer nur auf der Couch sitzt, dessen Muskeln werden sichtbar dünner. Gleichzeitig werden sie allerdings auch "fett". Was paradox klingt, erklärt sich folgendermaßen: Im Inneren der Muskeln sammelt sich Fett an. Es wirkt negativ auf den gesamten Stoffwechsel.

Bereits nach vier Wochen ohne regelmäßige körperliche Bewegung ist eine deutlich messbare Zunahme an Fett im Muskel zu verzeichnen. Das hat nun eine Studie an jungen, gesunden Personen in den USA ergeben. Unter der Haut sammelt sich dagegen kein zusätzliches Fett an. Optisch nimmt nach außen hin die Muskelmasse bei Bewegungsmangel also ab, nach innen zeigt sich jedoch ein ganz anderes Bild. Das versteckte Fett schwächt die Muskeln und wirkt sich negativ auf den gesamten Stoffwechsel aus. Wie die Studienautoren im "Journal of Clinical Nutrition" schreiben, gibt das Fett Substanzen ab, die lähmend auf die Muskelfasern wirken. Ihre Kraft reduziert sich dadurch stärker als aufgrund des reduzierten Volumens zu erwarten wäre. <azpd/ral

Quelle: Manini, T. M. et al.: Am. J. Clin. Nutr. 85, 377-384 (2007).

Mütterlicher Stress ist kindlicher Stress

Hat eine Schwangere Stress, überträgt sich das auch auf ihr Kind. Hebammen weisen hierauf schon seit langem hin. Nun bestätigt auch eine britische Studie die negative Wirkung von mütterlichem Stress auf das Ungeborene.

Pampa Sarkar vom Imperial College London untersuchte Blut und Fruchtwasser von 267 schwangeren Frauen. Dabei stellte sie fest, dass der Cortisolspiegel im Fruchtwasser im Lauf der Schwangerschaft anstieg, abhängig von der Tageszeit der Entnahme war und umso niedriger lag, je jünger die Schwangere war. Bei Proben, die ab der 17. Schwangerschaftswoche entnommen wurden, zeigte sich zudem ein umso höherer Cortisolspiegel im Fruchtwasser, je höher die Konzentration an Cortisol im mütterlichen Blut war. Wahrscheinlich gehe von der Mutter gebildetes Cortisol durch die Plazenta ins Fruchtwasser über, meint Sarkar. "Während der Entwicklung im Mutterleib sind wir besonders empfindlich für Umwelteinflüsse. Daher gilt es nun im Detail zu klären, auf welche Weise mütterlicher Stress das Ungeborene beeinflusst und ob sich dies bis in die Kindheit auswirkt.” ral

Quelle: Sarkar, P. et al.: Clin. Endocrinol. 66 (5), 636-640 (2007).

Pfiffige Knockout-Mäuse

Durch das Ausschalten eines Gens im Gehirn von Mäusen lassen sich Lernfähigkeit und Orientierungsvermögen der Nager deutlich erhöhen, haben amerikanische Wissenschaftler festgestellt.

Ziel des Experimentes war, den Abbau eines bestimmten Schlüsselproteins (NR2B) zur Steuerung von Lern- und Gedächtnisprozessen zu verhindern. Dazu wurde das Gen für die Bildung eines anderen Eiweißes, der Cyclin-abhängigen Kinase 5 (Cdk5), im Gehirn von Testmäusen abgeschaltet. Cdk5 ist maßgeblich an der Auflösung von NR2B beteiligt. Wird das Inhibitorprotein nicht mehr gebildet, erhöhen sich die Mengen an NR2B und dadurch auch die kognitiven Fähigkeiten. Der Nachweis erfolgte mit Verhaltenstests: So zeigten genetisch veränderte Mäuse einen besseren Orientierungssinn als normale Tiere. Sie fanden sich schneller in einem Wasserlabyrinth zurecht und reagierten sehr rasch auf Richtungsänderungen im Irrgarten. Weitere Studien sollen nun die Wirkung von manipulierten Genen auf Verhalten und Gesundheit der Nager untersuchen. Langfristig wird die Entwicklung entsprechender Wirkstoffe zur Therapie von Gedächtnisstörungen angestrebt. war

Quelle: Hawasli, A. et al.: Nature Neurosci., Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/nn1914

Sonne unterscheidet zwischen Jung und Alt

Sonne ist gut für die Seele, aber schlecht für die Haut. Zu viel Sonne fördert die Entstehung von Hautkrebs. Der Zusammenhang zwischen UV-Strahlung und Krebstyp ist dabei altersabhängig, haben amerikanische Wissenschaftler festgestellt. Je nachdem, in welchem Alter Hautkrebspatienten am meisten Sonne abbekommen haben, weisen ihre Tumore unterschiedliche Genmutationen auf.

Nancy Thomas von der Universität North Carolina hat den Zusammenhang zwischen dem Alter, in dem die Sonnenexposition stattgefunden hat und der Art des Hautkrebses in einer Pilotstudie festgestellt. Im Rahmen dieser Studie, die Teil einer groß angelegten Untersuchung zum Thema Hautkrebs in Amerika und Australien ist, wurden 214 Personen mit der Diagnose "malignes Melanom" zu ihren Lebensgewohnheiten befragt. Besonderes Augenmerk wurde bei der Befragung auf den Wohnort der Patienten gelegt. Basierend auf den Angaben der Probanden und unter Anwendung eines physikalischen Atmosphärenmodells schätzte Thomas ab, in welchen Lebensabschnitten die Probanden am stärksten der Sonne ausgesetzt waren. Dabei stellte die Medizinerin fest, dass die Tumore von Personen, die die meiste Sonne in den ersten beiden Lebensjahrzehnten abbekommen hatten, relativ häufig Mutationen im Gen BRAF aufwiesen. Hatte die stärkste Sonnenexposition erst in späteren Lebensjahren stattgefunden, wiesen die Tumore dagegen vermehrt Mutationen im Gen NRAS auf. Beide Gene übermitteln in der Zelle Signale, die die Zellteilung fördern, haben dabei aber ihr eigenes "Wirkprofil". Eine Aussage darüber, ob Mutationen in BRAF schädlicher sind als in NRAS oder umgekehrt, ist bislang nicht möglich. "Unser Resultat zeigt lediglich, dass einzelne Melanomtypen unterschiedliche Ursachen haben", erklärt Thomas. Es bekräftige aber die Empfehlung, Kinder besonders gut vor Sonnenstrahlung zu schützen. Die Erkenntnis aus der Studie ist Thomas zufolge außerdem für die Prävention und Behandlung von Melanomen wichtig. ral

Quelle: Thomas, N. et al.: Cancer Epidemiol. Biomarkers Prev. 16, 991-997 (2007).

Ein Antihypertonikum soll Parkinson aufhalten

Der Calciumtransport durch die Membranen ist für Zellen sehr energieaufwendig und treibt ihren Alterungsprozess voran. Diesen Umstand wollen amerikanische Forscher nun medizinisch nutzen: Mit Hilfe eines Calciumkanalblockers wollen sie Nervenzellen auf den Gebrauch der weniger energetischen Natriumkanäle "umlenken" und somit neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson aufhalten.

Im Verlauf des auch als Schüttellähmung bekannten Morbus Parkinson wird das extrapyramidalmotorische System stark beeinträchtigt; Muskelstarre, Tremor und Bewegungsarmut treten auf. Zu den Störungen kommt es durch das Absterben von Dopamin-produzierenden Zellen in der Substanzia nigra, einem Bereich des Mittelhirns. Wissenschaftler der Northwestern University in Chicago vermuten im Untergang der Nervenzellen eine Reaktion auf den steten Calciumtransit durch die Membranen. Ursprünglich dazu befähigt, mithilfe von Natriumionen elektrische Signale weiterzuleiten, sind ältere Nervenzellen auf geladene Calciumteilchen angewiesen. Dieser Weg erfordert einen deutlich höheren energetischen Aufwand und wird im Zusammenhang mit vorzeitigem Zelltod diskutiert. Durch eine Blockade spezieller Calciumkanäle versuchten die Forscher um D. James Surmeier, Zellen dazu zu bringen, wieder auf die Nutzung der weniger energieaufwendigen Natriumionen zurückzugreifen. Sie verwendeten zur Blockade das bereits als Antihypertonikum bekannte Isradipin. Fazit des Versuchs: Mit der Calciumkanalblockade ließen sich Nervenzellen wieder auf die Verwendung von Natriumionen umlenken. Der Stresspegel in den Zellen konnte gesenkt und ein vorzeitiges Absterben vermieden werden. Die Wissenschaftler hoffen, auf diese Weise den Krankheitsverlauf bei Parkinsonpatienten aufhalten zu können. war

Quelle: Surmeier, D. J. et al.: Nature, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/ nature05865

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