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- DAZ 27/2007
- Schuppenflechte
Arzneimittel und Therapie
Schuppenflechte
Neuer Angriffspunkt in der Behandlung der Psoriasis
Mit einem humanen monokonalen Antikörper, der die Aktivität der Interleukine 12 und 23 hemmt, könnte für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis bald eine neue Behandlungsoption zur Verfügung stehen. In einer Phase-II-Studie war die Wirksamkeit überzeugend. Um verlässliche Aussagen über die Verträglichkeit zu machen, reichen die Daten jedoch noch nicht aus.
Typische Merkmale der Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris; vom griechischen psora = Jucken, Kratzen) sind scharf begrenzte rote Herde, die mit weißlichen Schuppen bedeckt sind und heftig jucken. Fast zwei Millionen Deutsche sind von der schubweise verlaufenden Krankheit betroffen. Für diese bedeutet die Psoriasis meist eine jahrzehntelange Leidensgeschichte mit großem persönlichem Aufwand. Zudem leiden die Betroffenen teilweise unter einer erheblichen Stigmatisierung mit entsprechenden psychosozialen Folgen.
Eine Basistherapie der Psoriasis vulgaris mit topischer Anwendung der wirkstofffreien Salbengrundlagen sowie der topischer Zubereitungen von Harnstoff (3 bis 10%) und Salicylsäure (3 bis 10%) ist in allen Phasen der Psoriasis wichtig. Je nach Schweregrad reicht diese Basistherapie aber häufig nicht aus, dann kommen weitere Optionen in Frage (siehe Kasten).
Ein klares Stufenverfahren für die Behandlung der entzündlichen Hautkrankheit gibt es nicht. Die Kriterien zur Auswahl der Therapie sind vielschichtig und sehr individuell.
Wenn alle sonstigen Therapieoptionen ausgeschöpft sind und nicht die gewünschte Wirkung gezeigt haben, kommt eine systemische Therapie mit Biologika in Betracht. Bisher in dieser Indikation zugelassen sind Efalizumab (Raptiva®), Infliximab (Remicade®) und Etanercept (Enbrel®).
Neuer therapeutischer Ansatz
In Psoriasis-Plaques wurden erhöhte Konzentrationen der Interleukine 12 und 23 gefunden. Beides Zytokine, die an immunologischen Prozessen beteiligt sind, und eine so genannte p40-Untereinheit aufweisen.
Diese p40-Untereinheit wurde nun als mögliche therapeutische Zielstruktur identifiziert und ein monoklonaler Antikörper entwickelt, der genau an diese Untereinheit bindet. Der humane monoklonale Interleukin12/23-Antikörper (CNTO 1275) bindet mit hoher Affinität an diese Untereinheit und hemmt die Aktivität von Interleukin 12 und 23.
Phase II der klinischen Prüfung läuft
In einer randomisierten, doppelblinden klinischen Studie wurde der humane Inlerleukin12/23-Antikörper bei 320 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis untersucht. Die Studienteilnehmer wurden in fünf Gruppen eingeteilt: Zwei Gruppen bekamen eine einmalige Dosis des monoklonalen Antikörpers (45 mg bzw. 90 mg), zwei Gruppen bekamen eine vierwöchentliche Gabe des monoklonalen Antikörpers (45 mg bzw. 90 mg) und eine Gruppe bekam ausschließlich Placebo.
Interleukin-12/23-Antikörper ist hoch wirksam …
Nach zwölf Wochen zeigte sich eine mindestens 75%ige Verbesserung des Psoriasis Area and Severity Index (PASI) bei 52% der Patienten mit einmaliger Gabe von 45 mg des monoklonalen Interleukin-12/23-Antikörpers und bei 59% der Patienten mit einmaliger 90-mg-Gabe. Bei vierwöchentlicher Gabe von 45 mg zeigten 67% der Patienten und bei 90 mg 81% der Patienten eine so ausgeprägte Verbesserung der Symptomatik. In der Placebo-Gruppe zeigten nur 2% der Patienten eine entsprechende Verbesserung (p < 0,001 für jeden Vergleich).
… und (bisher) gut verträglich
Unerwünschte und schwere unerwünschte Ereignisse traten bei Patienten, die mit dem monoklonalen Antikörper behandelt wurden, etwas häufiger auf als in der Placebo-Gruppe. Die Unterschiede waren aber statistisch nicht signifikant. Die Größe der Studie war jedoch nicht ausreichend, um seltene schwere Ereignisse zu erkennen. Bei einem weit reichenden Eingriff ins menschliche Immunsystem darf dieser Aspekt nicht zu kurz kommen.
Fazit
Die Studie belegt die therapeutische Wirksamkeit eines monoklonalen Interleukin-12/23-Antikörpers bei Psoriasis und liefert weitere Anhaltspunkte für eine Beteiligung der Interleukin-12/23-p40-Zytokine an der Pathophysiologie der Psoriasis. Es sind größere Studien erforderlich, um festzustellen, ob schwerwiegende unerwünschte Ereignisse den klinischen Nutzen dieses neuen therapeutischen Ansatzpunktes möglicherweise einschränken.
QuelleKrueger GG, et al. A human interleukin-12/23 monoclonal antibody for the treatment of psoriasis. N Engl J Med 2007; 356: 580-592.
Therapie der Psoriasis vulgaris. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie unter www.awmf-online.de
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