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Schwerpunkt Husten
Dem Husten frühzeitig Paroli bieten
Normalerweise verhindern gut durchblutete und feuchte Schleimhäute, dass sich Erkältungserreger in den Atemwegen ansiedeln und dort vermehren. Trocknen die Schleimhäute aus, zum Beispiel, weil sie nicht ausreichend durchblutet werden, verlieren sie ihre Schutzfunktion, und Erkältungsviren können sich festsetzen. Eine virale Erkältungskrankheit beginnt oft mit Halsschmerzen und Heiserkeit, manchmal auch mit einem starken, quälenden Hustenreiz.
Die Entzündung macht sich zu Beginn als trockener Reizhusten bemerkbar. Nach ein bis drei Tagen wird dann zähflüssiger Schleim gebildet, der nur schwer abgehustet werden kann. Er blockiert die Flimmerhärchen der Atemwegsschleimhaut, die dann ihre Bewegung nicht mehr ausführen und den Schleim nicht nach außen transportieren können.
Husten hilft bei der Reinigung der Atemwege: Der Körper befördert den Schleim mit Hustenattacken hinaus. Ist der Auswurf durchsichtig und klar, deutet das auf eine reine Virusinfektion hin. Gelbliche oder grünliche Beimengungen oder sogar Blut im abgehusteten Schleim lassen auf eine bakterielle Superinfektion schließen, die möglicherweise mit Antibiotika behandelt werden muss. Unbehandelt besteht die Gefahr, dass die Bakterien auf die Lunge, die Nasennebenhöhlen, das Ohr, das Herz oder die Hirnhäute übergreifen und diese nachhaltig schädigen.
Der Hustenreflex
Der Hustenreflex ist ein unwillkürlich ablaufender, über mehrere Umschaltstationen laufender polysynaptischer Schutzreflex, der die Atemwege von Fremdkörpern, Sekretansammlungen und anderen schädigenden Reizen befreien soll. Der Ablauf des Reflexes beginnt mit der Stimulation der Mechanorezeptoren. Er kann überall ablaufen, wo diese Rezeptoren für Hustenreize lokalisiert sind: in der Mukosa des oberen Respirationstraktes, vor allem in Pharynx, Trachea und den Bronchien sowie in geringerem Ausmaß in der Pleura.
Der afferente Schenkel des Reflexes ist der Nervus vagus, der zehnte Hirnnerv. Der Reflex läuft über viszerosensible Nervenfasern dieses Nerven in das Hustenzentrum, das in der Medulla oblongata im Hirnstamm postuliert wird. Die Medulla oblongata ist nach unten hin zum Rückenmark nicht scharf abgrenzbar, laut Definition reicht sie vom Abgang des ersten Spinalnervs hinauf bis zur Brücke (Pons). In der Medulla oblongata befinden sich außer dem Hustenzentrum die Zentren für den Nies-, Schluck-, Saugreflex und den Reflex des Erbrechens, außerdem für die Kontrolle des Blutkreislaufs und der Respiration.
Im Nucleus ambiguus, dem motorischen Kerngebiet des Nervus vagus und des Nervus glossopharyngeus, wird die Erregung auf den efferenten Schenkel umgeschaltet. Dieser läuft zu den Effektororganen: dem Zwerchfell, den Bauch- und Thoraxmuskeln und der Glottismuskulatur. Über den Nervus laryngeus superior wird über Aktivierung eines der Kehlkopfmuskeln, des Musculus cricothyreoideus, eine Verengung der Glottis ausgelöst, und eine explosionsartige Exspiration befördert den Fremdkörper im günstigsten Fall nach außen.
Zentral wirksame Antitussiva: Codein und Dihydrocodein
Zentral wirksame Antitussiva dämpfen den Hustenreiz, indem sie die Signale afferenter Neuronen im Hustenzentrum der Medulla oblongata unterdrücken.
Der Goldstandard sind hier die Opiate, die außerdem leicht sedierend wirken. Dazu gehören die Morphinderivate Codein (z. B. Codicaps N®) und Dihydrocodein (z. B. Paracodin®), die beide auch als Analgetika eingesetzt werden und verschreibungspflichtig sind. Da sie teilweise zu Morphin metabolisiert werden, besitzen sie ein gewisses Suchtpotenzial und sollten nicht länger als eine Woche angewendet werden. Beide Substanzen können außerdem bei längerem Gebrauch Obstipation auslösen. Vor allem bei bestimmungsgemäßer kurzzeitiger Anwendung wirken sie aber gut, und dann ist die Suchtgefahr zu vernachlässigen. Allerdings sollten sie nicht gemeinsam mit zentral dämpfenden Substanzen und auch nicht mit Alkohol eingesetzt werden, da sie dann die Reaktionsfähigkeit verlangsamen können.
Dextromethorphan
Dextromethorphan (z. B. Silomat® DMP), wie Codein und Dihydrocodein ein Morphinderivat, ist der heute am häufigsten eingesetzte rezeptfreie Hustenstiller. Nach der oralen Einnahme wird es im Körper in die aktive Wirksubstanz Dextrophan umgewandelt. Die Substanz wirkt zentral im Hustenreflexzentrum, unterdrückt aber dabei nicht das notwendige Abhusten. Sie ist vergleichbar wirksam wie Codein, aber ohne dessen Suchtpotenzial. Wird Dextromethorphan in therapeutisch wirksamen Dosierungen eingenommen, hat es nur eine schwach sedierende Wirkung.
Bei eingeschränkter Leberfunktion und Problemen mit der Atmung, wie beispielsweise Asthma bronchiale, sollte Dextromethorphan nicht verwendet werden. Ein weiterer Nachteil: Die Wirkung zentral dämpfender Arzneimittel wird durch Dextromethorphan verstärkt. Bei der Einnahme von Beruhigungs- und Schlafmitteln kann die beruhigende und atemdepressive Wirkung verstärkt werden, so dass es im Extremfall zum Atemstillstand kommen kann. Außerdem darf Dextromethorphan nicht eingesetzt werden, wenn der Patient Antidepressiva vom Typ der MAO-Hemmer einnimmt. Dextromethorphan sollte daher möglichst nicht mit anderen Arzneimitteln, Alkohol oder gar Drogen kombiniert werden.
Bei Überdosierung interagiert Dextromethorphan mit Opioid-Rezeptoren. Die für einen Rausch nötige Menge kann individuell sehr unterschiedlich sein und hängt von genetisch bedingten Unterschieden der Metabolisierung ab. Halluzinationen, motorische Störungen und Rauschzustände ähnlich einem Alkoholrausch sind möglich. Je nach Dosis hält der Rausch bis zu sechs Stunden an. Während der Wirkstoff in der vorgesehenen Dosierung in Hustenmittel gut verträglich ist, kann es bei einer akuten Überdosierung zu schweren Nebenwirkungen kommen. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA nennt als mögliche Komplikationen Hirnschäden, epileptische Anfälle, Bewusstlosigkeit und Herzrhythmusstörungen.
Alternative Clobutinol: Zulassung ruht
Als Alternative zu den Morphinderivaten wurde bis vor kurzem Clobutinol (Silomat®) als wirksamer, nicht rezeptpflichtiger, zentral wirkender Hustenstiller eingesetzt. Es weist noch eine gewisse strukturelle Verwandtschaft mit Methadon auf, hat aber weder analgetische noch atemdepressive Wirkungen. Clobutinol wurde Ende August 2007 wegen seiner potenziellen Nebenwirkungen auf das Herz aus dem Handel genommen. Clobutinol kann QT-Zeit-Verlängerungen auslösen und damit in seltenen Fällen zu potenziell tödlichen Herzrhythmusstörungen führen.
Pentoxyverin
Ein weiterer Wirkstoff zur Behandlung des Reizhustens ist das apothekenpflichtige Pentoxyverin (Sedotussin®), das unter anderem in Zäpfchenform bei Kindern ab zwei Jahren eingesetzt werden kann.
Pentoxyverin hemmt das Hustenzentrum im Gehirn und setzt außerdem die Empfindlichkeit der Nervenenden in der Bronchialschleimhaut herab. Neueren Studien zufolge wirkt Pentoxyverin als Agonist an Sigma-Rezeptoren. Sigma-Bindungsstellen stellen eine noch nicht endgültig charakterisierte Gruppe von Rezeptorstrukturen im ZNS dar, über die eine ganze Reihe von neuronalen Funktionen moduliert wird. Des Weiteren wirkt Pentoxyverin antagonistisch an muscarinergen M1 -Rezeptoren. Beide Mechanismen haben zur Folge, dass die Aktivität von bestimmten Neuronen gedämpft wird, was zu der antitussiven Wirkung führt.
Pentoxyverin besitzt weder hypnotische noch atemdepressive Nebenwirkungen. Unter seiner Anwendung kam es häufig zu gastrointestinalen Beschwerden, wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, gelegentlich traten Müdigkeit und sehr selten anaphylaktische Reaktionen auf. Pentoxyverin sollte nicht zusammen mit Alkohol angewendet werden. Insbesondere bei Kleinkindern kann es auch sehr selten zu Krampfanfällen und Atemdepression kommen.
Noscapin
Das verschreibungspflichtige Noscapin (Capval®) ist eine organischen Verbindung, die zu den Hauptalkaloiden des Opiums gehört. Es wirkt nicht schmerzstillend, seine antitussive Wirkung ist etwas schwächer ausgeprägt als beim Codein, außerdem wirkt es mild spasmolytisch, bronchodilatatorisch und schwach atemanregend. Bei Überdosierung drohen zerebrale Krämpfe und Koma, weitere unerwünschte Wirkungen sind Bauchschmerzen und Diarrhö. Auch Noscapin sollte nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden. Noscapin eignet sich zur Behandlung von Kindern ab sechs Monaten.
Periphere Hustenstiller: Dropropizin und Levodropropizin
Das rezeptfreie Dropropizin (Larylin®) lagert sich an die Schleimhäute von Bronchien und Lunge an und bildet dort einen Oberflächenfilm. Dieser Film unterdrückt den Hustenreiz und führt außerdem zu einer geringfügigen Entkrampfung der Bronchialmuskulatur. Dadurch werden die Bronchien erweitert und die Atmung erleichtert. Dropropizin darf nicht bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Leber- und Nierenfunktionsstörungen angewendet werden, ebenso nicht während Schwangerschaft und Stillzeit. Kinder unter zwölf Jahren dürfen Dropropizin nicht einnehmen.
Das rezeptpflichtige Levodropropizin (Quimbo®) ist das S-Enantiomer von Dropropizin. Es wird durch stereoselektive Synthese hergestellt und ist wie das Razemat zugelassen zur symptomatischen Therapie des Reizhustens, jedoch bereits bei Kindern ab zwei Jahren. Levodropropizin soll vorwiegend peripher auf den Tracheobronchialbaum einwirken.
Levodropropizin unterdrückt die Zahl und Schwere von Hustenattacken ähnlich wie Dextromethorphan, scheint jedoch besser verträglich zu sein, Schläfrigkeit und Tagesmüdigkeit treten deutlich seltener auf. Dennoch kann das Arzneimittel das Reaktionsvermögen, insbesondere zusammen mit Alkohol, beeinträchtigen. Levodropropizin sollte bei älteren Patienten vorsichtig dosiert werden und darf nicht bei Nierenfunktionsstörungen angewendet werden.
Andere peripher wirksame Antitussiva
Andere Antitussiva wirken peripher, indem sie die Reizschwelle der Hustenrezeptoren im Atemtrakt erhöhen und so den Hustenreiz senken. Zu diesen Antitussiva gehören vor allem reizlindernde Drogen, die Schleim enthalten, wie Eibischwurzel, Isländisch Moos, Malvenblüten, Spitzwegerich- und Huflattichblätter.
Demulenzia wirken durch "Einhüllung" der im Rachen befindlichen Hustenrezeptoren antitussiv. Dazu gehören Hustensäfte, Gurgellösungen, Lutschtabletten, Honig und Hustenbonbons, die als gemeinsamen Bestandteil Zuckersirup enthalten. Ihre Wirkungsdauer beschränkt sich auf die Verweildauer des Zuckers am Rezeptor, meist auf 20 bis 30 Minuten.
Auch Lokalanästhetika in Lutschtabletten und Gurgellösungen können den Hustenreiz im Pharynx dämpfen.
Chemische Mukolytika: Acetylcystein, Bromhexin und Ambroxol
Wenn nach einigen Tagen Schleim abgesondert wird und der trockene Reizhusten in produktiven Husten übergeht, können Hustenlöser, die Expektoranzien, das Abhusten erleichtern. Das zähflüssige Sputum kann durch Sekretolytika oder Mukolytika weiter verflüssigt werden.
Der zähe Schleim bei einer Infektion der Atemwege hat eine andere Zusammensetzung als der normalerweise vorhandene Bronchialschleim: Seine langen Molekülketten sind wesentlich stärker miteinander verbunden. Hier greifen chemische Schleimlöser wie Acetylcystein (z. B. Fluimucil®) oder Bromhexin (z. B. Bisolvon®) und dessen Metabolit Ambroxol (z. B. Mucosolvan®) an. Sie lösen die Verknüpfungen im Schleim chemisch auf und machen ihn dadurch flüssiger. Allerdings wird diskutiert, ob die Wirkstoffe bei oraler Anwendung in den üblichen Dosierungen diese Wirkung überhaupt entfalten können.
Ambroxol dämpft außerdem die Nervenfasern, die den Hustenreiz registrieren und an das Gehirn weiterleiten und wirkt damit lokalanästhetisch und peripher hustenstillend. Diese lokalanästhetische Wirkung wird auch in Ambroxol-Lutschpastillen zur Behandlung von Halsschmerzen ausgenutzt. In seltenen Fällen können Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Überempfindlichkeitsreaktionen an Haut und Schleimhaut sowie Atemnot auftreten. Expektoranzien werden vorzugsweise in Form von Brausetabletten und Granulat eingenommen, weil dadurch zusätzliche Flüssigkeit zugeführt wird.
Acetylcystein kann in der Regel bei Kindern ab zwei Jahren, Bromhexin ab drei und Ambroxol in verschiedenen Darreichungsformen teilweise schon bei Kindern unter zwei Jahren eingesetzt werden. Dabei sollte in jedem Fall die jeweilige Dosierungsanweisung beachtet werden.
Pflanzliche Mukolytika
Zur Schleimlösung können auch zahlreiche pflanzliche Zubereitungen eingesetzt werden. Saponin-haltige Drogen wie Efeu und Primula wirken wahrscheinlich reflektorisch durch Stimulation afferenter parasympathischer Fasern. Sie haben eine sekretverflüssigende und leicht krampflösende Wirkung.
Bei Efeu beruht die sekretolytische Wirkung auf dem Saponincharakter der Hauptinhaltsstoffe, während die spasmolytischen Eigenschaften auf parasympatholytische Effekte bestimmter Glykoside zurückzuführen sind. Wahrscheinlich ist außerdem das im Efeuextrakt enthaltene Alpha-Hederin für die Symptomminderung beim Husten verantwortlich, denn es scheint den Hustenreiz zentral zu beeinflussen, den Schleim zu verflüssigen und die Bronchien zu erweitern. Efeuextrakt kann in Zäpfchenform (Prospan®) schon bei Säuglingen eingesetzt werden.
Ätherische Öle aus Fenchel, Anis, Eukalyptus und Thymian steigern die Bronchialsekretion direkt. Sie können auch in Kapselform oral angewendet werden (z.B. Gelomyrtol®). Dann werden sie nach der Resorption teilweise wieder über die Lungen abgeatmet und wirken so schleimlösend. In Hustensäften wird vor allem Thymianextrakt (z. B. Thymipin® , Aspecton®) eingesetzt. Je nach Zulassung eignen sich viele pflanzliche Hustensäfte und -tropfen auch für Kleinkinder. Zusätzlich zu jedem Hustenlöser sollte viel getrunken werden, zum Beispiel Wasser oder Kräutertees, denn der entscheidende Mechanismus zur Verflüssigung eines zähen Bronchial- oder Luftröhrensekrets besteht in einer ausreichenden Zufuhr von Flüssigkeit. Auch die verschiedenen Teezubereitungen oder Hausmittel wie Milch mit Honig oder warmes Bier sind unter diesem Aspekt zu sehen.
Erkältungsbalsame und Inhalationsmittel
Erkältungsbalsame und Inhalationsmittel enthalten ätherische Öle, die zum einen direkt durch die Haut in die unteren Atemwege gelangen. Zum anderen verdampfen die leicht flüchtigen Öle auf der warmen Haut und werden eingeatmet. Durch diesen Inhalationseffekt gelangen die Wirkstoffe direkt in den Bronchialtrakt. Ähnlich wirken auch Erkältungsbäder.
Erkältungsbalsam kann, wenn er in heißes Wasser gegeben wird, auch zum Inhalieren verwendet werden. Dies kann durch einen Inhalator oder über einem einfachen, offenen Gefäß geschehen. Neben Erkältungsbalsam werden auch Auszüge ätherischer Öle, Mineralsalze oder Ambroxol als Inhalationsmittel verwendet.
Bei entzündlichen Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt und der Gallenwege dürfen Expektoranzien auf Basis von Eukalyptus-, Anis- und Pfefferminzöl nicht eingesetzt werden, weil sie die Schleimhäute reizen können.
Erst Antitussivum, dann Sekretolytikum?
Die Empfehlung für Hustenmittel ergibt sich aus dem Krankheitsverlauf und lautet: Bei trockenem Reizhusten zu Beginn der Erkältung ein Antitussivum, bei beginnender Schleimproduktion ein Sekretolytikum, welches das Abhusten erleichtert. Bei gleichzeitiger Einnahme von Expektoranzien und zentral wirksamen Antitussiva wird das Abhusten des gelösten Schleims behindert. Expektoranzien sollten daher vor allem tagsüber mit viel Flüssigkeit eingenommen werden, ein Hustenstiller kann dann die Nachtruhe sichern.
Teilweise sind Kombinationsarzneimittel auf dem Markt, die gleichzeitig eine schleimlösende und eine antitussive Komponente enthalten. Das ist dann sinnvoll, wenn der Hustenreiz lediglich peripher blockiert wird, also beispielsweise mit Schleimdrogen. Außerdem lindern auch Expektoranzien den Hustenreiz, wenn sie nämlich das Bronchialsekret verflüssigen und den Sekrettransport durch die Zilien der Bronchialschleimhaut fördern.
Problematisch ist dagegen die Verwendung von Hustenmitteln, die sedierenden Antihistaminika wie Diphenhydramin und Chlorphenamin enthalten. Denn diese wirken cholinerg, erhöhen die Viskosität des Sekrets und behindern damit das Abhusten.
Ebenfalls nicht empfehlenswert sind Mischpräparate, die das zentral wirksame Dextromethorphan enthalten. Obwohl sie nicht verschreibungspflichtig sind, können sie, wie oben beschrieben, eine euphorisierende suchterzeugende Wirkung haben und zerebrale Krämpfe auslösen. Zusammen mit Alkohol haben sie eine stark sedierende Wirkung ("KO-Tropfen").
Hustenmittel in Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangere sollten bei der Einnahme von Arzneimitteln generell vorsichtig sein. Dementsprechend ist bei leichtem Husten vor allem die Anwendung von Hausmitteln zu empfehlen. Dazu gehören Inhalationen, Brustwickel und -kompressen. Außerdem können warme, mit Honig gesüßte Tees oder Milch getrunken werden, die wahrscheinlich die Hustenrezeptoren etwas dämpfen und außerdem für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen. Zusätzlich können die Atemwege mit einem Sprühvernebler befeuchtet werden, was ebenfalls Erleichterung bringt.
Nur bei fehlender Wirkung oder stärkeren Beschwerden sollte auf Antitussiva oder Expektoranzien zurückgegriffen werden. Für alle Substanzen gilt eine strenge Indikationsstellung, weil keine ausreichenden Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen in der Schwangerschaft vorliegen. Dextromethorphan darf nur an Schwangere jenseits des ersten Trimenons, der eine relative Kontraindikation ist, nicht kurz vor der Geburt und nur in Ausnahmefällen abgegeben werden. Dabei empfiehlt es sich, die Anwendungsdauer auf wenige Tage zu begrenzen und auf die Tageszeit zu beschränken, in welcher der hartnäckige Husten der Schwangeren die meisten Probleme bereitet. So ist zum Beispiel zur Vermeidung von Schlafstörungen nur die nächtliche Einnahme zu empfehlen.
Stillende Mütter sollten codeinhaltige Hustenmittel nicht mehrfach einnehmen. Eine einmalige Einnahme hingegen ist unbedenklich für den Säugling. Mütter sollten bei ihrem Kind auf die Symptome Trinkschwäche, Lethargie oder erhöhte Schläfrigkeit achten und gegebenenfalls das Stillen während der Einnahme des Hustenmittels unterbrechen.
Ältere Patienten
Ältere, multimorbide Patienten sollten nur im Ausnahmefall ohne ärztliche Diagnose Antitussiva einnehmen, denn hier besteht auch ohne zusätzliche Symptome die Gefahr schwerwiegender Krankheitsverläufe. Zur Bekämpfung von Reizhusten empfehlen sich vor allem Tees oder andere Zubereitungen aus reizlindernden Drogen. Auch zur Schleimlösung sollten vorwiegend pflanzliche Präparate, beispielsweise mit Spitzwegerich-, Efeu- und Thymianextrakt empfohlen werden. Bei chemisch definierten schleimlösenden Wirkstoffen ist Zurückhaltung geboten, da sie bei Personen mit eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion, die im Alter häufiger auftritt, nur mit besonderer Vorsicht oder in verminderter Dosis eingenommen werden dürfen.
Säuglinge und Kleinkinder
Ein Kind mit Husten sollte auf jeden Fall viel trinken, damit sich der Bronchialschleim lösen kann. Hierzu können Hustentees für Kinder empfohlen werden. Andere wirksame Hausmittel sind Wadenwickel bei Fieber oder Senfwickel bei Husten. Als unterstützende Maßnahmen können feuchte Handtücher auf die Heizkörper gelegt werden, denn trockene Luft reizt die Atemwege zusätzlich. Ein weiterer Tipp: Man kann in einem Topf Wasser aufkochen, dazu Kamillenextrakt in derselben Dosis wie für eine Inhalationslösung geben und den dampfenden Topf unerreichbar für das Kind und unter Aufsicht ins Kinderzimmer stellen.
Verstopfte Nasen sollten befreit werden, damit das Kind nicht durch den Mund einatmen muss, was den Hustenreiz durch das Auftreffen der kalten Luft auf die Schleimhäute verstärkt.
Da Kinder nicht alle Wirkstoffe einnehmen dürfen, gehört die medikamentöse Behandlung von Husten bei Säuglingen und Kleinkindern bis in die Hand eines Kinderarztes. Kinder können zum Schleim lösen und Husten stillen Kindersäfte mit Phytopharmaka wie Thymian und Efeu oder chemischen Stoffen wie Ambroxol einnehmen, die teilweise bereits ab einem Alter von einem Jahr eingesetzt werden können. Wegen der altergemäßen Dosierung sollte die Packungsbeilage genau beachtet werden.
Zur Hustenstillung können bei Kindern ab zwei Jahren das apothekenpflichtige Pentoxyverin in Zäpfchenform sowie Codein, Dihydrocodein und Noscapin nach ärztlicher Verschreibung dienen. Noscapin kann bereits bei Kindern ab sechs Monaten eingesetzt werden.
Die Anwendung von ätherischen Ölen mit Menthol und Campher ist bei Säuglingen und Kleinkindern wegen der unzuverlässigen Wirksamkeit und einer möglichen zentralen Erregung oder eines Laryngospasmus problematisch.
QuelleKardos P. et al: Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit akutem und chronischen Husten. Pneumologie 2004; 58: 570-602.
Mutschler E: Arzneimittelwirkungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2001.
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