Prisma

Diabetes mellitus

Minocyclin gegen Nierenversagen?

Egal ob am Telefon oder bei einem Treffen, jeder kurze Plausch stimuliert die grauen Gehirnzellen und kurbelt die geistige Leistungsfähigkeit an.

Der regelmäßige Austausch mit anderen hat langfristig einen günstigen Einfluss auf die geistige Fitness – unabhängig vom Alter. Soziale Isolation schadet demnach neben dem Gefühlsleben auch dem Intellekt. Zu diesem Resultat führte die Auswertung von 3610 Interviews mit US-Amerikanern. Zusätzlich zur Beantwortung von Fragen zu ihrer Lebensweise mussten sich die Teilnehmer einem Test bezüglich ihrer geistigen "Beweglichkeit" unterziehen. Dieser fiel umso besser aus, je häufiger die Testpersonen mit anderen kommunizierten. Dass sich der Effekt schon nach kurzer Zeit bemerkbar macht, zeigte ein weiteres Experiment mit 76 Studierenden. Dabei waren die Teilnehmer, die miteinander diskutierten oder ein Gedächtnistraining absolvierten, bereits nach zehn Minuten geistig deutlich "wendiger" als die, die sich lediglich eine Seifenoper anschauten. el

Quelle: Ybarra, O., Burnstein, E.: Pers. Soc. Psychol. Bull., Veröffentlichung im Februar 2008

Das Ausschalten von Peroxinitrit könnte der Entwicklung einer Opiattoleranz bei der Behandlung chronischer Schmerzen entgegenwirken und somit eine Opioidtherapie verbessern.

Bei der Opioidtherapie kann es zur Toleranzentwicklung kommen. Die Patienten benötigen dann höhere Dosen, um denselben Effekt zu erlangen, mit der Folge stärkerer Nebenwirkungen. Bislang waren die molekularen Hintergründe dafür unklar. Jetzt konnte ein Team um Daniela Salvemini, Universität Saint Louis, einen Einblick in die Mechanismen erlangen: Sie stellten bei Versuchen mit Mäusen fest, dass die Toleranzentwicklung gehemmt wurde, wenn die Tiere Morphin zusammen mit einem Inhibitor der Stickstoffoxidsynthese, einem Radikalfänger für Superoxide und einem Katalysator für die Zersetzung von Peroxinitrit verabreicht bekamen. Dies sei ein Hinweis darauf, dass Peroxinitrit eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Opiattoleranz spielt. Katalysatoren für die Peroxinitrit-Zersetzung könnten demnach eine Bedeutung in der Opioidtherapie erlangen. el

Quelle: Salvemini D. et al.: J. Clin. Invest. 117, 3530 – 3539 (2007).

Beim Sport ausgeschüttete Endorphine sorgen nicht nur für ein seelisches Hochgefühl, sondern schützen auch das Herz vor möglichen Erkrankungen. Durch regelmäßige Bewegung lassen sich Entzündungsprozesse besser in Schach halten.

Dass Sport das Herz-Kreislaufsystem stabilisiert und einer Arteriosklerose vorbeugt, ist bekannt. Wissenschaftler der Universität von Iowa entdeckten jetzt einen zusätzlich schützenden Effekt von Endorphinen, die während des Trainings vermehrt ausgeschüttet werden. Durch die Botenstoffe ist die Genaktivität in den Herzmuskelzellen so verändert, dass sich Entzündungen deutlich reduzieren. Belegt wird dies durch Experimente mit Ratten. Eine Gruppe von Tieren durfte sich über mehrere Tage hinweg entweder sehr intensiv oder gar nicht bewegen. Anschließend wurde bei allen Ratten ein Herzinfarkt ausgelöst. Fazit: Die sportlichen Tiere hatten nach dem Infarkt weniger Gefäßschäden als ihre unbewegten Artgenossen. Wurden die Endorphinrezeptoren blockiert, blieb die herzprotektive Wirkung aus. war

Quelle: Dickson, E. et al.: Am. J. Physiol. Heart Circ. Phy., Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1152/ajpheart.00280.2007

Eine Entfernung der Eierstöcke vor der Menopause kann später das Risiko für eine Demenz- oder Parkinsonerkrankung erhöhen. Die Gabe von Östrogenen könnte in diesen Fällen Schutz für Gehirn und Nerven bieten.

Beim natürlichen Übergang in die Wechseljahre hat das Absinken des Östrogenspiegels keinen negativen Effekt auf das Gehirn. Werden die Eierstöcke vor den Wechseljahren entfernt, kann dagegen eine Beeinträchtigung vor allem des episodischen und verbalen Gedächtnisses beobachtet werden. Dadurch werden insbesondere Erinnerungen an Ereignisse, Fakten und Begriffe lückenhaft, wie aktuelle Studien der Mayo Klinik in Rochester ergaben. Wissenschaftler befragten dabei 2327 Frauen, denen ein oder beide Eierstöcke vor der Menopause entfernt worden waren. Im Vergleich zu anderen gleichaltrigen Frauen litten sie bedeutend häufiger an Demenz oder Parkinson. Das Risiko für Letzteres war sogar um 68 Prozent erhöht. Entscheidend für die schädigenden Einflüsse auf das Gehirn ist die Zahl der Jahre, die zwischen der Operation und dem natürlichen Eintritt in die Menopause liegt. Bei Frauen, die vor dem 38. Lebensjahr operiert wurden, ist das Risiko am höchsten.

Die Ursache für den schleichenden Verlust des Gedächtnisses ist noch unklar. In experimentellen Studien konnte ein neuroprotektiver Effekt der Östrogene eindeutig belegt werden. Ergebnisse aus Klinik und Praxis sind dagegen widersprüchlich, da die kognitiven Defizite beim natürlichen Übergang in die Wechseljahre nicht zu beobachten sind. "Trotz einiger offener Fragen unterstützt die Studie die Hypothese eines kritischen Zeitfensters der Neuroprotektion durch Östrogene", betont Professor Ludwig Kiesel von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Demzufolge scheint die therapeutische Gabe von Östrogenen während der Wechseljahre eine schützende, danach jedoch eher schädigende Wirkung zu entfalten. el

Quelle: Rocca W. A. et al.: Neurology 69, 1074 – 1083 (2007).

Das Antibiotikum Minocyclin könnte vor einem schleichenden Nierenversagen als Folgeerkrankung eines Diabetes mellitus bewahren. Bestätigt sich diese im Tiermodell gezeigte Entdeckung am Menschen, so wären Betroffene weniger oder gar nicht mehr von der Dialyse oder einer Transplantation abhängig.

Wissenschaftler der Medizinischen Universität Heidelberg haben einen entscheidenden Mechanismus entdeckt, der bei Diabetikern zum Nierenversagen führen kann: Durch die Überzuckerung wird der Protein-C-Signalweg in den Nierenzellen unterdrückt. Dies hat zur Folge, dass diese Selbstmord (Apoptose) begehen und somit keine Giftstoffe mehr aus dem Harn gefiltert werden. Der Protein-C-Signalweg ist ein wichtiger Mechanismus, der die Blutgerinnung hemmt und Thrombosen verhindert. Zudem werden ihm zellschützende Effekte zugeschrieben. Die Wissenschaftler um Dr. Berend Isermann konnten nun erstmals mit Hilfe gentechnisch veränderter Mäuse zeigen, dass der Verlust dieser zellschützenden Effekte Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus verursacht. Es ist das "Aktivierte Protein C" (APC), ein Schlüsselprotein innerhalb des Signalweges, das bei Diabetes nicht mehr gebildet wird. Dadurch wird die Energieversorgung der Zelle gestört und sie stirbt ab. "Vermutlich führen bei Diabetes freigesetzte Entzündungsbotenstoffe sowie freie Sauerstoffradikale zu dieser Störung", so Isermann. Ebenfalls im Tiermodell entdeckten die Wissenschaftler zwei Stoffe, die die Nierenzellen vor dem Zelltod bewahren und damit vor dem schleichenden Nierenversagen schützen könnten: Das Signalprotein APC und das Antibiotikum Minocyclin. Minocyclin zeigte einen schützenden Effekt gegenüber den diabetesbedingten Veränderungen in der Niere. "Dieser Wirkstoff verhindert den Zelltod und kann offensichtlich den Verlust des Systems kompensieren", so Iserman. Da APC auch die Blutgerinnung beeinflusst, müssten für einen therapeutischen Einsatz erst Varianten mit einem anderen Wirkprofil gefunden werden. el

Quelle: Isermann, B. et al.: Nature Med. 13, 1349 – 1358 (2007).

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