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Aus Kammern und Verbänden
Hans-Walz-Förderpreis
Hahnemanns Selbstversuch mit der Chinarinde
Samuel Hahnemann entdeckte die Ähnlichkeitsregel, eine Säule der Homöopathie, im Jahr 1790, als er im Selbstversuch die Wirkung der Chinarinde prüfte. – So steht es in vielen Fachbüchern, doch die historische Wirklichkeit war etwas anders. Dies hat die Ärztin Dr. Birgit Lochbrunner, Essen, in ihrer soeben erschienenen Dissertation dargestellt und wurde dafür am 30. November mit dem Hans-Walz-Förderpreis für Arbeiten zur Homöopathiegeschichte ausgezeichnet.
Der Mediziner Hahnemann war zugleich ein profilierter Pharmakognost, wie sein "Apothekerlexikon" beweist. Vor dessen Publikation hatte er 1790 die "Materia medica" des Schotten William Cullen ins Deutsche übersetzt und dabei stellenweise kommentiert. Während Cullen den Magen als Wirkort der Chinarinde ansah, vermutete Hahnemann eher eine systemische Wirkung. Er beobachtete an sich selbst nach Einnahme dieses Arzneistoffs Symptome der Malaria und formulierte den Gedanken, dass es einen Zusammenhang mit der Anti-Malaria-Wirkung geben könne.
Lange bevor die moderne Pharmakologie als Phase I der klinischen Arzneimittelprüfung den Test an gesunden Probanden vorschrieb, hatte Hahnemann dieses Verfahren also schon im Selbstversuch an sich selbst angewandt. Handelt es sich aber um ein Schlüsselexperiment, mit dem das Simile-Prinzip der Homöopathie steht und fällt? Sowohl Anhänger als auch Gegner der Homöopathie haben diesen Standpunkt vertreten.
Die Ärztin Dr. Birgit Lochbrunner hat in ihrer an der Universität Ulm angefertigten Dissertation den "Chinarindenversuch" aufgrund der historischen Quellen neu eingeordnet und bewertet. Sie kam zu dem Ergebnis, dass er im Allgemeinen überwertet wird, aber dennoch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Konzeptes der Arzneimittelprüfung am Gesunden gespielt hat. Es ist einleuchtend, dass dieses Konzept nicht von Anfang an vollkommen war, sondern im Laufe der Zeit einige Verbesserungen erfahren hat. Schon deshalb kann man den Chinarindenversuch nicht als Musterbeispiel einer homöopathischen Arzneimittelprüfung ansehen.
Birgit Lochbrunner hat für ihre Dissertation den Hans-Walz-Förderpreis erhalten, mit dem alle zwei Jahre Forschungen zur Geschichte der Homöopathie ausgezeichnet werden, die außerhalb des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart angefertigt worden sind. In einer Feierstunde, die am 30. November in diesem Institut stattfand, würdigte der stellvertretende Institutsleiter Prof. Dr. Martin Dinges die Dissertation als einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion für und wider die Homöopathie.
Die Dissertation ist soeben mit einem namhaften Zuschuss der Karl und Veronica Carstens-Stiftung publiziert worden.
cae
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