- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 49/2007
- Schwangerschaft
Arzneimittel und Therapie
Schwangerschaft
Acetylsalicylsäure zur Prävention der Präeklampsie
Eine Präeklampsie, eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung, tritt meist nach der 20. Schwangerschaftswoche auf. Sie zeichnet sich durch eine hohe Morbidität und Mortalität sowohl beim Fetus als auch bei der Mutter aus. Die Auswertung einer Metaanalyse ergab, dass die regelmäßige Einnahme von niedrigdosierten Thrombozytenaggregationshemmern wie Acetylsalicylsäure (ASS) das Risiko einer Präeklampsie moderat aber statistisch signifikant reduzieren kann.
Australische Wissenschaftler von der Universität Sydney gründeten gemeinsam mit Kollegen aus Australien und Großbritannien die Arbeitsgruppe "Perinatal Antiplatelet Review of International Studies" (PARIS). Gemeinsam initiierten sie eine Metaanalyse bezüglich des Auftretens einer Präeklampsie. Dazu wurden die Daten von mehr als 32.000 Schwangerschaften ausgewertet. In die Auswertung wurden von ursprünglich 115 zur Verfügung stehenden Studien, die im Zeitraum von 1985 bis 2005 veröffentlicht wurden und in 33 Ländern stattfanden, nur 31 Studien mit 32.217 Frauen aufgenommen. Ausschlusskriterien waren unter anderem fehlende Randomisierung, Datenlücken, mangelnde Kooperationsbereitschaft der ursprünglichen Studienorganisatoren oder nicht vorhandene Vergleichsgruppen.
Erste Symptome einer Präeklampsie sind ein erhöhter Blutdruck (> 150/95 mmHg), der Nachweis Eiweiß im Harn (über 300 mg in 24 Stunden), geschwollene Beine, Hände oder Gesicht sowie eine plötzliche starke Gewichtszunahme. Nach der Geburt klingen die akuten Beschwerden meist innerhalb weniger Tage ab. Meist dauert es vier bis sechs Wochen, bis der Blutdruck und die Harnwerte wieder normal sind. Geht die Präeklampsie in eine Eklampsie über, treten starke Kopfschmerzen, ein Flimmern vor den Augen, allgemeines Unwohlsein bis hin zu Krampfanfällen auf. Der pathophysiologische Hintergrund zur Entstehung von Präeklampsie ist weiterhin unklar. Es ist jedoch bekannt, dass es durch Komplikationen während der frühen Schwangerschaft zu einer unregelmäßigen Blutversorgung der Plazenta kommen kann, was wiederum Blutgerinnsel und Nekrosen im plazentaren Gewebe zur Folge hat. Dies kann die Blutplättchen und die Blutgerinnung aktivieren sowie zu einem Ungleichgewicht zwischen den an der Blutflussregulation beteiligten Hormonen führen.
Ergebnisse der Metaanalyse
Als wichtigster Studienendpunkt galt es festzustellen, inwiefern sich die Einnahme von aggregationshemmenden Pharmaka positiv auf die Beseitigung dieses Ungleichgewichts und somit auf die Reduktion des Auftretens einer Präeklampsie auswirkt. Als Ergebnis war eine bescheidene präventive Wirkung festzuhalten, die Präeklampsie-Rate sank um etwa 10% (relatives Risiko: 0,90; 95%-Konfidenzintervall: 0,84 bis 0,97). Auch die Anzahl der Frühgeburten (vor der 34. Schwangerschaftswoche) ging um 10% zurück (relatives Risiko 0,90; 95%-KI 0,83 bis 0,98). In zwei weiteren wichtigen Endpunkten, den Mangelgeburten, die ein zu niedriges Geburtsgewicht hatten, und den Totgeburten, konnte hingegen keine signifikante Reduktion festgestellt werden. Insgesamt, so ergab die Auswertung, müssten 51 Schwangere medikamentös behandelt werden um einen der vier Endpunkte zu verhindern (NNT 51). Für Präeklampsie im Speziellen stieg die Number needed to treat auf 114 Frauen. Dies bedeutet, dass die Zahl der Frauen, die zur Vermeidung einer Präeklampsie behandelt werden müssten, recht hoch ist. In Bezug auf unerwünschte Ereignisse wie die Anzahl prä- oder postnataler Blutungen bei den Müttern, Plazentaablösungen, Kaiserschnitte oder Babys, die vor der 28. Schwangerschaftswoche auf die Welt kamen oder gar auf der Intensivstation nachbehandelt werden mussten, ergab die Metaanalyse für keinen der sekundären Endpunkte eine statistisch signifikante Verschlechterung.
In einem kritischen Begleitkommentar zu der Metaanalyse wurde im Lancet angemerkt, dass es bestimmte Grundvoraussetzungen gibt, unter denen eine Präeklampsie sehr wahrscheinlich auftritt. Hierzu zählen Frauen mit Präeklampsie in mehr als einer vorherigen Schwangerschaft oder Frauen mit chronischer Hypertonie und mindestens einer Präeklampsie in der Anamnese. Die Number needed to treat ist in solchen Hochrisikogruppen bezogen auf eine vermiedene Präeklampsie etwas geringer als im Gesamtkollektiv. Nur in diesen Fällen sei daher die Gabe von Acetylsalicylsäure oder ähnlichen Substanzen vertretbar. Da die präventive Wirkung von ASS schon in Hochrisikogruppen nur gering ist, sollte keine allgemeine Empfehlung ausgesprochen werden: Schwangere sollten im Beratungsgespräch auf potenziellen Risiken einer ASS-Einnahme hingewiesen werden. <
QuelleAskie LM, et al.: Antiplatelet agents for prevention of pre-eclampsia: a meta-analysis of individual patient data. Lancet 2007; 369: 1791-8.
Roberts JM, Catov JM: Aspirin for pre-eclampsia: compelling data on benefit and risk. Lancet 2007; 369: 1765-6.
Christian Widua
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.