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Thema der Woche
Billige Pillen in der WiWo
Unter der Überschrift "Billige Pillen bei Schlecker, Lidl, DocMorris & Co – die Discounter mischen den Apothekenmarkt auf" berichtete die Wirtschaftswoche in ihrer Ausgabe 49 vom 3. Dezember 2007 über die Veränderungen auf dem Apothekenmarkt, über Chancen, Risiken und Nebenwirkungen.
Zusammengetragen wurden die Aktivitäten von Celesio (DocMorris), Phoenix (Linda) und das, was Lebensmittelhändler und Drogeriemärkte planen (Rewe, dm, Lidl, Rossmann und Schlecker). Neben Fakten blitzen bei dem Report der WiWo auch immer wieder Meinungen und Einschätzungen durch, die man als tendenziös einstufen muss. So geht die WiWo davon aus, dass "der Europäische Gerichtshof voraussichtlich die Beschränkung kippen wird, dass Kapitalgesellschaften keine Apotheken eröffnen dürfen". Sie beruft sich dabei auf den EU-Binnenmarktkommissar Charlie Mc Creevy, der "zuversichtlich ist, künftig auch Ketten zuzulassen". Schon in zwei Jahren, wenn die Bundesregierung die Vorgaben aus Brüssel in nationales Recht umgesetzt hat, könnte es in Deutschland die ersten Konzernketten geben, meint die WiWo. In einer Grafik aus dem Jahr 2006 schlüsselt die WiWo auf, wer wie viel bekommt, wenn in der Apotheke eine Pillenpackung, die von der GKV erstattet wird, über den Tresen gereicht wird. Für eine Wirtschaftszeitung hätte man sich hier eine aktuellere Darstellung erwartet, zumal hier noch der alte Mehrwertsteuersatz gezeigt wird.
Hier noch einige markante Zitate aus dem Bericht:
- "Es zieht Wettbewerb in eine seit Jahrhunderten zuerst durch Zunftordnung und heute durch das Apothekengesetz vor Konkurrenz geschützte Branche ein: Da aller Voraussicht nach in Deutschland viele Wettbewerber hart miteinander konkurrieren werden, dürfen sich die Verbraucher auf niedrigere Preise für die rezeptfreien Pillen freuen."
- "Eine gute Pharmazie bringe eine Gewinnmarge zwischen fünf und zwölf Prozent vor Steuern, heißt es in der Branche."
- "Längst haben sich die Konzerne auf den Fall des sogenannten Fremdbesitzverbotes vorbereitet, Apothekenkooperationen aufgebaut, die sich bei Bedarf zur Kette umwandeln lassen, sich die besten Standorte gesichert, Vorverträge geschlossen und Absprachen getroffen."
- "Der Verbraucherschützer erwartet von den künftigen Kettenapothekern jedoch in jedem Fall höhere Sorgfalt und Kundenorientierung als von den gegenwärtigen selbstständigen Pharmazeuten: ‚Wenn ein einzelner Laden einer Kette beim Service oder bei der Qualität der Arzneimittel in Verruf gerät, fällt dies auf die gesamte Marke zurück. Daher haben die Ketten einen viel größeren Anreiz, darauf zu achten’."
- "Meist hält noch nicht mal ein Strich auf dem Fußboden andere Kunden auf Abstand, wenn es am Tresen um peinliche Probleme geht."
- "Über Verbesserungen wie mehr Diskretion könne man natürlich reden, sagen die Standesvertreter. Doch alles in allem habe sich das System bewährt. Für die Apotheken stimmt das ja auch. Die Zunftbrüder brauchten jahrhundertelang keine Konkurrenz zu fürchten."
- "Für Deutschland hat Vorstandschef Fritz Oesterle vorgesorgt. ‚Celesio wird in der Lage sein, beim Preis und beim Service gegen Discounter zu punkten’, verspricht er schon mal."
- "Linda investiert inzwischen auch in Fernsehwerbung, erst kürzlich startete ein neuer Spot. ‚Gerade das Linda-Konzept könnte im Ernstfall schnell scharf gestellt und in eine Kette umgewandelt werden, sagt ein Wettbewerber."
- "Auch Schlecker, so berichten Insider, will künftig im Medikamentenmarkt mitmischen. Vor einigen Wochen hat das Regierungspräsidium Tübingen dem Apotheker Klaus Hübner, der dem Unternehmen Schlecker nahe steht, eine Lizenz für einen Pharmagroßhandel erteilt."
- "Um erfolgreich zu sein, müssen die Discounter aber genügend Apotheker finden, die bereit sind, für sie zu arbeiten. Viele Pharmazeuten dürften es auch künftig vorziehen, um ihre Selbstständigkeiten zu kämpfen, statt für eine Kette zu arbeiten."
- "Von den heute rund 20.000 selbstständigen Apotheken dürften in einigen Jahren noch 8000 übrig sein, schätzt Berater Brodtkorb." diz
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