DAZ aktuell

Initiative gegen Magersucht

Ministerinnen kämpfen gegen den Schlankheitswahn

(ral). Jeder fünfte Deutsche zwischen elf und 17 Jahren – vorrangig Mädchen – leidet unter Essstörungen. Gegen diese Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen will die von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, Familienministerin Ursula von der Leyen und Bildungsministerin Annette Schavan gemeinsam mit "Emma"-Herausgeberin Alice Schwarzer ins Leben gerufene Initiative "Leben hat Gewicht – gemeinsam gegen den Schlankheitswahn" ankämpfen.

Bei der Vorstellung der Initiative am 12. Dezember in Berlin forderte Schmidt eine breite gesellschaftliche Debatte und griff insbesondere die Modeindustrie an: "Magermodels gehören weder auf den Laufsteg noch in die Werbung." Auch Schavan schlug in diese Kerbe und drängte darauf, den "verführerischen und zerstörerischen" Bildern extrem dünner Prominenter andere Vorbilder entgegenzusetzen. Sie appellierte an die Medien, daran mitzuwirken. Und Schwarzer bekräftigte dies mit den Worten: "Dürr darf nicht länger als schick gelten, sondern muss ein Schock sein".

Ein Schwerpunkt der Initiative soll die Aufklärung sein. Vor allem Eltern müssten in der Lage sein, Warnsignale zu deuten und so früh wie möglich gegenzusteuern, sagte Familienministerin von der Leyen. "Die Magersucht ist überwiegend weiblich und sehr jung", sagte sie. Von zehn Magersüchtigen seien neun Mädchen oder junge Frauen. Die Ursachen lägen meist in der Ablehnung der körperlichen Entwicklung in der Pubertät. "Essstörungen sind ein verzweifelter Schrei einer schwachen und ungeliebten Persönlichkeit", erklärte die Familienministerin. Daher komme es entscheidend auch auf Prävention schon im Kindergarten und in der Grundschule an. "Wir müssen Kinder zu starken Persönlichkeiten erziehen."

"Verlogene Kampagne"

Der Sprecher des Deutschen Werberates, Volker Nickel, wies die Kritik an der Werbung zurück. Die Politik mache es sich viel zu einfach, wenn sie wieder nur mit dem Finger auf die Werbung zeige, sagte Nickel in einem Interview im Saarländischen Rundfunk. Entscheidend sei vielmehr die Verantwortung der Eltern. Das traue sich aber kein Politiker zu sagen. Nickel warf der Politik deshalb "populistische Verlogenheit" vor.

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