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Arzneimittel und Therapie
Altersabhängige Makuladegeneration
Antikörper Ranibizumab verbessert den Visus
Bei der Behandlung der exsudativen altersabhängigen Makuladegeneration zeichnen sich deutliche Fortschritte ab. Denn das Antikörperfragment Ranibizumab bewirkt nicht nur eine Progressionshemmung sondern bei vielen Patienten sogar wieder eine Verbesserung der Sehkraft. Seit dem 24. Januar 2007 ist Ranibizumab (Lucentis®) in Deutschland zugelassen, die Markteinführung ist für Mitte Februar 2007 geplant.
Die Auswirkungen der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) sind für Gesunde schwer vorstellbar: Mitten im Gesichtsfeld prangt ein grauer Fleck, der Visus ist in schweren Fällen so gestört, dass alltägliche Verrichtungen wie Autofahren und sogar Lesen oder Fernsehen unmöglich werden. Denn die Betroffenen sehen ihre Umwelt verschwommen, verzerrt und nur noch in Auszügen. Die Einschränkungen und die Belastung sind enorm, ganz davon abgesehen, dass die exsudative AMD in den Industrienationen die häufigste zur Erblindung führende Netzhauterkrankung darstellt. Von der Störung betroffen sind in Deutschland rund 4,5 Millionen Menschen, wobei die Inzidenz der Erkrankung infolge der zunehmenden Lebenserwartung deutlich ansteigt. So wird in den kommenden 25 Jahren mit einer Verdreifachung der Krankheitszahlen gerechnet.
Ursache der exsudativen oder auch feuchten altersabhängigen Makuladegeneration, die sich damit von der sogenannten trockenen AMD abgrenzt, ist die Bildung neuer Blutgefäße, die aus der Aderhaut (Choroidea) in die Netzhaut (Retina) und hier in die Makula, also den Bereich des schärfsten Sehens, einwachsen und aus denen Blut und Flüssigkeit in die Umgebung austritt. Getriggert wird dieser Prozess der choroidalen Neovaskularisation durch den Wachstumsfaktor VEGF (vascular endotheliale growth factor) und konkret durch VEGF-A. Durch die Zulassung des Wirkstoffs Ranibizumab, ein Antikörperfragment, das an alle Subtypen des VEGF-A bindet und so die Aktivierung der Rezeptoren VEGF-1 und VEGF-2 auf der Oberfläche von Endothelzellen hemmt, dürften sich die therapeutischen Möglichkeiten bei der exsudativen altersabhängigen Makuladegeneration nunmehr deutlich verbessern. Denn während durch die bisherigen Behandlungsoptionen bestenfalls ein Stillstand der Krankheitsprogression zu erzielen war, zeigt sich unter dem neuen Antikörper bei vielen Patienten sogar eine Visusverbesserung.
Dies belegen klinische Studien wie beispielsweise die MARINA-Studie (Minimally Classic/Occult Trial of the Anti-VEGF Antibody Ranibizumab in the Treatment of Neovascular AMD), eine multizentrische, randomisierte Doppelblindstudie bei Patienten mit minimal klassischer oder okkulter feuchter AMD, die mit dem Antikörperfragment (einmal monatliche intravitreale Injektion) oder mit Scheininjektionen behandelt wurden. Die aktuellen ZweiJahresdaten der Studie belegen, dass bei rund 90% der Patienten durch Ranibizumab ein Stillstand der Erkrankung, definiert als Verlust der Sehschärfe um weniger als 15 Buchstaben auf der ETDRS-Sehtafel (Early Treatment for Diabetic Retinopathy Study), erzielt wurde. Dies wurde in der Kontroll-Gruppe lediglich bei 53% der Patienten gesehen.
Verbesserung der Sehkraft
Bemerkenswerter ist nach Angaben von Experten jedoch ein anderer Befund: So wurde bei 33% der Patienten unter dem Antikörperfragment Ranibizumab eine Verbesserung der Sehkraft um 15 oder mehr Buchstaben auf der ETDRS-Tafel erwirkt. Dies war in der Kontrollgruppe nur bei 4% der Patienten der Fall. Im Mittel erreichten die Patienten in der Verum-Gruppe dabei eine Verbesserung der mittleren Sehschärfe um 6,6 Buchstaben, während sich der Visus in der Kontrollgruppe um durchschnittlich 14,9 Buchstaben verschlechterte.
Das positive Resultat bestätigte sich in der ANCHOR-Studie (Anti-VEGF Antibody for the Treatment of Predominantly Classic Choroidal Neovascularization in AMD), in der die neue Behandlungsoption mit der bislang üblichen photodynamischen Therapie (PDT) verglichen wurde. Die Einjahresdaten der Untersuchung zeigen bei 95% der Patienten unter Ranibizumab gegenüber 64% unter der photodynamischen Therapie eine Progressionshemmung und eine Verbesserung der Sehkraft bei 40% der mit dem Antikörper behandelten Patienten und bei nur 6% derjenigen unter der photodynamischen Therapie.
Bedarfsorientierte Behandlung sinnvoll
Erste Nachfolgestudien (PIER-Studie, PrONTO-Studie) deuten nunmehr an, dass sich die günstigen Ergebnisse auch bei einer langfristig reduzierten Zahl an Injektionen sichern lassen, wobei möglicherweise auch eine individuelle bedarfsorientierte Behandlung sinnvoll ist. Darüber hinaus gibt es weitere Studiendaten, die auf mögliche bessere Ergebnisse unter der Kombination des neuen antiangiogenetisch wirksamen Antikörperfragmentes mit der gefäßokklusiv wirksamen photodynamischen Therapie hinweisen. <
QuelleProf. Dr. Frank G. Holz, Bonn; Priv-Doz. Dr. Klaus Dieter Lemmen, Düsseldorf; Prof. Dr. Bernd Bertram, Aachen: Pressekonferenz "Jede Zeile mehr zählt … Lucentis® – eine neue Ära in der AMD-Therapie", Köln, 24. Januar 2007, veranstaltet von der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg.Christine Vetter, freie Medizinjournalistin
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