Arzneimittel und Therapie

Altersbedingte Makuladegeneration

Bevacizumab – preisgünstige Alternative zu Ranibizumab?

Ranibizumab (Lucentis®) ist in den USA seit Juni 2006 zur Behandlung der exsudativen Form der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) auf dem Markt. Bei uns soll es Mitte Februar eingeführt werden. Doch die Therapie ist teuer. Eine Injektion kostet in den USA 2200 US-Dollar, bei uns wird sie 1523,26 Euro kosten. Viele Ophthalmologen setzen schon seit längerem einen anderen, preisgünstigeren VEGF-Antikörper off label zur Behandlung der AMD ein: das Bevacizumab. Die Kosten für eine Injektion belaufen sich hier auf 4 bis 6 Euro.

Bevacizumab (Avastin®) ist wie Ranibizumab ein humanisiertes Antikörperfragment. Seine Bindungsdomäne wurde aus demselben monoklonalen Mausantikörper entwickelt, der auch für Ranibizumab herangezogen wurde. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass Bevacizumab wie ein natürlicher Antikörper über zwei Bindungsarme verfügt, Ranibizumab dagegen ein FAB-Fragment mit nur einem Bindungsarm ist. Daraus ergeben sich Unterschiede in der Molekülgröße und der Pharmakokinetik.

Bevacizumab ist in den USA wie bei uns zur First-line-Behandlung bei metastasiertem Kolon- und Rektumkarzinom zugelassen. Große Studien zu Bevacizumab bei der feuchten altersbedingten Makuladegeneration liegen nicht vor. Der Hersteller soll auch keine Zulassung für Bevacizumab bei AMD anstreben. Lediglich eine Fallserie mit 79 Patienten wird als Beleg für die Wirksamkeit herangezogen. Bevacizumab führte hier nach vier und acht Wochen zu einem mittleren Visusanstieg um drei Zeilen und einem deutlichen Rückgang der Pigmentepithelabhebung. Wegen der deutlich niedrigeren Kosten wird Bevacizumab dennoch off label zur AMD-Behandlung eingesetzt. Für eine intravitreale Behandlung werden Dosierungen von 1 bis 1,5 mg verwendet.

Ranibizumab wird in einer Dosierung von 0,5 mg/0,3 ml für eine Injektion zum Preis von 1523,26 Euro zur Verfügung stehen. Eine Durchstechflasche Bevacizumab mit 400 mg Wirkstoff pro 16 ml kostet bei uns 1549,49 Euro. Die Kosten für eine einmalige intravitreale Injektion liegen danach bei Bevacizumab in einer Größenordnung von 4 bis 6 Euro.

Einer Stellungnahme der Deutschen ophthalmologischen Gesellschaft zufolge kann die Bevacizumab-Stammlösung von 25 mg/ml ohne weitere Verdünnungsschritte unter strikter Einhaltung steriler Kautelen verwendet werden. Damit stellt eine Bevacizumab-Behandlung nach Ansicht der Deutschen ophthalmologischen Gesellschaft eine kostengünstige Off-label-Behandlung für die AMD-Patienten dar, für die noch keine gesicherte Therapie zu Lasten der GKV zur Verfügung steht oder die auf zugelassene Verfahren nicht ausreichend ansprechen.

Augenärzte loben hohes Sicherheitsprofil

Bislang geht die Deutsche ophthalmologische Gesellschaft von einem hohen Sicherheitsprofil einer AMD-Behandlung mit Bevacizumab aus. Bei der intravitrealen Gabe von Bevacizumab ist von einem wesentlich günstigeren Nebenwirkungsspektrum auszugehen als bei einer hochdosierten intravenösen Applikation, wie sie in der Therapie des Kolon- und Rektumkarzinoms notwendig ist. Die intravitrealen Dosierungen seien um den Faktor 400 niedriger als bei systemischer Applikation, wo Nebenwirkungen bei multimorbiden Patienten beobachtet worden seien. Trotz weltweiter Anwendung – die Deutsche ophthalmologische Gesellschaft geht von Behandlungsfällen im vierstelligen Bereich aus – soll es bisher noch keine Berichte über Medikamenten-induzierte Nebenwirkungen nach intravitrealer Bevacizumab-Applikation geben. Der Wirkstoff verspreche gegenüber der Off-label-Therapie mit Triamcinolon ein deutlich geringeres Nebenwirkungsspektrum.

Quelle

Stellungnahme der Deutschen ophthalmologischen Gesellschaft zu aktuellen therapeutischen Möglichkeiten bei der neovaskulären altersabhängigen Makuladegeneration. Mai 2006.

Schlaganfallrisiko durch Lucentis® www.aerzteblatt.de, 29. Januar 2007.

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Schlaganfallrisiko unter Ranibizumab erhöht
Soeben hat der Hersteller von Ranibizumab in den USA amerikanische Augenärzte darüber informiert, dass nach einer Zwischenauswertung einer Sicherheitsstudie zu Ranibizumab (Safety Assessment or Intravitreal Lucentis for AMD, SAILOR-Studie) das Schlaganfallrisiko durch die Behandlung dosisabhängig erhöht wird. Nach durchschnittlich 230 Tagen hatten 0,3% aller mit 0,3 mg Ranibizumab behandelten Patienten einen Schlaganfall erlitten, unter einer 0,5-mg-Behandlung waren 1,2% der Patienten betroffen. Patienten mit einem Schlaganfall in der Anamnese waren besonders gefährdet. Was diese Daten für die Sicherheit der Off-label-Anwendung bei Bevacizumab bedeuten, ist unklar. Da mit Bevacizumab keine kontrollierten Studien durchgeführt wurden und bislang auch nicht initiiert worden sind, kann die Frage zum Schlaganfallrisiko unter Bevacizumab nicht sicher beantwortet werden
Quelle
Dear Health Care Provider-Letter der Firma Genentech, San Francisco, USA, vom 24. Januar 2007.
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Altersabhängige Makuladegeneration: Pegaptanib erhält das Sehvermögen

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