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Eröffnung Pharmacon Davos 2007
Den Apotheker als Heilberuf offensiv stärken
DAVOS (ck). "Wir haben keine Wahl – wir müssen jetzt und auch zukünftig auf die Pharmazie setzen!" so die Präsidentin der Bundesapothekerkammer (BAK) Magdalene Linz am 4. Februar in ihrer Eröffnungsrede zur 37. BAK-Fortbildungsveranstaltung in Davos, Schweiz. Linz bewertete die aktuellen Regelungen des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes, das der Bundestag vor wenigen Tagen absegnete, weder als Sieg noch als Niederlage für die Apotheker, sie folgen einfach einem "Diktat der Vernunft".
Zwar sollen die Apotheken den Krankenkassen ab 1. April einen Rabatt von 2,30 Euro pro Packung einräumen, die "Höchstpreise" sind aber erst einmal vom Tisch. Kein Grund, die Sektkorken knallen zu lassen, meinte Linz, denn es kommen auch in Zukunft finanzielle Belastungen auf die Apotheker zu. Aber es werden bewährte Strukturen erhalten, die zum Wohle des Patienten sind, da er auch in Zukunft wohnort- und zeitnah und ohne Schnäppchenhascherei alle pharmazeutischen Dienstleistungen rund um die Uhr flächendeckend erhalten kann.
Große Sorge bereitet Linz jedoch die Entwicklung im Saarland, wo mit wohlwollender Unterstützung und auf Betreiben des zuständigen Ministeriums unter Bezugnahme auf vermeintlich geltendes EU-Recht einer Apotheke eine Betriebserlaubnis erteilt worden ist, deren Besitzer kein Apotheker, sondern eine ausländische Kapitalgesellschaft ist. Es ist unglaublich schwierig, diese Rechtsprechung nachzuvollziehen, denn "es gibt geltende Gesetze, die in Deutschland einzuhalten sind". Warum sollen diese nicht auch für Ausländer gelten, die sich in Deutschland betätigen? Kann sich einfach jede Landesregierung und jedes Gericht auf vermeintlich geltendes EU-Recht berufen und sich über geltendes deutsches Gesetz hinwegsetzen? Man muss sich die Frage stellen, ob Deutschland überhaupt noch als parlamentarische Demokratie bezeichnet werden kann, so Linz.
Arzneimittelsicherheit thematisieren
Eine weitere bedrohliche Ausfransung des bestehenden Systems sieht Linz in dem Urteil des OVG Münster, wonach die Drogeriemarktkette dm weiterhin einen Bestell- und Abholservice für Arzneimittel betreiben darf. Auch wenn dieser im Moment noch nicht sehr professionell wirke, wie Linz nach persönlicher Vorortbesichtigung feststellte, sollte man die Gefahr nicht klein reden. Zudem scheint hier mit zweierlei Maß gemessen zu werden, wie die BAK-Präsidentin anmerkte: Von Apothekern betriebene Rezeptsammelstellen bedürfen einer behördlichen Genehmigung, deren Erteilung an strenge Auflagen gebunden ist. Für dm gilt dies offensichtlich nicht. Für Linz stellt sich die Frage, ob denn die Arzneimittelsicherheit bei dm weniger gefährdet ist als bei Rezeptsammelstellen, die von Apothekern betrieben werden? Von Apothekern wird – zu Recht – eine qualifizierte Ausbildung verlangt und hohe Anforderungen an den Betrieb der Apotheke gestellt. Soll dies alles nicht mehr gelten, wenn die Arzneimittel zukünftig in einer Drogerie zwischengelagert werden, damit sie irgendwann von den Kunden abgeholt werden können? Das, so Linz, passt einfach nicht zusammen. Offensichtlich hat auch die Politik sich schon besorgt über diese Entwicklung geäußert. Linz betonte eindringlich, dass die Problematik von Qualität, Sicherheit und Beratung gerade jetzt wieder zunehmend diskutiert und thematisiert werden sollte, damit die Bedeutung der Arzneimittelsicherheit verstärkt in den Fokus von Politik und Öffentlichkeit rückt.
Auch wenn der eine oder andere angesichts der aktuellen Entwicklungen darüber nachdenken mag, ob er weiter die Pharmazie hochhalten oder sich mit seiner Apotheke dem scheinbaren Zeitgeist anpassen soll – für Linz stellt sich diese Frage nicht: "Wir müssen jetzt und auch zukünftig auf die Pharmazie setzen!" Es gilt, den Heilberuf Apotheker offensiv zu vertreten und eine hochwertige pharmazeutische Leistung für jeden Kunden in der Apotheke persönlich erlebbar zu machen.
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