Fortbildungskongress

Modernes Wundmanagement

Die richtige Versorgung akuter und chronischer Wunden

In der Wundbehandlung hat sich ein Paradigmenwechsel weg von der trockenen hin zur ideal feuchten Wundbehandlung vollzogen. Hierzu steht eine Vielzahl von Wundauflagen zur Verfügung. Dr. Wiltrud Probst, Kreiskrankenhaus Heidenheim, gab in ihrem Vortrag einen Überblick über die modernen Wundauflagen und die wichtigsten Grundregeln, die für ein effektives Wundmanagement und damit für die Versorgung akuter und chronischer Wunden notwendig sind.

Um eine Wunde erfolgreich zu behandeln, sind folgende fünf Aspekte von grundlegender Bedeutung:

  • Die Wundbeurteilung: Wie sieht die Wunde aus, handelt es sich um eine akute oder chronische Wunde?
  • Der kausaltherapeutische Ansatz. Chronischen Wunden liegen Grunderkrankungen zugrunde, deren Therapie Voraussetzung für eine erfolgreiche Wundbehandlung ist.
  • Die Störfaktoren der Wundheilung. Alles, was den Heilungsprozess stört muss vermieden oder ausgeschaltet werden.
  • Das idealfeuchte Wundklima.
  • Die saubere Wunde als Grundvoraussetzung für die Heilung

Die Wahl der Wundversorgung und der passenden Wundauflage wird durch die Beschaffenheit der Wunde bestimmt. Moderne Wundauflagen sollen helfen, ein idealfeuchtes Klima für den Heilungsprozess zu schaffen. Eine trockene Wunde, so Probst, ist eine tote Wunde. Am Heilungsprozess beteiligte Enzyme und Zellen seien auf ein feuchtes Milieu angewiesen. Weiterhin zeichnen sich moderne Wundauflagen dadurch aus, dass sie nicht mit dem Wundgrund verkleben und mehrere Tage auf der Wunde verbleiben können. Zu diesen Wundauflagen zählen Alginate, die bei nässenden, blutenden und infizierten Wunden eingesetzt werden. Sie sind dank ihrer watteähnlichen Struktur gut tamponierbar und damit prädestiniert für die Versorgung tiefer Wunden. Hydrokolloid-haltige Wundauflagen bestehen aus einer selbstklebenden quellenden Masse, die Wundexsudat unter Gelbildung aufnehmen kann. Dabei bildet sich eine Blase, die auch das Signal für den Verbandwechsel gibt. Wegen ihrer starken Haftung sind Hydrokolloide in der Wundversorgung einer dünnen Altershaut nur mit Vorsicht zu verwenden. Bei infizierten Wunden dürfen sie keinesfalls eingesetzt werden.

Die höchste Exsudataufnahme lässt sich mit Schaumstoffen erzielen. Mit diesen Meistern des Exsudatmanagements, so Probst, werde die Haut sehr geschont und würde nicht mazerieren. Da die absorbierten Flüssigkeitsmengen auch unter Druck festgehalten werden, sind solche Wundauflagen ideal bei Ulcus cruris, da der zur Behandlung der venösen Insuffizienz notwendige Kompressionsverband angelegt werden kann. Hydrogele stehen in Form von streichfähigen Gelen oder transparenten Kompressen zur Verfügung. Mit ihnen lassen sich Nekrosen und Beläge aufweichen. Darüber hinaus werden sie zum Feuchthalten von schwach bis mäßig sezernierenden Wunden eingesetzt. Nicht nässende Wunden wie Operationsnähte können mit semipermeablen Folien abgedeckt werden. Sie bestehen aus hauchdünnen, selbstklebenden Materialien, die den für die Wundheilung notwendigen Sauerstoff- und Wasserdampfaustausch gewährleisten. Silberhaltige Wundauflagen haben in den letzten drei Jahren eine Renaissance erfahren. Silber, Silberionen, Silbersalze oder Silberkomplexe werden auf unterschiedliche Wundauflagen aufgebracht und verleihen ihnen antimikrobielle Eigenschaften. Sie werden bevorzugt bei infektionsgefährdeten Wunden eingesetzt. In Kombination mit Kohle dienen sie darüber hinaus auch der Geruchsbindung.

Neben den modernen Wundauflagen spielen Lokaltherapeutika wie Spüllösungen zur Reinigung der Wunde und Lokalantiseptika zur Keimreduktion in der Wunde eine wichtige Rolle in der Wundversorgung. Dabei haben Lokalantiseptika die Lokalantibiotika weitgehend verdrängt.

Insgesamt hat der Apotheker im Rahmen des Wundmanagements viele Aufgaben zu übernehmen. Sie reichen von der Beratung, über die Herstellung von Rezepturen bis hin zu Compliance-fördernden Maßnahmen. Probst machte deutlich, dass eine interdisziplinäre Zusammenarbeit Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Wundbehandlung ist.

du

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