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Bessere Versorgung bei Volkskrankheiten
Obwohl die Medikamentenpreise 2007 im Schnitt um 4,6 Prozent gesunken sind, ist der Umsatz mit verordneten Arzneimitteln um 6,4 Prozent auf rund 28 Mrd. Euro angestiegen. 2,6 Prozent hiervon sind der zum 1. Januar 2007 erfolgten Mehrwertsteuererhöhung und damit dem Staat zuzuschreiben. Weitere 2 Prozent gehen auf das Konto der politisch gewollten Ausweitung des Leistungskataloges auf Schutzimpfungen. Die verbleibenden Mehrausgaben der Kassen beruhen Häussler zufolge in erster Linie auf einem Mehrverbrauch – insbesondere von Generika. Dieser zeige sich zwar nicht in einer erhöhten Anzahl abgegebener Packungen – sie wuchs im Vergleich zu 2006 um 2,2 Prozent –, wohl aber an einer gestiegenen Zahl der Tagesdosen (+ 5,8%). Dabei standen nur 12 Prozent der verordneten Menge unter Patentschutz.
Häussler sieht die Mehrverordnungen positiv. Das größte Umsatz-Plus infolge eines vermehrten Absatzes konnten Impfstoffe verzeichnen (+ 380 Mio. Euro). Ihnen folgen Säurehemmer/PPI (+ 219 Mio. Euro), ACE-Hemmer und Angiotensinrezeptorblocker (+ 201 Mio. Euro) und Lipidsenker (+ 131 Mio. Euro). Bei letzteren handele es sich um Substanzen, deren Preise stark gesunken seien, nachdem sie generisch geworden sind, erklärte der IGES-Chef. Dies mache es den Ärzten leichter, sie nun mehr Patienten zu verordnen und damit bestehende Versorgungslücken zu schließen. In Gebieten wie Hypertonie und säurebedingten Erkrankungen käme man damit erst heute dem leitlinienkonformen Versorgungsniveau näher, das eigentlich schon seit Jahren erreicht sein sollte, so Häussler. Von eher untergeordneter Bedeutung für die Ausgabenentwicklung seien dagegen innovative und sehr teure Arzneimittel. Größere Umsatzzuwächse machte das IGES lediglich bei Immunsuppressiva (+ 166 Mio. Euro) und Immunstimulanzien (+ 51 Mio. Euro) aus. "Das zeigt deutlich, dass unser Thema nicht ein zunehmender Einsatz von Scheininnovationen ist, sondern nach wie vor die Versorgungsoptimierung", erklärte Häussler.
Schwere Zeiten für Innovationen?
Für den IGES-Chef hat die bei den Medikamenten zur Behandlung von Volkskrankheiten zu beobachtende Entwicklung aber auch eine bedenkliche Seite: Wenn die Tagesdosis eines ACE-Hemmers nur noch 11 Cent koste, stelle sich für Hersteller die Frage, ob Innovationen, die mit einem so preisgünstigen Präparat konkurrieren müssen, überhaupt noch eine Chance haben. Häussler räumte zwar ein, dass es schon viele gute Wirkstoffe gegen Bluthochdruck auf dem Markt gebe, doch Nebenwirkungen habe jedes; ein "ideales Hypertensivum" gebe es nicht. Ob man auf dieser Stufe stehen bleiben wolle, müsse letztlich von der Gesundheits- und Wirtschaftspolitik beantwortet werden.
Für VFA-Hauptgeschäftsführerin, Cornelia Yzer, zeigt die IGES-Analyse, dass vor allem der Staat und die Versicherten von dem Mehrverbrauch profitieren: Die Steuereinnahmen wachsen und die Versorgung bei Volkskrankheiten verbessert sich. Dazu geselle sich jedoch der "bedauerliche Befund", dass mehr Verbrauch kein Mehr an Innovation mit sich bringe. Innovative Arzneimittel würden auch weiterhin nur zögerlich verordnet, so Yzer. Sie betonte, dass die Hersteller patentgeschützter Arzneimittel von einem Euro Gesamtausgaben der GKV nur 3,8 Cent erhielten – und damit weniger als noch vor einem Jahr.
ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf begrüßte die differenzierte Analyse des IGES: "Die Arzneimittelversorgung ist hoch komplex und vielschichtig. Eine bloße Zahlenschau würde nicht ausreichen, um die Versorgung vieler Millionen Menschen zu beschreiben!".
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