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Selbstvermarktung: Sich verstecken gilt nicht
Bei der Karriereentwicklung geht es immer mehr darum, nicht nur Gutes zu tun, sondern dafür zu sorgen, dass andere dies erfahren. Die DAX-Unternehmen machen es vor. Eine Studie des Wirtschaftsmagazins Capital über die (Selbst-)Darstellung im Top-Management der DAX-Unternehmen beweist, wie intensiv sich die Kommunikationsstrategen um die Außenwirkung und Selbstvermarktung der Vorstandsvorsitzenden kümmern. Anfang Dezember 2006 meldeten die Zeitungen: Werner Wenning, Vorstandschef der Leverkusener Bayer AG, belegt dabei Platz 1.
Eine gelungene Positionierung und Selbstvermarktung wird zum Karrierefaktor. Gerade junge Apothekenmitarbeiter, etwa PTAs und PKAs, die am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn stehen, sollten ihre Kompetenzen und Fähigkeiten gebührend herausstellen – freilich ohne aufzuschneiden. Grundsätzlich gilt: Eigenlob stinkt nicht, zumindest nicht immer! Aber auch den etablierten Kräften in der Apotheke ist zu empfehlen, das Ende der Bescheidenheit zu verkünden und den Mut zu finden, von ihren guten Leistungen öffentlich zu berichten.
Nun steht einem Mitarbeiter keine Presseabteilung zur Seite, die das Geschäft seiner Selbstvermarktung professionell betreibt – das muss er schon selbst übernehmen. Die Kunst dabei besteht darin, die eigenen Verdienste so in den Mittelpunkt zu rücken, dass der Mitarbeiter von Kollegen und Apotheker nicht als Karrierist empfunden wird, der um der Karriere willen "über Leichen geht". Und darum darf nicht zu dick aufgetragen werden – die Kampagne muss Hand und Fuß haben.
Selbstanalyse durchführen
Als Hilfsinstrument bietet sich die so genannte SWOT-Analyse an. Mit dem Kürzel ist gemeint, dass der Apotheker die Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Risiken (Threats) unter die Lupe nimmt, die es hinsichtlich seiner Apotheke gibt (siehe dazu Artikel in Apotheker Zeitung 2007, Nr. 50, S. 6). Warum diese SWOT-Analyse nicht auf die eigene Person anwenden?
Indem der Mitarbeiter seine Stärken und Schwächen, seine Chancen und Risiken analysiert, nimmt er eine Bestandsaufnahme vor. SWOT hilft ihm zu überlegen, in welchen Bereichen er noch an sich arbeiten muss und welche Kompetenzen er zum Gegenstand seiner PR-Kampagne machen sollte. Denn klug ist es, die eigene Person und Persönlichkeit mit einem bestimmten Expertenstatus zu verknüpfen, so dass Kunden, Kollegen, Mitarbeiter und vor allem der Apotheker als Vorgesetzter beim Mitarbeiter Schmitt assoziieren: "Ach ja, der Schmitt, unser Experte, wenn es darum geht, Zusatzverkäufe zu tätigen und Vertrauen zum Kunden aufzubauen. Mal hören, was er dazu sagt!"
"Tue Gutes und sprich darüber"
Nehmen wir an, die Stärke eines Mitarbeiters ist die Fähigkeit, ausgleichend zu wirken. Diese Stärke setzt er bewusst wo immer möglich ein: natürlich vor allem im Kundengespräch – hier hilft sie ihm, gute Kundenbeziehungen aufzubauen. Aber auch in Teamsitzungen und im Gespräch mit Kollegen und Vorgesetzten geht er so vor. Er sucht sich Bühnen, auf denen er seine Stärken und Leistungen angemessen in den Vordergrund stellen kann – "Tue Gutes und sprich darüber".
Er bereitet sich darum auf seine "Bühnenauftritte" vor, indem er sich zum Beispiel gut für die Teamsitzung präpariert und auch Dinge, die niemand von ihm verlangt hat, darstellt und in den Vordergrund schiebt: "Ich habe zu diesem Punkt einmal ein paar Bücher gewälzt und Zeitschriften durchgesehen und eine Checkliste erstellt, wie wir unser Qualitätsmanagement verbessern können ..."
Wer weiß, auf welchen Gebieten er gut ist, hat das Recht, sich etwa in der Teamrunde einzuschalten, sobald er aufgrund seiner Stärken und Kompetenzen etwas Substanzielles zu sagen hat, wozu andere nicht in der Lage oder nicht willens sind. Auf der anderen Seite gehört dazu das Wissen, wann man lieber einmal "den Mund halten" sollte.
Beziehungsnetz aufbauen
"Seht her – ich mache alles richtig": Besserwisserische Menschen, die bei allem und jedem wissen, wie "es" eigentlich gehen müsste, werden von ihrem Umfeld zumeist abgelehnt. Besser ist es, im Berufsleben Eigenheiten zu betonen und sich von der grauen Masse abzuheben und Stromlinienförmigkeit zu vermeiden.
Dabei sollte der Apothekenmitarbeiter authentisch und glaubwürdig bleiben. Er muss voll und ganz hinter dem stehen, was er sagt und tut. Dann wird es ihm nicht übel genommen, wenn er gleich mehrere Verbesserungsvorschläge unterbreitet. Zudem sollte er sich überlegen, welche Menschen im Job-Umfeld für ihn besonders wichtig sind, um zu versuchen, eine Beziehung zu diesen Menschen aufzubauen. Das muss nicht immer sein Chef sein. Im Kollegenkreis wird es ebenfalls Personen geben, die erfahren sollten, welche Stärken er hat. Und wenn er auf zahlreiche Empfehlungen seitens der Kunden verweisen kann, die ihn loben und seine Leistungen anerkennen, ist dies für den positiven Aufbau des persönlichen Images auch nicht von Nachteil.
Der Mitarbeiter sollte seine Selbstvermarktungsaktivitäten also auf diese Zielgruppe konzentrieren. Zudem ist es sinnvoll, diese Aktivitäten stets auf ein konkretes Ziel hin auszurichten. Denn sie dürfen nicht um ihrer selbst Willen in Gang gesetzt werden – der vorausschauende Mitarbeiter plant, warum er sich selbst vermarktet: "In fünf Jahren möchte ich Folgendes erreicht haben ..."
Erfolge feiern
Selbstvermarktung heißt mithin, auf seine eigenen Stärken und Leistungen gebührend hinzuweisen und Kompetenzen zu kommunizieren: nicht übertreibend, aber doch selbstbewusst, zielorientiert und bestimmt. Wie dies ausschaut, ist oft vom Typ und der Situation abhängig – und damit sind wir wieder bei der Authentizität. Wenn der introvertiert veranlagte Mitarbeiter auf einmal beginnt, in der Teamrunde das Gespräch an sich zu reißen und seine "tollen Leistungen" zum x-ten Mal zu betonen, wirkt dies aufgesetzt und gekünstelt. Selbstvermarktung erfordert eine sensible Vorgehensweise – die Werbung in eigener Sache darf nie auf Kosten anderer Menschen geschehen. Allerdings: Wenn der Mitarbeiter einmal gelobt wird, sollte er diese Gelegenheit beim Schopfe packen und die Situation nutzen. Erfolge dürfen gefeiert werden – auch so, dass andere es mitbekommen..
Dr. Michael Madel, freier Autor und Kommunikationsberater
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