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- AZ 46/2008
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dm-Markt: Pharma Punkte bald bundesweit
"Wir werden unseren Service wesentlich verbessern und wesentlich schneller werden", erklärte Klaus Gritschneder, Mitglied der Geschäftsleitung der Europa Apotheek Venlo, am 6. November in Berlin. Der neue Expressservice soll für die 1000 am häufigsten nachgefragten rezeptfreien Medikamente gelten. Wer bis 17 Uhr über das Terminal im dm-Markt seine Bestellung für ein solches Präparat aufgibt, kann es am nächsten Werktag ab 12 Uhr abholen. Versandkosten fallen keine an. Alle anderen Bestellungen, etwa von rezeptpflichtigen Arzneimitteln, können die Kunden nach spätestens zwei Werktagen in ihrem dm-Markt abholen oder sich an eine Wunschadresse liefern lassen. Werden Expressbestellungen mit Rezeptbestellungen kombiniert, dauert die Lieferung ebenfalls zwei Tage. Bislang mussten die Kunden 72 Stunden auf ihre Päckchen aus Holland warten. Die Auslieferung der Medikamente erfolgt derzeit noch über regional unterschiedliche Logistiker. Gritschneder zufolge soll diese Aufgabe aber schon bald nur noch ein privater Logistikpartner ausführen.
Wer seine Bestellung in der Filiale abholt, muss dazu seinen Abholschein vorlegen und sich als Besteller ausweisen. Wird die Sendung von einer Person abgeholt, die nicht der Empfänger ist, so muss auch diese ihre Ausweisnummer hinterlassen. "Damit liegen wir deutlich über dem Standard einer normalen Apotheke", erklärte Gritschneder. Dort frage keiner nach, ob das gekaufte Arzneimittel tatsächlich für einen selbst sei.
Die neuen Terminals sind Gritschneder zufolge auch weitaus bequemer zu bedienen als zuvor. Eine Kundenbefragung habe gezeigt, dass die bisherigen Bestellbögen einigen Kunden Schwierigkeiten bereitet hätten. Nun kann die Bestellung – jedenfalls von OTC-Präparaten – direkt über das Terminal erfolgen. Über Indikationsgebiete oder die Suchfunktion kann das richtige Arzneimittel gefunden werden. Für die Bestellung werden allerdings auch einige persönliche Daten benötigt, die fortan über eine Kundenkarte übermittelt werden. Diese neue Karte ist mit einem Barcode versehen. Wird dieser am Terminal eingelesen und zudem das Geburtsdatum und die Postleitzahl des Bestellers eingegeben, kann die verschlüsselte Datenübertragung erfolgen. "Die Karte ist so konstruiert, dass wir vollkommene Datensicherheit haben" versicherte Gritschneder. Er spekuliert offenbar bereits darauf, dass an den Terminals künftig auch die elektronische Gesundheitskarte zum Einsatz kommen kann. Bis diese eingeführt ist und auch die Funktion des elektronischen Rezepts erfüllt, wird jedoch voraussichtlich noch einige Zeit vergehen. Vorerst wird es daher bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln weiterhin komfortabler sein, ein Bestellformular zu verwenden.
Um Kunden zu gewinnen setzt die Europa Apotheek nicht zuletzt auf den Preis. OTC-Präparate werden mit einem 10%-igen Bonus (maximal 15 Euro) auf den Herstellerabgabepreis beworben; bei Aktionen belaufen sich die Preisnachlässe auf bis zu 40%. Für die Bestellung rezeptpflichtiger Arzneimittel verspricht die Versandapotheke einen Bonus von mindestens 2,50 und höchstens 15 Euro (3% des Arzneimittelpreises). Dies sei möglich, da für holländische Apotheken die Arzneimittelpreisverordnung nicht gelte, erklärte Gritschneder. Tatsächlich ist diese Frage höchstrichterlich noch nicht geklärt. Vielmehr entschieden die Gerichte bisher höchst unterschiedlich. Der Rechtsstreit ist derzeit beim Bundesgerichtshof anhängig.
dm: Gute Kundenresonanz
Wie sich die Kooperation tatsächlich rechnet, bleibt weiterhin ein Geschäftsgeheimnis der beiden Partner. dm-Geschäftsführerin Petra Schäfer verweist lediglich auf die nun geschaffenen Fakten: "Wir würden den Service nicht ausweiten, wenn er heute keine Resonanz fände". Schließlich investiere dm "mehrere Millionen". Zunächst werde man die Pharma-Punkte in sämtlichen Filialen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg aufrüsten bzw. einführen. Dann soll der Rest der Republik folgen. Gefragt nach einer langfristigen Strategie gibt sich Schäfer zurückhaltend. Würde das deutsche Fremd- und Mehrbesitzverbot für Apotheken vom Europäischen Gerichtshof gekippt, würde sich im "Mass Market" dennoch nicht allzu viel ändern, erklärte sie. Die von der Apothekenbetriebsordnung aufgestellten Rahmenbedingungen erfülle heute noch kein Handelsunternehmen. "Ich sage nicht, dass das nicht möglich ist", so Schäfer. Die Frage sei aber, ob sich dies auch betriebswirtschaftlich rentiere..
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