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Aus Kammern und Verbänden
Mehr Profil für die pharmazeutische Praxis
Das 1992 gegründete Europharm Forum ist ein Netzwerk nationaler Apothekerorganisationen aus 32 europäischen Ländern und des Regionalbüros für Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Im siebenköpfigen Vorstand vertritt Karin Graf, Vizepräsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, die Interessen Deutschlands. Ziel des Forums ist es, durch internationalen Erfahrungsaustausch die pharmazeutische Praxis in Apotheken weiter zu entwickeln und spezielle Projekte zur Gesundheitsförderung durchzuführen. So wurden 19 Arbeitsgruppen gegründet, die sich unter anderem mit den Themen Diabetes mellitus, Asthma bronchiale, Raucherentwöhnung sowie allgemeinen Arzneimittelfragen befassen. Acht Arbeitsgruppen haben eine hohe Priorität: Sichere Anwendung von Medikamenten, Psychische Leiden, Krebs, Fettleibigkeit, Influenzapandemie, Gesundheitssysteme, Arzneimittelqualität sowie Aus- und Fortbildung.
Aufklärung über Arzneimittelfälschungen
Die Arbeitsgruppe "Qualitätssicherung – Arzneimittelfälschung" entwickelt eine Leitlinie, die Apothekern die Erkennung von Arzneimittelfälschungen erleichtern und bei Fragen zu gefälschten Arzneimitteln beraten und unterstützen soll. Valide Daten zum Ausmaß von Arzneimittelfälschungen in Europa sollen nationale Apothekerorganisationen in ihren Bemühungen unterstützen, politische Institutionen von den Gefahren gefälschter Arzneimittel und der Notwendigkeit strenger Kontrollen des Internethandels zu überzeugen. Die Arbeitsgruppe umfasst sieben Mitgliedstaaten (Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Makedonien, Schweden, Ungarn), wobei Deutschland von Dr. Mona Tawab (ZL) vertreten wird.
In ihrem Plenarvortrag zur Qualität von Arzneimitteln im Internet präsentierte Tawab die Ergebnisse der ZL-Testkäufe bei illegalen Arzneimittelhändlern. Sie warnte vor der stetig wachsenden Gefahr durch gefälschte Arzneimittel aus dem Internet, denn die Testkäufe von Viagra zeigten z. B., dass 50% der gelieferten Präparate einen Mindergehalt des Wirkstoffs Sildenafil von 50% aufwiesen. Mit diesen Studien nimmt Deutschland in Europa eine Vorreiterrolle ein, weshalb zahlreiche Teilnehmer angekündigt haben, die Ergebnisse auch in ihren Ländern zu präsentieren. Tawab forderte, in der Arbeitsgruppe "Qualitätssicherung" eine Strategie zu entwickeln, um Patienten auf die Gefahren des Vertriebs gefälschter Arzneimittel im Internet aufmerksam zu machen.
Aufgaben der Apotheker bei einer Influenzapandemie
Die Arbeitsgruppe "Influenzapandemie" des Europharm Forums befasst sich mit der Rolle der Apotheker in den Notfallplänen der einzelnen europäischen Staaten und gibt entsprechende Empfehlungen. Mitglieder dieser Arbeitsgruppe sind Frankreich, Großbritannien, Irland, Makedonien, Ungarn und Deutschland, vertreten durch Dr. Daniela Schierhorn, ABDA. Schierhorn und die Vertreterinnen aus Großbritannien und Frankreich skizzierten jeweils die Aufgaben der Apotheker im Falle einer Influenzapandemie in ihren Ländern. Die Arbeitsgruppe wird einen Fragebogen zu den pandemiespezifischen Aufgaben der Apotheker entwickeln und allen Mitgliedsorganisationen zusenden. Nach Auswertung der eingegangenen Antworten soll die WHO informiert werden, welche Verantwortungen die Apotheker im Pandemiefall europaweit übernehmen.
Apotheker in den Gesundheitssystemen
Zur europäischen WHO-Konferenz "Health Systems, Health and Wealth" im Juni 2008 in Estland beabsichtigt das Europharm Forum, konstruktive Vorschläge zur Unterstützung der pharmazeutischen Berufe zu unterbreiten. Die Arbeitsgruppe "Gesundheitssysteme" soll Vorschläge erarbeiten, die Rolle der Apotheker und deren Autonomie bei der Betreuung, Beratung und Aufklärung von Patienten zu stärken. Vertreter Deutschlands in der Arbeitsgruppe ist Mark-Rüdiger Metze, ABDA.
An dem bisher größten Nationalen Diabetes-Präventionsprogramm Ungarns nahmen auch 401 Apotheken teil; sie waren aufgefordert, anhand von Fragebogen Personen mit einem Diabetes-Risiko zu identifizieren, bei ihnen den Blutglucosespiegel zu messen und sie im Bedarfsfall aufzuklären und an einen Arzt zu verweisen. Während der 14-monatigen Aktion registrierten die Apotheker 22.398 Interventionen, was zeigt, welche Rolle sie bei der Früherkennung von Krankheiten spielen können.
Harmonisierung der Qualitätsstandards
Da eine zunehmende Migration von Apothekern aus Osteuropa in westliche Länder zu beobachten ist, befasste sich ein Symposium mit der Verbesserung der Ausbildung und der Etablierung der Good Pharmaceutical Practice in den europäischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion ("Newly Independent States", NIS). Alle Teilnehmer waren sich angesichts der Unterschiede in der pharmazeutischen Praxis einig, die Qualitätsstandards in Europa schnellstens zu harmonisieren.
Am Ende der Generalversammlung waren die Teilnehmer um zahlreiche wertvolle Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern reicher. Deutschland hat die Aktivitäten des Europharm Forums erheblich geprägt und nimmt einen festen Platz bei der Gestaltung der "pharmazeutischen Politik" Europas ein.
Dr. Mona Tawab
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