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ADEXA Info
Gewalt gegen Frauen
Vier von zehn Frauen werden in ihrem Leben Opfer körperlicher Gewalt, jede siebente Frau ist von sexuellen Übergriffen betroffen. Auch in der Ehe ist Gewalt keine Ausnahme, sondern trauriger Alltag in Deutschland. Im Jahr 2006 flüchteten allein in Schleswig-Holstein rund 1100 Frauen mit ihren Kindern vor schlagenden Partnern/Vätern in eines der 16 Frauenhäuser.
Weil viele der Betroffenen nicht wissen, an wen sie sich wenden können, um Beratung, Schutz und Hilfe zu bekommen, wurde in Schleswig-Holstein 2005 die landesweite Frauenhelpline eingerichtet (s. Kasten). Sie richtet sich an Mädchen und Frauen, die von psychischer, körperlicher oder sexualisierter Gewalt betroffen sind oder waren.
Frauenhelpline SHUnter 0 700 999 11 444 ist die Helpline täglich von 15.00 bis 1.00 Uhr zu erreichen, an Wochenenden und Feiertagen von 10.00 bis 1.00 Uhr. Unter www.helpline-sh.de finden Betroffene und Angehörige vielfältige Informationen zum Thema Gewalt und zur Beratungsarbeit der Frauenhelpline. Hier kann man eine geeignete Beratungsstelle suchen und findet hilfreiche Links, auch über Schleswig-Holstein hinaus. Spenden-Hotline: Wenn Sie die Arbeit der Frauenhelpline in Schleswig-Holstein unterstützen wollen, können Sie die Spenden-Hotline 09001-911 444 anrufen. Für jeden Anruf werden 3 Euro über die Telefonrechnung abgebucht und der Helpline gutgeschrieben. |
Die aktuelle Taschentuchaktion, die vom Frauennotruf Kiel (www.frauennotruf-kiel.de) und dem Sozialdienst Katholischer Frauen getragen wird, soll zum einen die Öffentlichkeit für die Gewaltproblematik sensibilisieren und zum anderen auf das Hilfsangebot der Helpline aufmerksam machen. 100.000 Taschentuchpäckchen sollen dafür über die Apotheken verteilt werden. Dazu kommen Flyer und Plakate. Flankiert wird die Kampagne mit einem Kinospot und einem Hörfunktrailer.
ADEXA wünscht den Organisatorinnen viel Erfolg!
Dr. Sigrid Joachimsthaler
KOMMENTAR
Frauen unterstützen FrauenFrauen sind sehr viel häufiger direkter und indirekter Gewalt ausgesetzt als Männer. Dies gilt insbesondere für das soziale und familiäre Umfeld, das doch eigentlich Sicherheit und Schutz bieten soll. Dabei glauben die Betroffenen nicht selten, "selbst schuld" zu sein, wenn der Partner gewalttätig wird. Freunde und Bekannte, selbst nahe Verwandte haben in dieser Beziehung häufig einen "blinden Fleck". Eine Entsolidarisierung durch Familienmitglieder ist leider keine Seltenheit. Dies liegt u. a. daran, dass die Angehörigen sich selber hilflos fühlen und nicht wissen, an wen sie sich für professionelle Unterstützung wenden können. Gewalt in der eigenen Familie ist ein Tabuthema – und aus Scham wird geschwiegen, statt Beratung und Hilfe zu suchen. Auch der Gang zur Polizei ist für viele eine zu große Hürde – unter anderem, weil die betroffenen Frauen es hier wiederum vorwiegend mit Männern zu tun bekommen. Apotheken sind geeignete Orte für diese Aktion, denn Betroffene und Angehörige kommen hierher, ohne sich dabei als Gewaltopfer "outen" zu müssen. Und auch die "normale" Öffentlichkeit kann so mit diesem wichtigen Thema konfrontiert werden. Wir hoffen, dass die Kampagne sowohl die unter Gewalt leidenden Frauen auf Hilfsangebote aufmerksam macht als auch Spenden für die notwendige Arbeit der Helpline mobilisiert. Für uns als Vertreterinnen der Apothekengewerkschaft in Schleswig-Holstein war es daher selbstverständlich, diese Aktion zu unterstützen, die an unseren Arbeitsplätzen durchgeführt wird. Kathrin Niekrenz ADEXA, Landesvorsitzende Schleswig-Holstein |
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