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Arzneimittel und Therapie
Ropinirol retardiert hilft zu längeren On-Phasen am Tag
Dopaminagonisten sind Medikamente der ersten Wahl für die Behandlung von unter 70-jährigen Parkinsonpatienten im Frühstadium der Erkrankung. Aber auch im mittleren und späten Stadium werden sie – dann meist gemeinsam mit Levodopa – erfolgreich eingesetzt.
Allerdings kommt es bei einer Behandlung mit Levodopa (L-Dopa) oft zu Dyskinesien. Ursache dafür könnte die kurze Halbwertzeit von L-Dopa und die damit einhergehende pulsatile Stimulation der postsynaptischen dopaminergen Rezeptoren sein. Diese steht in dem Verdacht, die Rezeptoren plastisch zu verändern und deren Response zu beeinflussen. Ebenfalls nur intermittierend werden die postsynaptischen Dopaminrezeptoren stimuliert, wenn Dopaminagonisten – wie bisher üblich – in mehreren Einzelgaben über den Tag verabreicht werden. Besonders in der Nacht entstehen dann längere Wirkungslücken.
Kontinuierliche dopaminerge Stimulation
Seit Anfang März 2008 steht der nicht-ergoline Dopaminagonist, Ropinirol in Form einer Retardtablette zur Verfügung. Die verzögerte Formulierung der "modulierten Tablette" ReQuip® Modutab wurde in Monotherapie an über 100 Ropinirolnaiven Patienten in frühen Krankheitsstadien untersucht. Die Ropiniroldosis war flexibel. Dabei besserte sich der motorische Teil der UPDRS (Unified Parkinson Disease Rating Scale) von ca. 20 um 10,4 Punkte mit Ropinirol retard (CR) vs. 8,9 Punkte mit sofort freigesetztem (IR) Ropinirol. Die unerwünschten Wirkungen waren weitgehend identisch; mit der Retardformulierung lagen Müdigkeit und Tagesschläfrigkeit etwas niedriger.
In einer anderen Studie wurden fast 400 Parkinsonpatienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien entweder nur mit L-Dopa oder mit L-Dopa und Ropinirol retard behandelt. Ergebnis: In der Verumgruppe verkürzten sich die Off-Zeiten der Patienten, also die Zeiten weitgehender Akinese, von zuvor durchschnittlich neun Stunden um 2,1 Stunden, in der Kontrollgruppe nur um 0,3 Stunden. Die verlängerte On-Zeit wurde nicht durch ein Mehr an behindernden Dyskinesien erkauft. Des Weiteren konnten mit Placebo 164 mg, mit Ropinirol retard dagegen 278 mg L-Dopa pro Tag eingespart werden.
Verbesserung der Schlafqualität
Die kontinuierliche Stimulation der postsynaptischen Dopaminrezeptoren ist außerdem geeignet, die Akinese von Parkinsonpatienten in den frühen Morgenstunden zu verhindern. Diese und andere Schlafstörungen beeinträchtigen die Lebensqualität von bis zu 90% der Parkinsonpatienten, besonders in den Spätstadien der Erkrankung.
Unkomplizierte Ein- und Umstellung
Die Ropinirol-Retardtablette ist zugelassen zur Behandlung des Morbus Parkinson in der Initialbehandlung als Monotherapie, um den Einsatz von Levodopa hinauszuzögern und in Kombination mit Levodopa während des Verlaufs der Erkrankung, wenn die Wirksamkeit von Levodopa nachlässt oder unregelmäßig wird und Schwankungen in der therapeutischen Wirkung auftreten. Bei Neueinstellung auf die Ropinirol-Retardtabletten kann die Aufdosierung rasch erfolgen: In wöchentlichen Schritten von je 2 mg bis zu einer Tagesdosis von 8 mg, die meist ausreicht. Bei Bedarf kann aber in Schritten von 4 mg pro Woche weiter bis zu einer Tagesdosis von 24 mg titriert werden. Einfach ist auch die Umstellung von der dreimal täglichen unretardierten Ropinirol-Gabe auf Ropinirol retard einmal täglich: Sie erfolgt über Nacht, indem die gesamte vorherige Tagesdosis addiert und auf die nächstliegende mit der Ropinirol-Retardtabletten möglichen Tagesdosis umgerechnet wird. Die Retardtabletten können entweder mit einer Mahlzeit oder unabhängig von einer Mahlzeit eingenommen werden. Die dreischichtigen Retardtabletten müssen im Ganzen eingenommen werden und dürfen nicht zerkaut, zerkleinert oder zerteilt werden.
Quelle
Prof. Dr. Wolfgang Jost, Wiesbaden; Prof. Dr. Claudia Trenkwalder, Kassel; Prof. Dr. Heinz Reichmann, Dresden: "ReQuip® Modutab 1 x täglich: Wirksamkeit Tag und Nacht durch kontinuierliche dopaminerge Therapie", Frankfurt/Main, 10. März 2008, veranstaltet durch die GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, München.
Efficacy and Safety Evaluation in Parkinsons DiseaseMonotherapy Study (168), zur Veröffentlichung eingereicht.
Pahwa, A.; et al.: Efficacy and Safety Evaluation in Parkinsons Disease Adjunct Therapy Study (169), Neurology 2007.
Simone Reisdorf, freie Medizinjournalistin
REM-Schlaf-Störung als Frühsymptom
Eine andere Schlafstörung, die sogenannte
REM Sleep Behaviour Disorder (RBD), kann
zusammen mit Störungen des Riechempfindens
ein Frühsymptom neurologischer Erkrankungen
wie M. Parkinson sein. RBD umfasst
Symptome wie Sprechen, Schreien, Um-sich-
Schlagen, Stürze aus dem Bett, Zähneknirschen,
Zittern, Krämpfe und/oder Schlafwandeln
in der Traumphase. Bei bisher unauffälligen
Patienten sollte sie Anlass für eine Parkinsondiagnostik
sein. Behandelt werden
kann sie etwa mit 0,5 bis 2,0 mg Clonazepam.
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