Aus Kammern und Verbänden

Pulverinhalatoren – alles andere als staubtrocken

Dass ein Vortrag über "Pulverinhalatoren" keinesfalls staubtrocken sein muss, bewies Prof. Dr. Peter Kleinebudde, Pharmazeutischer Technologe an der Universität Düsseldorf, am 24. April in Stuttgart auf einer Veranstaltung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, Landesgruppe Württemberg. Rund 70 Apothekerinnen und Apotheker nahmen an dieser (mit zwei Punkten zertifizierten) Fortbildung teil und gingen nicht nur mit vertieftem Fachwissen, sondern auch mit praktischen Tipps für die tägliche Patientenberatung nach Hause.

Nach einigen theoretischen Betrachtungen zum Verhalten von Hilfs- und Arzneistoffpartikeln in Abhängigkeit von ihrer Größe und den auf sie einwirkenden Kräften, erläuterte Kleinebudde die "Tricks", die eine effiziente Pulverinhalation erst ermöglichen. Zum einen gibt es das Prinzip der kontrollierten Agglomeration: Bei der Applikation findet eine Dispergierung der Primärartikel statt. Zum anderen setzt man interaktive Mischungen als Arzneistoffe ein: Mikronisierte Wirkstoffe werden auf der Oberfläche eines groben Trägers, z. B. Lactose, fixiert und bei der Applikation wieder abgelöst. Der Träger lagert sich im Rachenraum ab, wodurch der Patient die Anwendung spürt. Die Desaggregation mithilfe von Energie, die durch das Ansaugen des Patienten, das dadurch entstehende Aufwirbeln und den Luftfluss erzeugt wird, ist die eigentliche "Kunst" des Pulverinhalators. Kleinebudde nannte die zum Einsatz kommenden Geräte "ingenieurtechnische Meisterstücke", in denen sich je nach Bauart auf kleinstem Raum ein System aus Prallplatten, Ventilatoren und Ähnlichem sinnvoll ergänzt.

Viele unterschiedlich ­gebaute Geräte

Das Problem in der Praxis: Auf dem Markt befindet sich eine Vielzahl sehr unterschiedlich gebauter Geräte, jeder Hersteller setzt auf sein eigenes System. Bei allen gibt es – zum Teil geringfügige, zum Teil aber größere – Unterschiede, was die korrekte Bedienung und Anwendung betrifft. Als "Urvater" aller Pulverinhalatoren stellte Kleinebudde den Spinhaler vor. Es folgten interessante Einblicke in die Technologie vieler Weiterentwicklungen des "Urvaters". Aerolizer, Handihaler, Rotahaler, Turbohaler, Easyhaler, Novolizer, Certihaler, MAGhaler – schon allein diese Aufzählung steht für die immer wieder neuen Versuche der Hersteller, die Pulverinhalation zu optimieren und auch Geräte zu schaffen, die wieder befüllbar sind.

Nur bedingt austauschbar

Kleinebudde stellte die Besonderheiten jedes Gerätes vor und gab zu bedenken: Ein beliebiger Austausch einer ärztlichen Verordnung oder gar ein Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Pulverinhalatoren, z. B. aufgrund von Rabattverträgen, sei nur vertretbar, wenn der Patient bei jeder Neuverordnung speziell geschult wird (was zum Beispiel beim Bezug über Versandapotheken zum Problem werden kann). Welches Gerät "das beste" ist, lässt sich, so Kleinebudde, nicht beantworten. Es komme immer auf die individuelle Situation an. Insgesamt stellen die Pulverinhalatoren jedoch heute eine gute Alternative zu den Dosieraerosolen dar und sind auf dem Arzneimittelmarkt fest etabliert. Als wichtigen Vorteil bezeichnete Kleinebudde, dass es bei der Anwendung keine Synchronisationsprobleme gibt und keinen Kältereiz. Auch seien Pulverinhalatoren weniger temperaturempfindlich als Dosieraerosole, manche allerdings feuchtigkeitsempfindlich. Ob Pulverinhalatoren wirklich umweltfreundlicher seien, könne man nicht eindeutig beantworten.

Vorschau

Insgesamt gelang es dem Referenten hervorragend, seine Zuhörer für die spezielle Problematik dieser Darreichungsform zu sensibilisieren. Unüberhörbar war auch der Warnhinweis an diejenigen, die Arzneimittel verschiedener Hersteller generell für austauschbar halten – ohne Rücksicht auf die dahinter stehende Technologie. Der Fortbildungsabend endete – in guter Tradition – mit einer geselligen Nachsitzung, bei der der fachliche Austausch vertieft wurde und aktuelle berufliche Themen zur Sprache kamen. Alle Apothekerinnen und Apotheker aus dem Raum Stuttgart und darüber hinaus sind herzlich eingeladen zur nächsten Fortbildungsveranstaltung der DPhG-Landesgruppe Württemberg am Donnerstag, dem 29. Mai 2008: "Klinisch relevante Arzneimittelinteraktionen – was muss der Apotheker beachten?" Referent ist Prof. Dr. Walter Haefeli aus Heidelberg. Selbstverständlich sind auch Nichtmitglieder der DPhG willkommen! Für die Teilnahme an der Veranstaltung erhalten Sie zwei Punkte für Ihr freiwilliges Fortbildungszertifikat.


rb

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