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Interpharm 2008
Von TPRV-1-Rezeptoren und TTX-resistenten Natriumkanälen
Entzündungsschmerz, etwa bei rheumatischen Schmerzen, Tonsillitis oder Zahnschmerzen, ist der häufigste Schmerz überhaupt. Davon unterschieden wird der neuropathische Schmerz, der auf völlig anderem Wege entsteht – und deshalb auch anders behandelt werden muss.
Entzündung führt zur Sensibilisierung
Bei Entzündungen werden die sensorischen Endigungen der Nozizeptoren im Gewebe sensibilisiert. Dann genügt bereits ein nicht-noxischer Reiz um ein Aktionspotenzial und damit Schmerz auszulösen. Nozizeptoren, also Schmerzfasern, sind polymodal. Sie reagieren auf Hautkneifen ebenso wie auf Kontakt mit einer heißen Herdplatte oder chemischen Reizen. Anders beim neuropathischen Schmerz. Statt einer Sensibilisierung findet sich hier eher ein Funktionsverlust der Nervenfaser. Der Schmerz wird verursacht durch ektopische Entladungen. Diese Erregungsbilder können im Bereich der Nervenläsion, aber auch am Spinalganglion entstehen. "Das kann weit weg von der Schädigungsstelle sein", erläuterte Schaible.
Schmerzmediatoren blockieren
Nozizeptoren verfügen über eine Vielzahl von Rezeptoren, deren Aktivierung zu einer Hyperalgesie führt. Dazu gehören beispielsweise Bradykinin-, Zytokin- und Neuropeptidrezeptoren. Werden sie aktiviert, setzen sie Second-messenger-Systeme in Gang, die dann, so zumindest die Vorstellung, die Erregbarkeit der Ionenkanäle verstellen. Die Bedeutung dieser Rezeptoren und möglicher Antagonisten wird derzeit in Studien untersucht. Als besonders interessantes Target gilt der TRPV1-Rezeptor, der auf peripheren Nozizeptoren gefunden wurde. Er ist ein wichtiges Transduktionsmolekül für schmerzhafte Hitzereize, wird aber auch durch Capsaicin geöffnet und führt dann zum typischen Brennschmerz. "Capsaicin-Antagonisten" gelten deshalb ebenfalls als vielversprechende Option. Auch TNF-alpha-Blocker wirken möglicherweise nicht nur auf den Entzündungsprozess, sondern auch direkt auf die Nozizeption. Zumindest experimentell kann eine mechanisch-induzierte Hyperalgesie durch Etanercept neutralisiert werden. "Und das geht auch, wenn der Entzündungsprozess noch gar nicht deutlich reduziert ist", betonte Schaible.
TTX-resistente Natriumkanäle im Visier
Im Visier der Forscher sind auch die Ionenkanäle. So lassen sich inzwischen Natriumkanäle in TTX(Tetrodotoxin)-sensitive und TTX-resistente Natriumkanäle differenzieren. Während für die Leitung im Axon TTX-sensitive Natriumkanäle verantwortlich sind, sind TTX-resistente Natriumkanäle in die Bildung von Aktionspotenzialen in Nozizeptoren involviert und bieten sich gezielt als Target an. "Der Transduktionsprozess kann eingeschränkt werden ohne die Leitung insgesamt zu beeinflussen", so Schaible. "Wir wollen ja kein Lokalanästhetikum, sondern selektiv eingreifen."
Somatostatin-Agonisten: Konkurrenz für Opiate?
Konkurrenz für die Opioide droht von dem analgetisch wirksamen Somatostatin. Immerhin exprimieren etwa 80% der Nervenfasern Somatostatin-Rezeptoren. Wenn es gelingt sie zu aktivieren, könnte die inhibitorische Seite innerhalb des Schmerzgeschehens verstärkt werden, also genau das erreicht werden, was auch Opiate machen.
bf
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