Interpharm 2008

Wie informieren, wie kommunizieren?

Welche Bedürfnisse hat ein Krebspatient und über welche Möglichkeiten verfügt der Apotheker, um einen Tumorpatienten kompetent zu beraten und seine Compliance zu stärken? Mit diesen Fragen befassten sich im Rahmen eines ADKA-Seminars Dr. Annette Freidank, Fulda, und Michael Höckel, Eisenach.

Der Krebskranke unterscheidet sich von anderen Patienten, da seine Erkrankung in der Regel mit einer tief greifenden Zäsur und existenziellen Ängsten einhergeht. Umso größer ist sein Bedürfnis nach Information und Beratung, da das Nichtwissen die Angst verschlimmert. Sein Wunsch nach Beratung kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein, und es gibt auch Phasen, in denen er nicht auf seine Erkrankung angesprochen werden will. Hier ist bei der Beratung in der Apotheke das notwendige Fingerspitzengefühl erforderlich, um dem Patienten auf der einen Seite nicht zu nahe zu treten, auf der anderen Seite aber die erforderlichen Informationen zu vermitteln. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Kommunikation zwischen Patient und Pharmazeut aufzubauen. Ein passender Gesprächseinstieg ist etwa die Erläuterung supportiver Maßnahmen. So kann der Apotheker bei der Verordnung eines Antiemetikums die Wirkweise des verordneten Medikaments erläutern und dessen Nutzen hervorheben und den Benefit der Therapie betonen. Zur Unterstützung können Informationsblätter erläutert und mitgegeben werden, um das Besprochene zu vertiefen.

Mit gleicher Sprache sprechen

Bei der Erläuterung erwünschter und unerwünschter Wirkungen sollten alle Betreuer des Patienten – das heißt Arzt, Pharmazeut, Pflegedienste – einheitliche Informationen weitergeben, um den Patienten nicht zu verunsichern. Ferner sollte sich die Beratung nach dem Informationsstand des Fragenden richten. Folgeberatungen sind in der Regel kürzer als die Erstberatung oder umfassen weitere Themen wie etwa komplementäre Maßnahmen, Verweise auf Selbsthilfegruppe, pharmazeutisch-klinische Probleme, Spätreaktionen (Haarausfall, Hautprobleme etc.). Neben der sachlichen Vermittlung von Informationen muss der Apotheker auch bereit sein, die Verantwortung für seine Beratung zu tragen und fähig sein, eventuell auftretende Probleme zu lösen.


Ziele der pharmazeutischen Beratung


  • Optimierung der Arzneimitteltherapie
  • Erkennen und Lösen arzneimittelbezogener Probleme
  • Übernahme von Verantwortung durch den Apotheker
  • Beurteilung der Therapie aus der Sicht des Patienten
  • Kooperation mit Vertretern der Heilberufe
  • Verbesserung der Lebensqualität des Patienten

Compliance fördern

Ein weiteres wichtiges Ziel der pharmazeutischen Betreuung ist die Förderung und Unterstützung der Compliance. Dies ist in der Tumortherapie bei Dauermedikationen – wie etwa der Einnahme von Aromatasehemmern nach Brustkrebs oder bei der Verordnung oral einzunehmender Zytostatika – besonders wichtig, da diese Verschreibungen in einen Zeitraum fallen, in dem sich der Patient nicht mehr in der engmaschigen Kontrolle der stationären oder ambulanten Betreuung befindet. Sind oral einzunehmende Zytostatika verordnet, muss sich der Apotheker vergewissern, ob der Patient über Art und Dauer der Einnahme informiert ist; auf mögliche Therapiepausen ist eindringlich hinzuweisen. Des Weiteren sollten mögliche Interaktionen mit weiteren Arzneimitteln abgeklärt werden. Dies gilt auch für Medikamente aus dem OTC-Bereich – Stichwort Johanniskraut –, die die Wirksamkeit der verordneten Tumortherapeutika beeinflussen können.


pj

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