Prisma

Ist Gefühlskälte eine Krankheit?

Wenn ein Mensch nicht in der Lage ist, mit anderen mitzufühlen oder Gefühle auszudrücken, liegt das nicht einfach an seiner Persönlichkeitsstruktur, sondern möglicherweise an einer Störung im Informationsaustausch im Gehirn.

Amerikanische und italienische Wissenschaftler untersuchten das Phänomen der Alexithymie (die Unfähigkeit, Gefühle wahrzunehmen und zu beschreiben) in einer Studie mit 300 Studenten. Sie mussten einen Fragebogen ausfüllen, der den Alexithymie-Grad ermitteln sollte. Bei je acht Probanden mit sehr hohen bzw. sehr niedrigen Werten wurde anschließend eine transkranielle Magnetstimulation durchgeführt. Dazu wurde in je einer Gehirnhälfte der für Bewegungen zuständige Teil der Großhirnrinde gereizt und der Effekt am Streckmuskel des kleinen Fingers abgelesen. Ergebnis: Bei Probanden, die ihre Gefühle stark empfanden, zeigte sich ein klarer Hemmeffekt: War dem eigentlichen Reiz ein nur schwacher Puls in der anderen Gehirnhälfte vorausgegangen, stieg die Aktivität im zugehörigen Fingermuskel weniger stark an. Bei gefühlskalten Teilnehmern fiel der Effekt deutlich schwächer aus. Nach Ansicht der Forscher deutet das darauf hin, dass die Informationsübertragung via Balken bei Personen mit Alexithymie weniger gut funktioniert.


ral


Quelle: Romei, V. et al.: Psychother. Psychosom., Vol. 77(3), 175-181 (2008).

Das könnte Sie auch interessieren

Fremdsprache trennt und verbindet Gehirnareale

Neue Sprache, neues Hirn

Ein Plädoyer für die Akzeptanz und frühzeitige medikamentöse Behandlung

„Insulin“ für psychische Erkrankungen

Bionorica launcht Bionorica® Derma Line

Neue Hautpflege mit Ingwer und Cannabidiol

Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Kommunikation

Er sagt … Sie versteht …

Epidemiologische Daten nicht aussagekräftig

Pyrethroide unter Verdacht

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.